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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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würden. Sicher wollen Sie sehen, wie wir vorankommen", meinte Alan Clarke, als er voran zu den Stufen ging. „Ich fürchte, nach den Sprengungen ist es dort oben noch etwas durcheinander. Gehen Sie langsam, Miss! " Er lief schützend auf der äußeren Kante der Stufen, während er sie vorsichtig hinaufbegleitete.
    Oben angekommen, schaute Margaret sich bekümmert um. Der öde Fels bot ein chaotisches Bild. Mitten auf dem Plateau war ein riesiger Krater entstanden, um dessen Rand Gesteinsbrocken und behauene Steine lagen. Überall arbeiteten Männer in kleinen Gruppen mit Werkzeugen und hölzernen Gerätschaften. Wohin sie auch sah, standen Werkbänke, lagen wasserdichte Abdeckplanen, Seile, Fässer, Kisten und Pflastersteine herum. In einer Ecke hatten zwei Schmiede eine Esse errichtet und schlugen über dem Feuer auf rot glühende Eisenstangen. Am langen Arm eines Krans, der mit einer Dampfmaschine verbunden war und weit über den Rand des Riffs hinausreichte, hingen Taue und Plattformen hinunter ins Wasser.
    Ein paar Leute bedienten zwei riesige Kurbelrollen, über die dicke Seile und Schläuche zu den weiter unten am Riff arbeitenden Männern heruntergelassen wurden, während andere Arbeiter zwei Geräte handhabten, die aussahen wie übergroße Blasebälge. Nahebei standen ein paar Männer, die über den Felsrand schauten und dabei den hinter ihnen stehenden Arbeitern Befehle zuriefen.
    „Wir haben den Kai gebaut, damit wir die Lastkähne und Versorgungsschiffe so nahe wie möglich heranbringen können", erklärte Alan Clarke. „Wir entladen ständig Ausrüstungsgegenstände und Material. Und jetzt, da das Loch für das Fundament des Leuchtturms fertig ist, müssen wir die Steine, die wir auf Guga gebrochen haben, herbeischaffen."
    Margaret nickte. Sie sah Maurer, die mit Hammer und Meißel riesige Steinquader bearbeiteten. Einige Steine waren schon - fixiert in einem Mörtelbett - in der Grube platziert. Das Loch, das man für das Fundament in das Plateau gesprengt hatte, erschien ihr riesig, circa acht Meter im Durchmesser und etwas mehr als einen halben Meter tief, wie Clarke erläuterte.
    „Steine und anderes Material befördern wir mit den Kränen herauf", fuhr er mit seinen Erklärungen fort und zeigte dabei auf die Maschinen. „Die meisten Steine wiegen mehrere Tonnen. Auf der Insel benutzen wir natürlich Pferde und Ochsen, um die Steine vom Steinbruch zu transportieren, aber hier oben sind wir auf Kräne, Flaschenzüge und Schienenkarren angewiesen. Wir brauchten eine ganze Woche, nur um Material und Lebensmittel hinaufzuschaffen und sicher unterzubringen. Sehen Sie dort. Da haben wir eine winzige Schutzhütte für all unsere Werkzeuge und Geräte gebaut."
    Das, was er eine „winzige Schutzhütte" nannte, war ein monströses Gebilde, das man am anderen Ende von Sgeir Caran, am Fuße des Basaltpfeilers, errichtet hatte. Im Fels verankerte Stahlmasten hielten Dach und Wände zusammen - das Ganze sah aus wie eine riesige Spinne. „Mr. Stewart war besorgt, dass Wind und Wetter unsere Arbeit zerstören könnten. Wir lagern dort unser Material, außerdem ist noch Platz für ein paar Hängematten und einen Herd, so dass die Männer hier die Nacht verbringen können, falls das Wetter plötzlich umschlagen sollte."
    „Och!" machte Norrie verächtlich. „Ein richtiger Orkan fegt das Haus wie ein Streichholzkästchen weg."
    „Das will ich aber nicht hoffen. Die Pfeiler sind tief im Fels verankert."
    „Wo ist denn Mr. Stewart?" wollte Margaret wissen.
    Clarke sah zum Rand des Riffs, wo die Männer den Ausleger mit der riesigen Spule bedienten. „Er wird gleich oben sein."
    Margaret nahm an, dass Dougal unten arbeitete. Aus ihrem Schriftwechsel wusste sie, dass er sich nicht scheute, die Ärmel aufzukrempeln und an der Seite seiner Arbeiter selbst mit Hand anzulegen. Obwohl diese Tatsache und auch sein Engagement für sein Projekt ihr widerwilligen Respekt abverlangten, wünschte sie dennoch, dass der Leuchtturm an anderer Stelle gebaut werden würde.
    Traurig schaute sie sich um. Selbst wenn die Arbeiter morgen am Tag abzögen, Sgeir Caran würde nie mehr so sein, wie es einmal war. Dort hinten erhob sich der hohe Basaltpfeiler unberührt wie eh und je. In seinem Windschatten, vor dieser fantastischen Kulisse, würde demnächst der Leuchtturm stehen. Und weiter hinten, versteckt in den Klüften an der Nordseite des Riffs, lag die kleine Höhle, in der sie und Dougal einst Schutz und Trost gefunden

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