Im Bann der Versuchung
Norrie und Alan Clarke, während er Margarets Ellbogen nahm und sie neben sich her führte. Die leichte Berührung nahm ihr fast den Atem.
„Evan Mackenzie of Glencarron?" erkundigte sie sich. „Ist Glencarron nicht ein Besitz des Earl of Kildonan?"
„Glencarron gehört Mackenzie", erklärte Dougal leise. „Viscount und Erbe des Earl, aber Evan mag es nicht, wenn man ihn mit seinem rechtmäßigen Titel Lord Glencarron anredet. Vermutlich haben Sie schon von seinem Vater gehört."
„Der Mann ist allseits bekannt. Sehr verhasst im nördlichen Hochland und berüchtigt wegen seiner grausamen Methoden, wie er um der Schafzucht willen seine Leute von seinen Ländereien vertreibt."
Dougal nickte. „Evan will nichts mit seinem Vater zu tun haben, deshalb stellt er sich stets nur unter seinem Familiennamen vor. Aber wie ich gehört habe, soll der Earl sehr krank sein. Wenn er stirbt, wird er den Titel Lord Kildonan einem Erben hinterlassen, der kein Geld und kein Stück Land von seinem Vater haben will. Evan liebt seine Arbeit als Ingenieur. Er entwirft Brücken und Hafenanlagen. Ein brillanter Bursche, obwohl er das selbst nie von sich behaupten würde. Wir haben zusammen an derselben Universität studiert, Evan, mein Cousin Aedan MacBride und ich."
Der Ingenieur MacBride war in Schottland bekannt. Margaret hatte sogar einige seiner Arbeiten finanziert. Sie wusste sicher mehr über den schottischen Brücken-und Straßenbau, als sich Dougal Stewart vorstellen konnte. „Mackenzie ist wohl. auch ein erfahrener Taucher."
Dougal nickte. „Ein sehr kompetenter Taucher und ein Fachmann auf dem Gebiet der Geologie. Ich habe ihn gebeten herzukommen, weil ich seinen Rat über den Zustand des Riffsockels brauchte. "
„Mr. Stewart ist der beste Taucher", meldete sich Clarke zu Wort. „In ganz Schottland gibt es keinen besseren. Das Wasser ist sein Element. Manchmal können wir ihn kaum zurückhalten. Immer wieder geht er runter, obwohl er dort unten schon ganz schön in Schwierigkeiten gekommen ist."
„Schwierigkeiten?" fragte Margaret.
Dougal zuckte mit den Schultern. „Schiffbruch zum Beispiel. Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen wollen, Miss MacNeill. Ich muss mir etwas Trockenes anziehen." Er ging quer über das Plateau zu der stählernen Bauhütte, in der zuvor schon Mackenzie verschwunden war.
Schiffbruch? überlegte Margaret. War das vielleicht der Grund, weshalb Dougal Stewart so darauf beharrte, den Leuchtturm zu bauen? Hatte er am Caran-Riff Schiffbruch erlitten oder jemanden dabei auf tragische Weise verloren?
Er hatte ihr versichert, dass sie miteinander reden würden, und sie hatte sich davor gefürchtet. Doch nun war sie ungeduldig, mehr über ihn zu erfahren.
Sein Verhalten in den letzten Tagen versöhnte sie nicht mit dem Streich, den er ihr vor sieben Jahren gespielt hatte. Aber die Zeit hatte ihn verändert, das musste sie zugeben. Sie selbst hatte sich ja auch verändert, sie war reifer geworden und hatte ein tiefes Mitgefühl für andere entwickelt. Deshalb konnte sie sich auch vorstellen, dass Dougal heute nicht mehr so handeln würde wie vor Jahren.
Und dennoch konnte sie ihm nicht so leicht verzeihen.
Kapitel 8
A ls Dougal zurückkehrte, fiel ihm sofort auf, wie erleichtert Meg ihn ansah. Insgeheim nannte er sie bereits so, denn er fand, der kurze Name passe gut zu ihr. Sie schien froh zu sein, dass er sie von Alan Clarke erlöste, der ihr und ihrem Großvater voller Begeisterung mit Hilfe von mathematischen Formeln erklärte, wie man die Kraft berechnete, die eine Flutwelle im Orkan auf den Leuchtturm ausübte, und wie hoch und breit deshalb der Turm gebaut werden müsse.
„Haben Sie noch Fragen, die ich Ihnen beantworten kann, Miss MacNeill?" unterbrach er Clarke.
Sie sah ihn schweigend an. Der bittere Zug um den Mund verriet ihm, dass ihre wahren Fragen nicht den Leuchtturm betrafen. „Ich möchte gerne wissen, wie es am Meeresgrund ist", antwortete sie schließlich.
Zumindest diese Frage konnte er beantworten. „Fantastisch! Man fühlt sich wie in einer anderen, friedlichen Welt. Wenn das Wasser nicht trübe ist und das Sonnenlicht durchlässt, sind die Farben dort unten sehr klar und wunderschön. Dann kann man die Korallenbänke und die Kelp-Felder erkennen. Es gibt dort unten Fische und andere Lebewesen, die man vorher noch nie gesehen hat." Nachdem er einige der Tiere beschrieben hatte, fuhr er fort: „Aber es ist auch sehr kalt unter Wasser. Deshalb tragen wir unter
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