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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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ab. Wie jedem anderen Gast halte ich ihm die Tür auf.
    Er nickt freundlich und schleppt sich mit seinen Taschen ab. Dabei kann ich ihm nicht helfen. Ich bin ja kein Kofferträger. Ich schätze ihn auf Anfang bis Mitte dreißig. Um seine Augen entstehen ein paar feine Fältchen, wenn er lächelt. Die Fältchen machen ihn jedoch nicht alt, sondern nur noch attraktiver.
    „Herzlich Willkommen“ , begrüße ich den von meiner Freundin hergeschickten Gast. Ich hoffe, dass ich trotz des unsicheren Lächelns sowie meiner belegten Stimme einigermaßen normal rüberkomme. Aber vermutlich bemerkt er meine Aufregung überhaupt nicht, da er ganz sicher andere Frauen gewöhnt ist. Bei meinem Glück sortiert er mich gar nicht erst in die Kategorie Frau ein. Für ihn bin ich wahrscheinlich einfach nur eine weibliche Dienstleistungsfachkraft, über die man sich keine weiteren Gedanken macht.
    „Da vorne ist die Lobby “, murmele ich und zeige zum Tresen. Als ob irgendjemand den Tresen in der winzigen Lobby übersehen könnte. „Gehen Sie bitte schon mal vor. Ich schließe nur schnell die Tür ab.“
    Ein angenehmer Sandelholzduft zieht mir in die Nase, als er sich an mir vorbei ins Hotel quetscht. Er ist nicht so groß, wie er beim Aussteigen aus dem Porsche wirkt. Ungefähr einen halben Kopf größer als ich. Dafür ist er schlanker als ich dachte. Unwillkürlich ziehe ich den Bauch ein, obwohl der Kugel mit Einziehen längst nicht mehr beizukommen ist. In dem Moment marschieren alle meine Sünden wie eine Parade vor meinem inneren Auge vorbei. Die Schokokuss-Orgien, die Sofa-Liebesfilm-Orgien mit Pizza, die Liebesroman-Lese-Orgien mit Vanilleeis, meine ausgewaschenen, überdimensionierten T-Shirts, die Boy-Friend-Jeans, in der ich stecke wie eine Wurst in der Pelle. Mir wird ganz übel.
    „ Die nette Frau von der Tankstelle am Ortseingang hat mir Ihr Hotel empfohlen. Ich habe mich nämlich trotz Navi vollkommen verfahren und brauche dringend ein Bett.“ Der Traummann setzt eine zerknirschte Miene auf. Er spricht mit einem ausgeprägten französischen Akzent, der romantischer klingt als alle Liebeslieder, die ich je gehört habe.
    I ch stehe hinter dem Tresen und versuche meine störrischen Locken hinter die Ohren zu klemmen. Der Mann hat tatsächlich bernsteinfarbene Augen. Sie blitzen in dem Schummerlicht der Lobby und machen mich noch nervöser, als ich ohnehin bereits bin. Er streicht sich den überlangen Pony aus der Stirn, doch die Haare fallen sofort wieder zurück. Was die Haare angeht, haben wir etwas gemeinsam. Meine Mutter würde sagen, dass da dringend ein Friseurbesuch fällig ist. Ich finde, dass der lange Pony zu seiner lässigen Erscheinung passt. Und einfach nur göttlich aussieht.
    „Ein Einzelzimmer.“ Ich nicke und versuche, mir den Anschein von Geschäftigkeit zu geben, indem ich in dem Kalender blättere, in dem wir über die Zimmerverteilung Buch führen. Dann will er wohl gar nicht zur Landwirtschaftsmesse. Vielleicht ist er ja von Florida aus die USA hochgefahren. Das wäre eine Erklärung für seinen Teint. Jeden anderen Gast hätte ich gefragt. Gezwungenermaßen. Weil Smalltalk zum Geschäft gehört. Doch bei ihm traue ich mich nicht. Er ist einfach zu hübsch, als dass ich von mir aus mit ihm rede. Was für ein Blödsinn mir durch den Kopf geht! Ich bin die Rezeptionistin, er ist der Gast. Ich sollte wirklich etwas souveräner auftreten.
    „Du bist fotogen“, sagt er in dem Moment.
    Jetzt klappt mir die Kinnlade endgültig runter. Normalerweise ringen mir Anmachsprüche wie dieser ein spöttisches Grinsen ab. Doch in diesem Fall ist alles anders. Der Mann bringt mich vollkommen durcheinander.
    „Ich? Fotogen?“, stammele ich.
    Ohne auf meine dümmliche Rückfrage einzugehen, legt er seinen Ausweis vor mir auf den Tresen. Hektisch scannen meine Augen die kleine Karte. Philippe steht darauf. Philippe Duvall aus Paris. Für einen, der in Paris lebt, spricht er ziemlich gut Amerikanisch. Und wenn ich mich nicht verrechne, ist er 34 Jahre alt. Im richtigen Alter für eine kleine Familie. Himmelherrgott! Jetzt drehe ich wohl durch!
    „Ich bin Fotograf “, greift Philippe Duvall jetzt doch noch meine bescheuerte, gestammelte Rückfrage auf.
    „Fotografieren Sie gigantische amerikanische Traktoren?“, rutscht es mir heraus. Ich könnte mir selbst in den Hintern treten. Warum nur kann ich Komplimente nicht einfach als das annehmen, was sie sind? Als eine Freude, die man einem anderen Menschen

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