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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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aus der Bezeichnung Mädchen schon vor über einem halben Jahrhundert herausgewachsen war, pochte mit dem Fuß gegen die Tür. Diese klemmte und musste ebenso dringend instandgesetzt werden wie der Rest des Hauses, bis jetzt war nur die Fassade neu gestrichen worden. Timothy atmete einmal tief durch und rüttelte an dem Griff, bis die Tür endlich aufsprang. Fast wäre er mit einem rosa geblümten Tablett zusammengestoßen, auf dem eine Tasse Kakao dampfte und dreizehn in einen Napfkuchen gesteckte Kerzen darauf warteten, von ihm ausgepustet zu werden.
    »Na, mien Jung, bist endlich auf den Beinen?«, fragte Elsa mit sanftem Tadel und stellte das Tablett auf einen der großen Umzugskartons, die Timothy immer noch nicht ausgepackt hatte.
    »Die Tabletten machen mich schläfrig«, log er und gähnte demonstrativ.
    Elsa sah kopfschüttelnd von der nahezu aufgebrauchten Pillenschachtel zu den vielen Päckchen, die in das eintönige Geschenkpapier eines Versandhauses eingeschlagen waren, und zog ein Kuvert aus ihrer Schürze.
    »Ich bin nicht die Einzige, die dir zum Geburtstag gratuliert … Happy Birthday, mien Jung«, sagte sie in ihrem unverkennbar norddeutschen Akzent und drückte Timothy mit breitem Lächeln den Umschlag in die Hand. »Er hat dich nicht vergessen.«
    Mit klopfendem Herzen sah der Junge auf den Absender. Doch das blütenweiße Papier trug die unverkennbare schnörkellose Handschrift seines ehemaligen Hauslehrers aus Berlin. Enttäuscht ließ sich Timothy auf sein Bett fallen und überflog die eng geschriebenen Zeilen:
    Lieber Timothy,
ich hoffe, dass dich mein Brief noch rechtzeitig zu deinem Geburtstag erreicht, zu dem ich dir herzlich gratuliere.
Inzwischen hast du Edinburgh sicherlich schon erkundet und dabei alle Sehenswürdigkeiten besucht, über die wir in unserer letzten Unterrichtsstunde gesprochen haben, Edinburgh Castle, wie auch der Holyrood Palace …
    Timothy ließ das Blatt sinken. Er hatte natürlich weder Schloss noch Palast gesehen und, verflucht noch eins, noch nicht einmal das vornehme Viertel, in dem er seit zwei Monaten wohnte, denn die schwere Haustür war stets verschlossen, die Fenster mit massiven, schmiedeeisernen Gittern gesichert. Sein Vater, der angesehene Botschafter, war der Meinung, so lange sein Sohn Wirklichkeit und Phantasie nicht auseinanderhalten könnte, wäre dies die beste Lösung.
    Dabei hatte das Familienoberhaupt bis vor Kurzem nicht einmal großes Interesse an seinem Sohn gezeigt, denn bereits drei Tage nach seinem achten Geburtstag war Timothy, einer Familientradition entsprechend, in ein altehrwürdiges Internat gesteckt worden. Sein Zimmer hatte er dort mit einem pferdegesichtigen Jungen geteilt, der ununterbrochen an den Nägeln gekaut hatte, und Timothys bestem und einzigem Freund Loo, der dann und wann hereingeschneit war. Loo war schon immer ein fester Bestandteil von Timothys Leben gewesen und die Freundschaft hätte schöner nicht sein können, wenn, nun ja, wenn Loo real gewesen wäre … Doch das war er nicht, auch wenn Timothy sich dessen im Grunde bewusst war, hatte er sich geweigert, seinen imaginären Gefährten zu ignorieren. Er war sein bestgehütetes Geheimnis gewesen, an das er sich in seinem strengen und eintönigen Internatsalltag geklammert hatte.
    Eines Sonntags jedoch war das Pferdegesicht früher als sonst zurückgekehrt und hatte, durch den Türspalt spähend, seinen Zimmergenossen eine ganze Weile dabei beobachtet, wie dieser auf einen menschenleeren Raum einredete.
    Dank dieser Beobachtung war es nun nicht mehr er gewesen, der dem Hohn und Spott seiner Klassenkameraden ausgesetzt gewesen war, sondern Timothy, der bis zu seinem zwölften Geburtstag insgesamt vier Mal die Lehranstalt gewechselt hatte. Schließlich war seinem Vater nahegelegt worden, Timothy in eine Einrichtung zu geben, in der man sich mit Auffälligen besser auskannte. Eine Anregung, die der Botschafter entschieden zurückgewiesen hatte, stattdessen einen Hauslehrer eingestellt und seinem Sohn erstmals Ausgehverbot erteilt hatte. Timothy wollte sich mit beidem nicht abfinden, hatte deshalb sein spärliches Taschengeld zusammengeklaubt, Jeans, Sweatshirt und sein Lieblingsbuch über ferne Galaxien in einen Rucksack gepackt und sich in den frühen Morgenstunden aus dem Haus gestohlen.
    Noch vor dem Gartentor war er seinem Vater in die Arme gelaufen, der eben aus Istanbul zurückgekehrt war. Zwei Wochen später hatte ein Umzugsunternehmen ohne Vorwarnung Timothys

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