Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Beinen. Schnell wendete Ladomir sein Gesicht ab.
»Nicht hier, Niptrade«, zischte er. »Geh weiter und sprich mich nicht in öffentlichen Gängen an. Wenn du so etwas willst, komm nach Ladenschluss in mein Geschäft – natürlich durch die hintere Wand, wie du weißt«, setzte er flüsternd hinzu.
»Oh, der Herr will sich nicht mit seinem besten Kunden sehen lassen«, antwortete sein Gegenüber vernehmlich.
Die in tiefes Schwarz gehüllten Dans hielten inne und schauten für einen Moment interessiert herüber.
Der Niptrade lachte wie von Sinnen und hielt das zuckende Päckchen in die Höhe. » Hier steht die Wahrheit drin, Ihr weisen Dans, da bringt Euch alle Philosophiererei nicht weiter. Die Hexen wussten, was für abnorme Kreaturen die Menschen sind! Jaaa! Lest ihre Bücher, Ihr Ahnungslosen!«
Auf der anderen Seite flog ein Fenster auf, aus dem eine verschlafene Validin schlecht gelaunt herüber sah. »Gib Ruhe, du wahnsinniger Homorde, du weckst ja die ganze Gasse mit deinen widerlichen Hetzreden! Ich ziehe dir deinen schleimigen Bart lang, wenn du nicht auf der Stelle verschwindest!«, drohte sie mit wilden Gebärden.
Ladomirs fragwürdiger Kunde schien nur wenig beeindruckt. Er warf der kraftstrotzenden Frau einen verächtlichen Blick zu, drehte sich um und keifte im Gehen: »Du vergisst, wem du zu verdanken hast, weit unter der Oberfläche hausen zu müssen, Validenweib! Die Menschen haben uns hierher verbannt! Lies die Hexenbücher!« Er verschwand in einer Seitengasse.
Die Dans hatten inzwischen das Weite gesucht, Auseinandersetzungen mochten sie nicht.
Ladomir wand sich peinlich berührt der Eichentür zu und versuchte ungeschickt, mit der Kaufmannsrolle in beiden Händen, dagegen zu hämmern.
»Nun kündige mich schon an, du stumpfsinniger Geier!«, herrschte er den Wächter neben der Tür an, der endlich erwacht war und die Szene aufmerksam verfolgt hatte. Überheblich schaute der Dämon auf Ladomir hinab. Schließlich krächzte er heiser: »Herrrrrr! Besuch ist da – Ladomirrrrr von den Colorrrren verlangt Einlass.«
Die Tür wurde kurze Zeit später von einem wohlgenährten Händler geöffnet, der eindeutig zu oft seiner Naschsucht gefrönt hatte. Er war in einen teuren, mit bunten Fäden durchwirkten Morgenmantel gehüllt.
»Lado, mein guter Freund!« Der Händler klopfte seinem Gast vergnügt auf die Schulter. »Komm nur herein und lass uns die Neuigkeiten bei ein paar Schokoladenstückchen besprechen …«
Bevor Ladomir antworten konnte, hatte Linus ihn schon durch die Tür bugsiert und schloss sie mit einem letzten Blick über die Schulter.
»Ist der Mensch schon eingetroffen?«, fragte er bemüht beiläufig.
· ~ ·
Timothy stand mit Loo in dem verstaubten Weinkeller der Villa und fragte sich, was er dort sollte. Es war unangenehm kühl. Sein Vater legte größten Wert darauf, dass der Raum bei konstant zehn Grad gehalten wurde. Ein einziges Mal, nämlich bei seinem Einzug, hatte er Timothy in die Gemäuer gelassen, und das nur, um ihm mit erhobenen Zeigefinger zu erklären, dass es ihm strengstens verboten wäre, dieses Heiligtum zu betreten. Selbst Elsa ließ der Hausherr nicht hinein, was die dicke Staubschicht erklärte, die sich über Regale und Flaschen gelegt hatte und nur von den unzähligen Spinnennetzen übertroffen wurde. Timothy beobachtete gerade einen besonders großen Achtbeiner dabei, sein nächtliches Mahl in Form einer Fliege zu vertilgen.
Er hatte den ersten Schreck bereits verdaut und beschlossen, seinen Freund so lange für verrückt zu erklären, bis der ihm das Gegenteil beweisen würde. Doch anscheinend konnte er lange darauf warten. Seit einigen Minuten löcherte Loo ihn mit Fragen über verschiedenste Weine. Dabei hielt er jede zweite Flasche in die Höhe und wollte wissen, ob sie noch genießbar war.
»Loo, was machen wir hier eigentlich? Ich denke, wir haben's eilig? Außerdem ist mir eiskalt, und ich habe wenig Lust, von Elsa mitten in der Nacht in Vaters Weinkeller entdeckt zu werden.«
»Na und? Sie kann mich doch nicht sehen«, antwortete Loo gelangweilt.
» Mich aber, und ich dürfte gar nicht hier sein, ganz abgesehen davon, dass ich ein ziemlich merkwürdiges Perlenkleid trage.«
»Ein Perlen gewand , das sehr aufwändig gearbeitet wurde – nicht bloß ein Kleid «, korrigierte Loo und griff nach einer verstaubten Weinflasche im untersten Regal. Er pustete das Schild frei.
»Aha!«, rief er, als wäre er fündig geworden. »Den kann kein
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