Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
diesem alptraumhaften Ort angezogen gefühlt. Auf jeden Fall hatten er und Randolph sich nicht beim Abendmahl in der Kirche oder beim Erdbeerpflücken getroffen.
    Ich hatte noch immer eine Gänsehaut. Obwohl das Mystery-Train-Gebäude bis zum letzten Betonkrümel und bis zur letzten Schraube demontiert war, hatte ich nicht das Gefühl, daß die Sache damit ausgestanden war.
    John Joseph Randolph war nicht am Fenster gewesen, gut; doch nun war ich mir sicher, daß Conrad Gensei sich die Nase an der Scheibe plattgedrückt hatte. Da ich die Jalousie nach meiner Überprüfung wieder heruntergelassen hatte, ging ich also ein weiteres Mal zum Fenster. Ich zögerte kurz, dann riß ich die Jalousie hoch. Kein Conrad.
    Der Hund und die Katze beobachteten mich interessiert, als hätte mein Verhalten höchsten Unterhaltungswert.
    »Die große Frage lautet doch«, sagte ich zu Rumpelmauser und Orson, während sie mir in die Küche folgten, »ob die Tür, die Johnny geöffnet hat, wirklich eine Tür zur Hölle war oder aber zu einem ganz anderen Ort.«
    Er hatte bestimmt keinen Förderungsantrag mit dem Versprechen gestellt, eine Brücke zu Beelzebub zu bauen. Er hatte es zweifellos diskreter formuliert. Ich kann mir vorstellen, daß die mysteriösen Sponsoren überzeugt waren, ein Forschungsprojekt zur Zeitreise zu finanzieren, und daß sie bestens mit diesem Irrglauben leben konnten.
    »Nach dem zu urteilen«, sagte ich, nachdem ich eine Packung Würstchen aus dem Gefrierschrank genommen hatte, »was er im Kupferraum von sich gegeben hat, scheint es sich wirklich um eine Art von Zeitreise gehandelt zu haben. Ob nun vorwärts, rückwärts oder seitwärts, wie er es ausdrückte.«
    Ich stand reglos da und hielt die gefrorenen Würstchen in der Hand, während ich über das Problem nachdachte.
    Orson begann damit, im Kreis um mich herumzulaufen.
    »Nehmen wir einmal an, es gäbe da draußen im Zeitstrom wirklich andere Welten, die neben unserer liegen, Parallelwelten. Nach der Quantenphysik existiert neben unserem Universum eine unendliche Anzahl von Schattenuniversen, die genauso real wie unseres sind. Wir können sie nicht sehen. Und sie können uns nicht sehen. Die Wirklichkeiten kommen niemals in Berührung. Vielleicht war Wyvern da die Ausnahme. Der Mystery Train hat eine Zeitlang wie ein gigantischer Rührmixer die Wirklichkeiten durcheinandergewirbelt.«
    Jetzt lief auch Rumpelmauser auf Orsons Spuren im Kreis um mich herum.
    »Wäre es nicht denkbar, daß eins dieser Schattenuniversen so schrecklich ist, daß es unseren Vorstellungen von der Hölle entspricht? Andererseits könnte es auch eine Parallelwelt geben, die so wunderbar ist, daß wir sie nicht vom himmlischen Paradies unterscheiden könnten.«
    Die schleichenden Raubtiere waren so sehr auf die Würstchen fixiert, so tief in Trance versunken, daß Rumpelmauser, wenn Orson plötzlich stehengeblieben wäre, bereits zur Hälfte in Orsons Hintern gesteckt hätte, bevor er bemerkt hätte, was geschehen war.
    Ich schnitt die Packung auf, verteilte die Würstchen auf einem Teller, machte mich auf den Weg zur Mikrowelle, blieb dann jedoch mitten im Raum stehen, um statt dessen meinen diffusen Gedankengang fortzusetzen.
    »Es wäre vielleicht sogar möglich«, sagte ich, »daß manche Leute - echte Hellseher oder Mystiker - tatsächlich von Zeit zu Zeit einen Blick durch die Barriere zwischen den Zeitströmen werfen können. Daß sie Visionen dieser Parallelwelten haben. Vielleicht gründen sich darauf unsere Vorstellungen vom Jenseits.«
    Bobby war von der Garage in die Küche gekommen, als ich gerade zu meinem letzten Monolog ansetzte. Er hörte mir eine Weile zu und schloß sich dann Rumpelmauser und Orson an, so daß ich nun von drei unterschiedlich großen Trabanten umkreist wurde.
    »Und was ist, wenn wir nach unserem Tod tatsächlich von dieser in eine andere Welt wechseln, die parallel zu unserer liegt? Sprechen wir jetzt von Religion oder Wissenschaft?«
    »Wir sprechen von gar nichts«, sagte Bobby. »Du driftest in religiöse, wissenschaftliche und pseudowissenschaftliche Regionen ab, während wir nur an leckere Würstchen denken.«
    Ich seufzte und stellte den Teller in die Mikrowelle. Als die Würstchen heiß waren, gab ich Rumpelmauser zwei davon. Orson bekam sechs. In der vergangenen Nacht hatte ich ihm ja beim Betreten des Wyvern-Geländes durch den aufgeschnittenen Maschendrahtzaun Würstchen versprochen, und ich halte stets die Versprechen, die ich meinen

Weitere Kostenlose Bücher