Im Bann der Leidenschaft
versprochen.
Von qualvollen Kopfschmerzen geplagt, eilte Zena in ihr Zimmer und sank aufs Bett. Sashas vehementer Protest gegen die Ehe lastete bleischwer auf ihrer Seele, denn sie fürchtete, er könnte bald Vater werden. Seit Wochen weigerte sie sich, die offenkundigen Anzeichen wahrzuhaben. Natürlich war ihr von Anfang an bewußt gewesen, daß er sie nicht heiraten würde. Er hatte ihr nichts weiter angeboten als seine Gastfreundschaft, bis sie beschließen würde, ihre Reise fortzusetzen. Warum hoffte sie wie eine romantische Närrin auf ein Wunder? Verzweifelt begann sie zu schluchzen. O Gott, was sollte sie tun? Bald versiegten die Tränen, aber die Kopfschmerzen ließen nicht nach, während sie ihre prekäre Situation überdachte. Sie wollte bei Sasha bleiben, seine Liebe gewinnen, jeden Morgen in seinen warmen, starken Armen erwachen … Vorerst besiegte dieser schöne Traum ihre Angst und die Stimme ihrer Vernunft.
Alex schlenderte eine Stunde später ins Zimmer und teilte ihr mit, Yuri sei nach Moskau zurückgefahren. »Heute abend findet ein Ball bei den Strindbergs statt. Zum Glück muß ich nicht hingehen. In unserer Einsiedelei gefällt’s mir viel besser. Fühlst du dich nicht wohl?« Aufmerksam musterte er ihr blasses Gesicht.
»Nun – mein Kopf tut ein bißchen weh«, gab sie zu. »Nichts Ernstes …«
»Armes Kind!« Er setzte sich auf die Bettkante. »Hast du zuviel Wein getrunken?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Ruh dich aus.« Behutsam massierte er ihre Schläfen. Was für seltsame Gegensätze sich in diesem faszinierenden Mann vereinen, dachte sie – kalte Selbstsucht und zärtliche Fürsorge. »Geht’s dir jetzt besser?« fragte er nach einigen Minuten.
»O ja, danke, Sasha. Wo hast du das gelernt?«
»Bei meiner Kinderfrau. Auf diese Weise pflegte sie meine schlimmsten Wutausbrüche zu beenden.« Er griff nach der Karaffe, die auf dem Nachttisch stand, und schenkte sich einen Cognac ein. »Möchtest du auch ein Glas?«
»Jetzt nicht. Trinkst du immer soviel?«
»Meistens. Je nachdem. Hier draußen auf dem Land halte ich mich einigermaßen zurück. Du solltest uns mal bei den Manövern im August sehen. Da werden wir drei Wochen lang nicht nüchtern. Ein Wunder, daß wir auf unseren Pferden sitzen bleiben … Jetzt, wo mich deine Schönheit berauscht, brauche ich nur wenig Alkohol, meine Süße.« Lächelnd strich er über ihre Wange. »Aber in der Stadt muß ich mich betrinken, um die gesellschaftlichen Verpflichtungen zu ertragen. Wie ich diese verfluchten Bälle hasse! Normalerweise besuchen Yuri und ich diese Feste erst zu später Stunde – und ziemlich angeheitert. Dann können wir’s halbwegs verkraften, mit schmachtenden jungen Damen zu tanzen und ihr albernes Geschwätz mit anzuhören.«
»Du bist sehr oft mit Yuri zusammen, nicht wahr?«
»Ja, gewiß.«
»Neulich erzählte er mir, du würdest in eurem Freundeskreis der ›Bogenschütze‹ genannt. Betreibst du diesen Sport regelmäßig?«
»Gelegentlich.«
»Nur gelegentlich? Wieso bist du dann zu diesem Beinamen gekommen?«
»Das dürfte dich wohl kaum interessieren.«
»Doch, sogar sehr.«
Resignierend zuckte er die Achseln. »Also gut … Ich habe einmal einen Wettbewerb gewonnen.«
»Welchen?«
»Ach, das war nichts Besonderes.«
»Erzähl mir davon.«
»Die Bescheidenheit verbietet mir, darüber zu sprechen.«
»Als ob du wüßtest, was Bescheidenheit ist, du arroganter, egoistischer Schurke! Sag’s mir endlich!«
»Warum müssen die Frauen so hartnäckig sein? Um deine Neugier zu befriedigen – Yuri und ich gingen auf einen Kostümball, und ich war als einer von Robin Hoods Bogenschützen verkleidet. Das Fest geriet außer Kontrolle. Zu fortgeschrittener Stunde beschlossen wir, einen erotischen Wettkampf zu veranstalten.«
»Einen – was?« flüsterte Zena schockiert.
»Damals war ich jung und leichtsinnig«, versuchte er sich zu rechtfertigen.
»Wann?«
»Vor einem Jahr.«
»Ah, da warst du doch blutjung!« spottete sie.
»Und sternhagelvoll.«
»Wie hast du den Wettbewerb gewonnen?«
»Indem ich’s sechsundzwanzig Stunden lang mit diversen Damen trieb und Yuri um anderthalb Stunden besiegte. Das hat er mir nie verziehen.«
»Hat jemand zugesehen?« fragte Zena entsetzt.
»Natürlich.«
»Oh, wie widerwärtig!«
»Jetzt bist du mir böse, ma petite . Aber du wolltest es ja unbedingt wissen. Schade, daß ich dich damals noch nicht kannte«, fügte er grinsend hinzu. »Sonst hätte
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