Im Bann der Wasserfee
das?«
»Meine Familie stammt von dort.«
Er sah sie irritiert an. »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass es keine Stadt dieses Namens gibt.«
»Woher soll ich das wissen? Ich war noch nie dort. Genau genommen war ich noch niemals auf der Insel oder überhaupt außerhalb von Ys, von dem einen Besuch in Huelgoat mal abgesehen.«
Rhain roch nach dem Meer, dem frischen Sommerwind, einem Hauch von Moschus und einem Duft, der nur sein eigener sein konnte. Er umnebelte ihre Sinne. Alles in ihr sehnte sich nach ihm, was sie verwunderte, da er sich doch so abweisend verhielt.
Nie zuvor hatte sie sich derart stark zu jemandem hingezogen gefühlt. Nicht einmal bei Jacut war diese Empfindung so stark gewesen und da hatte sie gedacht, es gäbe nichts Überwältigenderes. Sie hatte sich geirrt. Vor allem jedoch hatte sie ein Problem.
Er sah sie zweifelnd an. »Ihr behauptet also, noch niemals auf der großen Insel gewesen zu sein?«
Dahut starrte ihn an. War der Mann schwer von Begriff? »Das sagte ich doch. Was ist nun mit Gwragedd? Wie sieht es dort aus? Ist es eine große Stadt?«
»Es gibt keine verdammte Stadt Gwragedd, nicht, soweit ich weiß. Ich habe selbst auf dem verdammten Hügel gestanden.«
»Welche Hügel meint Ihr? Ihr sprecht in Rätseln.« So gut dieser Mann aussah, so seltsam war er. Er strapazierte ihre Geduld. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
Rhain sah ihr in die Augen. »Das ist nichts als ein verdammter Hügel, Trum y Gwragedd, ein Nebengipfel des Esgeiriau Gwynion. Dort gibt es nur Gras, Heidekraut und Schafscheiße.«
Dahut erstarrte. Ein Hügel! Das musste ein Feenhügel sein. Also war es wahr!
Rhain grinste unverschämt. »Sofern Eure Familie nicht aus Ziegen oder Schafen besteht, muss ich Euch enttäuschen.«
Es war schwierig, jemanden, der etwas über einen Kopf größer war als man selbst, von oben herab anzusehen. Doch Dahut gab sich redlich Mühe. »Meine Familie besteht also aus Schafen und Ziegen? Das müsst gerade Ihr sagen! Für einen Verwandten König Cuneddas benehmt Ihr Euch schon sehr wie ein Barbar. Ihr seht auch aus wie einer mit Eurem langen Haar. Wahrscheinlich stammt Ihr selbst von den Ziegen auf diesem Hügel ab.«
Zu ihrem Ärger lächelte er. »Euch muss ich ja nicht gefallen.«
Wenn er wüsste, wie sehr er ihr gefiel, dieser eingebildete Barbar!
Dahut schüttelte den Kopf. »Nein, Ihr müsst mir keineswegs gefallen und das tut Ihr auch nicht.« Sie log, ohne zu erröten und ohne eine Miene zu verziehen. Was die jahrelange Übung im Verbergen ihrer Gefühle nicht alles ausmachte.
»Dann gehe ich. Ich muss mich von einem Weib nicht beleidigen lassen.«
Dahut hielt ihn an seiner Tunika fest. »Habt Ihr ein eigenes Schiff oder eines Eures Verwandten?«
»So viel Geld haben wir nicht. Wir waren Gäste auf einem Handelsschiff. Warum wollt Ihr das wissen? Ich dachte, Ihr interessiert Euch nur für Schafe und Ziegen? Wird ein Mann interessanter für Euch, wenn er ein Schiff besitzt?«
Dahut biss sich auf die Lippen. Wenn er ein Schiff besäße, hätte dies die Angelegenheit immens erleichtert. »Hört auf mit Euren verdammten Schafen. Wann reist Ihr wieder ab?«
Rhains frostiges Lächeln wurde schwächer. »Wollt Ihr mich so schnell wie möglich loswerden?«
»Nein, natürlich nicht.« Wenn er wüsste ... »Ich bin nur neugierig.«
»Soso, neugierig. Ihr seid mir eindeutig zu neugierig.« Rhain Bedwyn löste ihre Hände von seiner Tunika, schob Dahut zur Seite und ging die Straße entlang.
Sie starrte ihm hinterher. Sein Duft umhüllte sie noch. Sie kämpfte gegen die Attraktion an, die sie trotz seines abweisenden Verhaltens für ihn empfand.
Nie hatte sie einen arroganteren Menschen getroffen. Er übertraf darin sogar Sanctus Corentinus. Wäre er nicht ihr Schlüssel in die Freiheit, würde sie ihm die Krätze an den Hintern wünschen. Aber wie es aussah, brauchte sie ihn, um aus der Stadt zu entkommen.
Kaum war Ragnar außerhalb von Malgvens Sichtweite, machte er kehrt und schlich sich durch die Büsche wieder an sie heran.
Ragnar verbarg sich hinter mehreren dicht beieinanderstehenden Büschen Falschen Jasmins und atmete tief durch. Dennoch hing Malgvens Duft noch immer in seiner Nase und würde ihn bis in seine Träume verfolgen. Er war versucht gewesen, ihr Haar zu berühren und sie an sich zu ziehen, denn er wollte wissen, wie sich ihr Leib an seinem anfühlte.
Was fiel diesem unverschämten Weib ein, sich ihm so zu nähern? Versuchte sie ihn zu
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