Im Bann der Sinne
richtige", sagte sie gereizt. Ihre Wangen waren gerötet.
„Du willst, dass alles wieder so ist, wie es war - als hättest du nicht zwei Monate in einem Hotel gewohnt ... Ich war unglücklich in unserer Ehe. Willst du so eine Frau zurückhaben?"
Ihre Worte taten ihm weh. „Du hast nie etwas gesagt, und dann hast du mir plötzlich eröffnet, du wolltest die Scheidung. Woher sollte ich denn wissen, dass du nicht glücklich warst? Ich bin doch kein Hellseher." Caleb fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Vicky ballte die Hände zu Fäusten. „Nein", erwiderte sie. „Das bist du nicht. Aber das wäre auch nicht nötig, wenn du dir gelegentlich Zeit nehmen und mir zuhören würdest, statt darauf zu bestehen, dass alles so läuft, wie du es willst oder gar nicht."
Caleb wurde langsam wütend. „Du wolltest doch nie irgendwelche Entscheidungen treffen, deshalb habe ich das übernommen." Seit dem Tag ihrer Hochzeit hatte er sein Bestes getan, um für Vicki zu sorgen und sie zu beschützen, und das war jetzt der Dank dafür?
„Hast du je darüber nachgedacht, ich könnte vielleicht mehr vom Leben wollen, als immer nur Ja und Amen zu allem zu sagen? Menschen verändern sich, Caleb. Hast du nie in Betracht gezogen, dass das auch bei mir der Fall sein könnte?"
Diese Frage ließ ihn aufhorchen. In seiner Vorstellung war Vicki tatsächlich noch immer die wunderschöne neunzehnjährige Braut, die er vor fünf Jahren über die Schwelle seines Hauses getragen hatte. Wegen des Altersunterschiedes zwischen ihnen und seiner größeren Lebenserfahrung war es nur logisch gewesen, dass er die Führung übernommen hatte.
Dabei hatte es Vicki nicht an Willensstärke gemangelt. Tatsächlich war sie für ihr Alter außergewöhnlich reif gewesen und auch vollkommen bereit und fähig, die Rolle der Ehefrau eines ehrgeizigen jungen Rechtsanwaltes zu übernehmen.
Caleb hätte sich nicht zu Vicki hingezogen gefühlt, wenn er hinter ihrem schüchternen Lächeln nicht einen starken Willen erahnt hätte. Aber während er mit seinen neunundzwanzig Jahren bereits die Härte des Lebens erfahren hatte, war sie in einer Welt aufgewachsen, in der sich jeder an die Spielregeln hielt. Außerdem war er es gewöhnt, Ent-Scheidungen zu treffen, da war ihm erst gar nicht in den Sinn gekommen, das in seiner Ehe anders zu machen.
Er sah sie nachdenklich an. Sie war noch so schlank wie damals, als er sie kennengelernt hatte, und eine klassische Schönheit mit ihren blauen Augen und dem seidigen Haar, das er so gern berührte. Aber ihr Blick hatte sich verändert.
Als sie geheiratet hatten, hatte sie bewundernd zu ihm aufgesehen. Jetzt drückte ihr Blick Distanz aus. Zu seinem Schrecken musste er feststellen, dass er keine Ahnung hatte, was für ein Mensch sich hinter ihrem eleganten Äußeren verbarg.
„Nein, ich schätze, das habe ich nicht", erwiderte er. Normalerweise verließ er sich immer auf seinen Instinkt. Dieses Eingeständnis kostete ihn einige Überwindung.
Vicki wollte etwas erwidern, doch er kam ihr zuvor.
„Aber gib mir nicht die Schuld für alles", fuhr er fort. Sie waren beide für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich, und wenn sie daran etwas ändern wollten, mussten sie ehrlich sein. „Du kennst mich. Wenn du mir gesagt hättest, was dich stört, hätte ich versucht, es in Ordnung zu bringen. Ich kann es nicht ertragen, wenn du unglücklich bist."
Das war der Hauptgrund, weshalb er ihr nie Vorwürfe gemacht hatte, dass sie bei der Liebe keine Leidenschaft zeigte, obwohl ihn dieser Mangel mehr als alles andere belastete. Doch er war nicht in der Lage, Vicki zu verletzen, selbst wenn seine Situation dadurch vielleicht verbessert worden wäre. Von dem Augenblick an, wo er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sie glücklich machen und sie zum Lächeln bringen wollen.
Vicki wirkte sehr steif in ihrem weißen Leinenkleid. Sie schüttelte den Kopf. „Genau darum geht es. Ich will nicht, dass du die Dinge für mich in Ordnung bringst. Ich brauche ..."
„Was, Vicki? Sag mir, was du brauchst." Das habe ich sie noch nie gefragt, schoss es ihm durch den Kopf, und er fragte sich, ob er wirklich ein so guter Partner gewesen war, wie er immer geglaubt hatte.
Sogar im Bett hatte er die Führung übernommen, weil er auf seine Fähigkeit als guter Liebhaber vertraut hatte. Trotzdem hatte er es nie geschafft, dass Vicki ihn mit derselben Leidenschaft begehrte, die er für sie empfand. Was wäre, wenn sie etwas anderes brauchte,
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