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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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muss jeder Lemur permatieren können. Ansonsten bleiben ihm nur noch Türen, aber das ist ziemlich peinlich in diesem Alter. Siehst du vielleicht was?« Loo deutete auf die unverputzte Ziegelwand.
    »Was soll ich sehen?«, würgte Timothy hervor. In seinem Kopf schwirrte es auf einmal mächtig, was das Kopfheben ziemlich schwierig machte.
    Loo wurde zunehmend nervöser. »Siehst du jetzt etwas?«, fragte er einen Moment später.
    »Ja, eine fette Spinne, die eine Fliege frisst, und einen nervigen Wurzelzwerg mit einer Weinflasche unter der Zipfelmütze«, antwortete Timothy gereizt. Doch in diesem Moment veränderte sich die Wand. »Hey, Moment mal … Da tut sich ja wirklich was! Mein Gott! Es ist … wie bei diesen Bildern, auf die man stundenlang starrt und dann plötzlich … Ist das ein … Kreis? Ein Bogen?«
    »Das Portal«, antwortete Loo. »Kannst du das Wappen erkennen?«
    Timothy kniff die Augen zusammen und sah das Portal immer deutlicher aus der Wand hervortreten. »Na ja … da sind Zweige, die sich irgendwie verknotet haben, ein richtiges Wappen sehe ich nicht.«
    »Das ist unser Wappen«, antwortete Loo beleidigt. »Der wilde Thymian ist eine überaus mächtige Pflanze. Sie ist gewissermaßen das Symbol für das gesamte lemurische Reich, und außerdem ist der Thymian zu einem X geschlungen, nicht bloß irgendwie verknotet . Du weißt schon, X wie Zehn. Es steht für unsere zehn Arten, die Coloren, die Dan, die Bellaren, die –«
    »Loo, ich verstehe dich nicht mehr!«, fiel Timothy ihm erschrocken ins Wort. Sein Gesicht hatte eine grünliche Farbe angenommen, und das Weiß seiner Knöchel trat deutlich hervor, so verbissen krallte er sich an seinem Schemel fest. »Alles ist so wahnsinnig schnell, wie in … wie in einer Achterbahn«. Was passiert mit mir?«
    »Wunderbar! Dann kann es losgehen!« Loo ergriff Timothys Hand. »Du fängst an, dich auf unsere Zeit einzustellen, mein Freund.«
    Timothy konnte nichts mehr verstehen. In seinem Kopf sauste und brauste es, in seinem Magen ging es auf und ab, und sobald er die Augen öffnete, zog alles in derart rasanter Geschwindigkeit an ihm vorbei, dass er sich von Loo widerspruchslos an die Hand nehmen und hinterher ziehen ließ.
    · ~ ·
    An Ladomir nagte ein ungutes Gefühl, als er das Haus seines Freundes verließ, um die Via Aurea Richtung Plaza hinunterzueilen. Inzwischen war es brechend voll. Er war froh, die mächtige Kaufmannsrolle nicht mehr mit sich herumschleppen zu müssen.
    Dicht an dicht drängten sich Händler, die ihre Waren auf Karren hinter sich herzogen. Schaulustige, die auf der Plaza Zerstreuung suchten, Jung-Lemuren auf dem Weg zur Schule, phantasievoll gekleidete Gaukler. Sie alle strebten in die gleiche Richtung.
    Kopfschüttelnd sah Ladomir zwei kraftstrotzenden Validen hinterher, die einen plüschigen Sessel auf Stangen über ihren Köpfen balancierten. Auf ihm saß ein deutlich angeheiterter Vine. Er schwenkte seine Weinflasche durch die Luft und schmetterte dabei ausgesprochen unsittliche Lieder. Über ihm flogen zwischen den Laternen geschickt etliche Gargoyles hindurch, die sich selbst im Flug den neuesten Tratsch zuriefen. Auch Dämonen war es seit Kurzem erlaubt, die Via Aurea zu nutzen. So schritten Trolle höchstwichtig zu ihren Terminen, und ab und zu sah man eine Gruppe Mopsmännchen eilig zu ihrer Arbeit wieseln.
    Ladomir hatte kein Auge für das bunte Treiben. Als Händler bekam er dieses Bild jeden Tag geboten. Außerdem war er viel zu sehr damit beschäftigt, sich über sich selbst zu ärgern. Wieso hatte er sich so viele Informationen aus der Nase ziehen lassen? Und ganz ohne Profit! Wer weiß, was dieser gewiefte Color letztendlich gezahlt hätte.
    Ladomir war ohnehin schleierhaft, woher das übermäßige Interesse an diesem Menschenkind rührte. Ein Mensch im Lemurenreich … sicher, das war schon einmalig. Aber sein Freund Linus war durch und durch Kaufmann, er vertat seine Zeit nicht, wenn nicht wenigstens ein paar Lex dabei heraussprangen. Auf der anderen Seite verdiente er sein Geld mit dem Handel von Informationen, wahrscheinlich war alles, was neu war, interessant für ihn.
    Ladomir zuckte mit den Schultern und beschloss, nicht mehr der verpassten Gelegenheit hinterherzutrauern. Doch es ließ ihm keine Ruhe.
    »Bei den Hexen!« Er hatte dem Händler zu bereitwillig erzählt, was er wusste, auch wenn es nicht viel war. Vor zwei Domas hatte sein Sohn Loo ihn mit der simplen Tatsache konfrontiert, dass es einen

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