Im Bann der Sinne
Kind sich von einem Elternteil nicht geliebt fühlte.
Caleb ließ sie los und stützte die Hände auf die Hüften. „Ich werde die Wahrheit nicht schönreden. Wenn du auf dieser Trennung bestehst, wird das früher oder später zur Scheidung führen, und vielleicht wird unser Kind dann zwischen uns hin und her pendeln."
„Glaubst du, es wäre besser für unser Kind, bei Eltern aufzuwachsen, die sich ständig streiten?" Derzeit kriselte es sehr in ihrer Ehe, daran gab es keinen Zweifel.
„Natürlich nicht." Er hob die Stimme. „Aber du musst dich entscheiden. Entweder lässt du mich wieder zu Hause einziehen und wir
arbeiten an unseren Schwierigkeiten, oder du akzeptierst die Alternative.
„Das geht mir alles zu schnell. Ich brauche Zeit."
Ein energischer Zug erschien um seinen Mund. „Du hattest bereits zwei Monate."
Das war nicht einmal annähernd genug, dachte sie. Seit der Trennung hatten sie sich mehrmals pro Woche gesehen, aber ernsthaft über ihre Probleme geredet hatten sie nie. Das mussten sie jetzt dringend nachholen. „Caleb, betrachte die Sache doch mal von meinem Standpunkt aus. Ich habe gerade erfahren, dass ich schwanger bin.
Wenn du jetzt auch noch zurückkommst, fühle ich mich dem allen nicht gewachsen."
„Und je länger du mich ausschließt, desto weniger Zeit haben wir, unsere Schwierigkeiten zu bewältigen, bevor das Baby kommt", widersprach er. „In diesem Punkt werde ich nicht nachgeben, du kannst also auch gleich Ja sagen."
Wenn sie nicht bereits eine Entscheidung getroffen hätte, bevor sie die Anwaltskanzlei betreten hatte, die Caleb mit großer Zielstrebigkeit aufgebaut hatte, hätte sein Verhalten sie wahrscheinlich verletzt. Aber auch wenn sie viele Dinge an ihm nicht verstehen konnte, diese Reaktion hatte sie vorhergesehen. Von der Sekunde an, als sie entdeckt hatte, dass sie schwanger war, hatte sie gewusst, dass Caleb nicht mehr bereit sein würde, getrennt zu leben, selbst wenn sie noch so große Bedenken äußerte.
Aus diesem Grund hatte sie sorgfältig überlegt, unter welchen Bedingungen sie ihn wieder in ihr gemeinsames Haus ziehen lassen würde. „Also gut", lenkte sie ein.
Caleb war eine sehr dominante Per-
sönlichkeit. Wenn man ihm den kleinen Finger reichte, nahm er die ganze Hand.
Doch es ging nicht länger nur um sie beide.
„Das ist die richtige Entscheidung, Liebling", sagte er. „Du wirst sehen. Wir schaffen es."
Sie runzelte leicht die Stirn und wollte gerade erklären, dass die Dinge diesmal ein bisschen anders laufen würden. „Sieh mal, du kannst einziehen, aber ..."
„Pscht." Er lächelte und legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. Erstaunt nahm Vicki wahr, dass ihre Schwangerschaft ihr jetzt als viel realer erschien. Die Bestätigung des Arztes hatte ihr nicht dieses Gefühl gegeben. „Du willst doch nicht, dass das Kind uns streiten hört, oder?"
Es ist doch immer wieder das Gleiche mit ihm, dachte Vicki. Sie redete, und er hörte nicht zu. „Caleb, ich wollte dir sagen, dass ..."
„Später." Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Wir haben alle Zeit der Welt."
Calebs Sachen waren alle im Gästezimmer.
„Was soll denn das?" Er drehte sich zu Vicki um, die mit verschränkten Armen im Türrahmen stand und ihn beobachtete. Keine Spur war mehr von der Frau zu sehen, die ihm erst vor wenigen Stunden noch erlaubt hatte, sie zu umarmen.
Aufgerichtet und mit erhobenem Kopf begegnete sie seinem Blick. „Das kommt davon, weil du nicht zuhörst. Du hast meine Einwände gegen deine Rückkehr nach Hause einfach niedergewalzt, wie du das immer tust." In ihrer Stimme schwang eine Härte mit, die Caleb an ihr nicht kannte. „Später, hast du gesagt. Nun, jetzt ist später. Du kannst hier wohnen, aber erwarte nicht, dass du in mein Leben zurückkehren kannst, als sei nichts passiert. Soweit es mich betrifft, sind wir immer noch getrennt."
Er erstarrte. In den fünf Jahren, seit sie verheiratet waren, hatte Vicki niemals so mit ihm gesprochen. „Liebling ..."
„Nur damit das ganz klar ist: Ich werde mich von dir nicht zu etwas drängen lassen, wozu ich noch nicht bereit bin", sagte sie.
„So haben wir aber keine Chance", wandte er ein. „Wir können kaum an unseren Problemen arbeiten, wenn ich in dieses Zimmer verbannt werde und du mir ständig mit der Scheidung drohst." Er warf
seine Anzugjacke auf das Bett und begann an seiner Krawatte zu ziehen, während er Vicki nicht aus den Augen ließ.
„Dein Weg ist auch nicht der
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