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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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genau wie die Angst. Er freute sich fast über die Schläge. Schließlich war Anna tot, und je härter Jack zuschlug, desto eher würde er wieder bei ihr sein. Und das war alles, was zählte. Ein Schleier hatte sich zwischen Toms Augen und die Welt gelegt, aber wenn er Saras Gesicht so betrachtete, hatte er das Gefühl, einen seltsamen Frieden darin zu entdecken. Warum war sie überhaupt hier reingelaufen, fragte er sich, wo sie doch unweigerlich in der Falle sitzen würde? Nun, vielleicht wollte sie es zu dem Telefon auf dem Nachttisch schaffen …
    Tom sah, wie Jack sich bückte und in dem Krempel auf dem Boden kramte, bis er den Schlüssel für den Lagerraum gefunden hatte. »Mir kann’s ja egal sein«, meinte Jack. »So viele Lager gibt es in Chicago nicht. Irgendwann finde ich schon das richtige.«
    Die Vorstellung, dass Jack triumphieren könnte, fachte Toms Wut wieder an. Tatsächlich schmerzte sie ihn mehr als seine gesammelten Verletzungen – doch sie reichte nicht aus, denn Anna war tot.
     
    Annas Füße brannten, der Schnitt auf ihrer Wange glühte, sie hörte die Schritte in ihrem Rücken. Aufgeholt hatte der Mann wohl nicht, aber sie war auch nicht gerade dabei, ihn abzuhängen.
    Nur ein kleines Stück noch. Du musst es schaffen. Tom braucht dich.
    Sie raste die Gasse hinunter, strich mit einer Hand die Mauer entlang. Direkt vor ihr lag die rettende Straße. Die Schritte des Mannes wurden lauter, als sie auf einmal in blendendes Sonnenlicht eintauchte. Sie war genau dort gelandet, wo sie landen wollte.
    Schon merkwürdig, wie das Ding von Anfang an ihren Blick auf sich gezogen hatte, schon vor Wochen, als sie es zum ersten Mal registriert hatte. Als hätte sie es bereits damals gewusst. Es war schwerer, als sie gedacht hatte, und es fühlte sich wunderbar an.
    Anna fuhr herum und lehnte sich auf die Motorhaube, stützte die Arme auf das zersplitterte Sicherheitsglas. Jede Sekunde, die verging, war eine Qual – eine weitere Sekunde, die sie nicht für Tom da sein konnte. Die Angst um ihren Mann, die Verzweiflung und der Hass kochten in ihr hoch wie ein einziger, gellender Schrei.
    Als der Mann aus der Gasse gehetzt kam, ließ Anna los. Sie brüllte Wörter, die sie selbst nicht verstand, zielte mit der Pistole, die sie Halden abgenommen hatte, und drückte ab, nochmal und nochmal, bis die Brust des Mannes von roten Punkten übersät war, bis er nach hinten kippte und die Wand hinabglitt mit einem festgefrorenen Ausdruck des Unglaubens auf dem Gesicht, bis die Pistole nur noch hohl klickte, statt sich in ihrer Hand aufzubäumen.
     
    Nach dem nächsten Schlag schwoll sein linkes Auge zu. Toms Magen drehte sich um, und er wusste, dass das Ende nah war – er sah es in Jacks Augen, als sich der Mann vor ihm hinkniete.
    »Na gut, Tom. Erspar mir die Mühe. Sag mir, wo das Geld ist, und du kommst lebend hier raus.«
    Was für einen Unterschied machte es schon? Jack würde das Geld sowieso früher oder später finden. Und zwischen Tom und Anna stand nichts weiter als eine einzige Kugel.
    Dann dachte er daran, dass es Jack war, der sie getötet hatte, dass er ihr Leben in Stücke gerissen, dass er Sara umgebracht, dass er ihnen alles genommen hatte, und zwar für Geld, für nichts als Geld, für bedruckte Papierfetzen. Tom richtete sich auf, so gut es ging, doch er konnte seinen Körper kaum kontrollieren. Er schmeckte Blut aus seiner gebrochenen Nase, hustete gurgelnd – und lächelte. »Fick dich.«
    Jack erstarrte, und Tom spannte die Muskeln in Erwartung des nächsten Schlags an. Aber dann lachte Jack nur leise in sich hinein. »Weißt du was? Irgendwie mag ich dich. Das heißt, eigentlich euch beide. Ihr habt wirklich Mumm.« Abermals lachte er und tätschelte Tom die Backe. »Find ich gut, dass du die Sache wie ein Mann nimmst, dass du dich endlich deiner Verantwortung stellst.« Er stand auf und wich einen Schritt zurück. »Hat lang genug gedauert.«
    Jetzt trat Jack zur Seite, und Tom erkannte plötzlich, warum Sara ausgerechnet in dieses Zimmer geflohen war: Das metallische Blitzen, das ihm schon vorhin aufgefallen war, kam von einer Pistole. Eine kleine, kompakte Pistole lag unter dem Bett, nur Zentimeter von Saras Hand entfernt.
    Tom schüttelte den Kopf, aber die Pistole verschwand nicht. Mit aller Kraft versuchte er, vorwärts zu robben.
    Aber seine Glieder waren wie Blei, sein ganzer Körper glühte. Er konnte sich nicht bewegen. Währenddessen schlenderte Jack zurück zu der Wand, gegen

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