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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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hatten.
    Ihr Herz schlug schneller. Obwohl sie seitdem viele Male nach Sgeir Caran gekommen war, um die Tiere zu zeichnen, verspürte sie dennoch jedes Mal wieder eine heimliche Freude, aber auch ein unterschwelliges Bedauern, wenn sie die Höhle sah, in der sich ihr Leben so schicksalhaft verändert hatte. Jetzt aber fürchtete sie den Moment, in dem sie hier oben Dougal Stewart gegenübertreten würde.
    Clarke trat an den Rand des Plateaus, das mit einem Eisengeländer gesichert war. Männer arbeiteten dort an Pumpen und quietschenden Kränen, die starke Taue und Schläuche in die Tiefe führten. Er nahm einen Schlauch auf, an dessen Ende ein Trichter befestigt war, rief etwas hinein und wartete auf eine Antwort. Dann gab er den Männern an den Maschinen ein Zeichen, die sofort wie wild begannen, die Taue und Schläuche um die Kabelrolle zu wickeln.
    Clarke winkte Margaret und Norrie an das Eisengeländer. „Da kommt er", rief er, als an den Tauen eine Plattform schwankend aus dem Meer auftauchte.
    Auf der Planke saß ein Monster - triefend und aufgedunsen, mit unförmigen, gewaltigen Pranken und Flossen, der Kopf eine riesige Kugel. Wasser schwoll aus dem Ungetüm und ergoss sich über die Plattform, während sie nach oben gezogen wurde. Erstaunt verfolgten Margaret und Norrie das Schauspiel.
    Margaret hatte schon Illustrationen von Tauchern gesehen, aber noch nie einen in natura gesehen. „Ist das Mr. Stewart?" fragte sie.
    „Ja. Er war in der Tiefe. Wollte sich den Sockel des Felsens ansehen."
    „Mutter hatte Recht", rief Norrie. „ Da ist dein Kelpie."
    Margaret zwinkerte ihrem Großvater warnend zu, aber der grinste nur und wandte sich wieder dem Taucher zu.
    Als die Plattform höher kam, konnte Margaret hinter den kleinen Bullaugen, die vorne und an den Seiten in den Helm aus Messing und Kupfer eingelassen waren, Dougals Gesicht erkennen. Die Schläuche waren mit drei Ventilen an den Helm geschraubt, zwei führten auf der anderen Seite zu den Blasebälgen, durch die Luft in den Helm gepumpt wurde. Der dritte Schlauch mit dem Trichter am Ende diente Alan Clarke als Sprachrohr, um sich mit dem Taucher zu verständigen.
    Endlich befand sich die Plattform auf gleicher Höhe mit dem Riff, und die Männer zogen sie an den Seilen hinein über sicheren Grund. Ein paar Arbeiter hielten den schwankenden Aufzug fest, andere halfen Dougal beim Ausstieg. Langsam und schwerfällig bewegte er sich zu einer Steinbank, auf der er sich ungelenk niederließ. Der Taucheranzug, Helm, Stiefel und der Bleigürtel mussten ein enormes Gewicht haben. Helfer schraubten den Helm auf und öffneten die Schnallen an den wasserdichten Gummihandschuhen.
    Befreit von Helm und Handschuhen, fuhr sich Dougal mit der Hand durchs Haar, hustete und trank das Wasser, das man ihm in einer Schöpfkelle reichte. Dann blickte er auf.
    „Willkommen auf Sgeir Caran, Miss MacNeill", sagte er leise.
    „Ja, Mr. Stewart", erwiderte sie, „wir haben uns entschlossen, Ihr Angebot anzunehmen und uns anzusehen, wie Sie beim Bau des Leuchtturms vorankommen."
    „Schön. Hallo, Mr. MacNeill. Wenn ich von dem Anzug befreit bin., werden Mr. Clarke und ich Sie herumführen." Dann wandte er sich an Alan Clarke und fragte: „Evan?"
    Clarke zeigte zum Felsrand. „Sie holen ihn gerade herauf."
    Eine zweite Plattform war in der Zwischenzeit hinuntergelassen worden, mit der die Männer einen weiteren Taucher heraufgeholt hatten, der gerade über dem Felsrand erschien. Neben seinen bleibeschwerten Schwimmflossen lag eine Reihe von Werkzeugteilen, auf der Plattform. Wieder sprangen die Männer herbei und stützten ihn, während er triefend zur Bank stapfte und sich neben Dougal niederließ.
    „Sieh an! Zwei Kelpies!" sagte Norrie augenzwinkernd. ,,Thora und meine Mutter werden sich freuen. Nun können wir ihnen berichten, dass die Kreaturen doch noch da sind. Die beiden befürchten nämlich, dass die Kelpies wegen des Baus nicht mehr kommen."
    Die Männer lachten über Norries witzige Bemerkung, nur Margaret fand sie gar nicht lustig.
    Als man dem zweiten Taucher den Messinghelm abgenommen hatte, holte er zuerst einmal tief Luft, dann nickten er und Dougal sich zu, und schließlich wandte er sich mit einer höflichen Kopfbewegung zu Margaret und Norrie um. „Evan Mackenzie, Madam", begrüßte er sie leise und sah Margaret dabei forschend an. „Erfreut, Sie kennen zu lernen."
    „Darf ich vorstellen", sagte Dougal. „Miss Margaret MacNeill und ihr Großvater

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