Im Bann der Ringe (German Edition)
nicht mehr wehren konnte und willenlos in sich zusammensank.
Es war, als befände er sich in einem Glaskasten, hinter dessen Scheibe er verzweifelt darum kämpfte herauszukommen. Seine Worte und Gesten spielten sich aber nur in seinem Gehirn ab. Sein Körper war nicht fähig, seinen Willen auch umzusetzen. Er fühlte sich wie eine Marionette. Und Dionne zog die Fäden.
Als Ric am nächsten Morgen zusammen mit Dionne beim Frühstück auftauchte, war das Erste, was er sah, der erstaunte Blick von Jayden. Der saß bei seinem zweiten Kaffee und starrte die beiden entgeistert an.
„Guten Morgen, Bruderherz“, flötete Dionne, warf ihm eine Kusshand zu und strahlte ihn an.
„Guten Morgen“, antwortete der fast tonlos. „Morgen, Ric.“
„Guten Morgen, Jayden“, erwiderte Ric und blieb neben Dionne stehen. Still wartete er, bis Dionne ihre Tasche zusammengepackt hatte.
„Kaffee?“ Jayden bot ihm einen Becher an. Ric nahm ihn dankbar entgegen.
„Danke.“
„Ich hab meine Sportsachen oben vergessen. Nicht weglaufen, Liebling. Ich bin gleich wieder da.“ Dionne hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und rannte aus der Küche. Ric stand reglos da. Weder hatte er sich gegen den Kuss gewehrt noch hatte er ihn erwiderte. Hatte sie ihn überhaupt geküsst? Er konnte sich nicht erinnern.
„Sag mal, Ric … was soll das denn werden?“ Jayden sah seinen Freund an.
„Was soll was werden?“
„Du und Dionne? Schon wieder? Hatten wir da nicht erst ein Gespräch?“
„Hatten wir?“ Ric konnte sich nicht erinnern, daher zuckte er nur mit den Schultern. Was wollte Jayden von ihm? Warum konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Gerade wollte er ansetzen, um ihm genau das zu sagen, als das Läuten eines Telefons sein Vorhaben unterbrach. Jayden sprang auf, wühlte in seinem Rucksack und als er sein Handy endlich fand, hielt er es unentschlossen in der Hand.
„Willst du nicht rangehen?“, fragte Ric. Jayden schüttelte wie betäubt den Kopf.
„Es ist Cat.“
„Cat?“
„Ja, Cat. Weißt du noch, wer Cat ist?“ Ric dachte nach. Wusste er, wer Cat ist?
„Nein.“
Jayden schnaubte und schüttelte den Kopf. Er drückte den Anruf weg und steckte das Telefon wieder tief in seinen Rucksack. „Ist ja auch nicht wichtig …“
„Was ist nicht wichtig?“ Dionne stand mit ihrer Sporttasche über der Schulter in der Küche und sah ihren Bruder fragend an.
„Nichts.“
„Na, wenn nichts ist, dann können wir ja gehen.“ Sie stürzte ihren Kaffee hinunter. „Kommst du?“
Ric nickte und ließ sich dann von ihr in Richtung Ausgang ziehen. „Du brauchst mich heute nicht mitzunehmen. Ich fahre mit Ric!“, rief sie ihrem Bruder noch über die Schulter zu, bevor sie aus der Tür verschwand.
***
Cat stockte der Atem, als sie sah, wie Dionne aus Rics Mustang ausstieg. Kaum war sie mit Ann zusammen auf den Schülerparkplatz gefahren, suchte ihr Blick nach seinem Mustang. Er stand auf seinem angestammten Platz.
Sie war so froh, ihn zu sehen und wollte am liebsten aus dem fahrenden Mini springen, um zu ihm zu laufen und zu hören, wie es mit Dionne gelaufen war. Denn, dass er sich nicht mehr gemeldet hatte, weder in der Nacht noch am Morgen – das machte ihr Sorgen. Doch stattdessen musste sie mit ansehen, wie er zusammen mit Dionne in die Schule kam. Das entbehrte jeglicher Logik!
Was hatte das zu bedeuten? Nach einem Strohhalm greifend hoffte sie, dass er das nur aus reiner Freundschaft tat, dass er sich mit ihr ausgesprochen und auf Freundschaftsbasis wieder mit ihr versöhnt hatte. Dass er sie wieder auf den richtigen Weg gebracht hatte und – dass ihre eigentliche Vermutung falsch war. Doch ihre Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase. Ric stieg aus, Dionne umarmte ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Und Ric wehrte sich nicht im Geringsten dagegen.
„Das gibt’s doch nicht!“ Ann saß ebenso stocksteif wie Cat auf dem Sitz, unfähig den Blick abzuwenden. Doch dann waren sie an den beiden vorbei und Ann musste sich wieder auf das Fahren konzentrieren. Fest umklammert hielt sie das Lenkrad, ihre Fingerknöchel traten weiß hervor und ihre Stimme bebte vor Wut, als sie ihrem Ärger Luft machte: „So ein verdammtes Arschloch! Was fällt dem denn ein? Hat der denn gar keine Hemmungen?“ Mit Schwung fuhr sie in die nächste freie Parklücke. Mit zu viel Schwung. Scheppernd knallte der Mini gegen die Mauer.
„So ein Mist!“, fluchte Ann und haute mit der Faust aufs
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