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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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getauft. Ladomir sollte es recht sein.
    Der Händler machte sich auf den Weg Richtung Plaza. Hinter ihm ging schweigend ein großwüchsiger Bellarus, der, wie alle Bellaren, ausnehmend attraktiv war. In seiner Linken hielt er einen transparenten Seidenbeutel, in dem zig gläserne Murmeln ruhten, mit seiner rechten Hand umklammerte er einen langen Stab, der ihn selbst noch um einiges überragte. An seinem weißen Gewand baumelte ein weiteres Säckchen, das einen sandähnlichen Inhalt barg, der dazu diente, die Kugeln zum Leuchten zu bringen. Der Bellarus nahm den Stab und angelte damit nach der noch glimmenden Laterne, die, aus hauchdünnem Papier gefertigt, hoch oben an der Decke zu schweben schien. Er füllte vorsichtig ein paar Murmeln nach und ließ eine Hand voll Sand hineinrieseln. Das Licht flammte auf. Zufrieden gab der Bellarus der Laterne einen sanften Schubs, so dass sie sacht zur eindrucksvollen Decke empor schwebte. Da die Lemuren fast nie Tageslicht zu Gesicht bekamen und unmöglich unter freien Himmel treten konnten, hatten sie die gewölbte Tunneldecke kunstvoll mit einem naturgetreu wirkenden Firmament bemalt. Die Via Aurea war den Mopsmännchen wirklich gelungen.
    Als der Bellarus an Ladomir vorbeiging, nickte er ihm stumm zu und hielt unter der nächsten Laterne, um sie zu entzünden. Der Händler grüßte freundlich zurück. Bellaren waren gern gesehene Kunden. Ladomir betrieb am Plaza einen mäßig florierenden Gemischtwarenhandel, und die Bellaren suchten ihn oft auf, um Bartkämme, Perlen oder anderen Tand, der ihre Schönheit unterstrich, zu erwerben. Nur wenige seiner Kunden wussten, dass Ladomir die meisten der knopfgroßen Eichenscheiben mit dem unerlaubten Verkauf von Hexenbüchern machte. Wie vieles von dem, was die Hexen erschaffen hatten, bevor sie endgültig verschwunden waren, waren auch ihre Bücher verboten. Nur bei so praktischen Dingen wie den schwebenden Laternen machten die Lemuren eine Ausnahme. Ladomirs Frau wäre wahrlich entsetzt gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass sie ihren stets wachsenden Wohlstand dem Handel mit Hexenwerk zur verdanken hatten. Also schwieg der Color wohlweislich und lachte sich dabei ins Fäustchen.
    Nach kurzer Zeit war der Händler beim Haus seines Freundes angekommen. Wie alle Privathäuser wohlhabender Kaufleute hatte es eine steinerne Fassade, die den darunter liegenden Lehm verdecken sollte. In das Granitgestein war eine Nische hineingeschlagen worden, in der ein altersschwacher Geier kauerte und schlief. Sein langer Hals umschlang den spärlich befiederten Körper, und der krumme Schnabel steckte tief in seinem dürftigen Federkleid. Alles in allem erinnerte er vielmehr an ein gerupftes Huhn mit einem zu langem Hals. Eigentlich hätte der Geier um diese Zeit bereits wach sein müssen, denn genau das war seine Aufgabe – Er war ein Wächter. Doch er schlummerte zufrieden neben der mächtigen Tür aus reiner Eiche, ein Statussymbol, das den Reichtum seines Besitzers zur Schau stellen sollte. Ladomir war jede Form von Verschwendungssucht zuwider. Dies war auch der Grund, warum er sich bei seinem Freund die jeden Mond erscheinende Kaufmannsrolle für einen Lex zu zwei Ringen auslieh.
    Gerade als Ladomir den Wächter wecken wollte, wisperte eine heisere Stimme dicht an seinem Ohr: »Ich wünsche einen angenehmen Morgen.«
    Der Händler fuhr erschrocken herum. Unbemerkt war ein dicklicher Niptrade an ihn herangetreten, dessen eng anliegendes, glattes Gewand seine Rundungen unvorteilhaft betonte. Den blau schimmernden Bart hatte er mit Fetten geglättet und an seinem Kinn zu einer Schnecke gerollt. Er wirkte genauso schmierig wie die gesamte Gestalt.
    »Hast du was Neues, Color? Das Letzte war wirklich gut, ich habe mich sehr amüsiert«, sagte der Niptrade kichernd. Er beugte sich noch weiter vor, so dass Ladomir seinen nasskalten Atem am Ohr spüren konnte. »Ich meine: ein Hexenbuch«, setzte sein Kunde kurzatmig hinzu. Dabei leckte er sich mit der Zunge begierig über die Lippen. »Vielleicht sogar von der gleichen Hexe wie dieses hier?« Unter seinem Arm klemmte ein geschnürtes Päckchen, das verräterisch zuckte.
    Ladomir stand mit dem Rücken an die Eichentür gepresst und sah sich hektisch nach beiden Seiten um; es war nicht gut, wenn er mit so zwielichtigen Gestalten in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Außer zwei alten Dans jedoch, die in eine Diskussion vertieft den Gang hinunterschlenderten, war so früh am Morgen noch niemand auf den

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