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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Worte Hoher Meanas-Magie aus, die er kannte. Das Gewebe des Gewirrs teilte sich; ein Riss entstand, der kaum breit genug war, um ein Pferd durchzulassen. Doch hinter dem Riss lag ein Vakuum, und aus dem Kreischen des Windes wurde ein Brüllen.
    Immer noch zwischen den Sphären hin und her pendelnd, schaute Kulp ehrfürchtig zu, wie sich der schlammüberkrustete, zerschrammte Bug der Silanda in den Spalt schob, ihn völlig ausfüllte. Das Gewebe riss weiter auf, dann noch weiter. Auf einmal wirkte das Schiff schrecklich breit. Die Ehrfurcht des Magiers verwandelte sich zunächst in Furcht, dann in Entsetzen. Oh nein, ich habe es tatsächlich getan.
    Milchiges, schäumendes Wasser gischtete um den Rumpf des Schiffs. Das Portal riss nach allen Seiten hin unkontrolliert weiter auf, als das Gewicht eines Meeres dagegendrückte.
    Eine Wasserwand türmte sich vor dem Magier auf und schlug einen Augenblick später über ihm zusammen, zerstörte seinen Anker, seine geistige Präsenz. Und dann war er wieder in der stampfenden, knarrenden Kapitänskajüte. Heboric stand im Türrahmen, als wollte er zugleich bleiben und hinausgehen, und suchte verzweifelt nach einem festen Halt, während die Silanda auf den Wogen tanzte.
    Der Ex-Priester warf dem Magier einen finsteren Blick zu, als er bemerkte, dass dieser sich wieder aufrichtete. »Sagt mir, dass Ihr das geplant habt! Sagt mir, dass Ihr das hier alles unter Kontrolle habt, Magier!«
    »Aber natürlich, Ihr verdammter Idiot! Könnt Ihr das denn nicht sehen?« Er kletterte über die umgestürzten Möbel zur Tür und stieg dann auch über Heboric hinweg. »Haltet die Stellung, alter Mann. Wir zählen auf Euch!«
    Heboric zischte ein paar derbe Grobheiten hinter ihm her, als Kulp sich auf den Weg zum Hauptdeck machte.
    Das Durchziehen des Unwillkommenen mochte noch voller Bitterkeit toleriert worden sein – zumindest hatten die Mächte in Meanas sich ihm nicht direkt entgegengestellt –, doch angesichts der Verletzung des Gewirrs war es mit der Zurückhaltung vorbei. Dies war ein Schaden in kosmischem Maßstab, eine Wunde, die sich möglicherweise nie mehr reparieren ließ.
    Es ist gut möglich, dass ich gerade mein eigenes Gewirr zerstört habe. Wenn die Realität sich nicht narren lässt. Natürlich lässt sie sich narren – das tue ich doch andauernd!
    Kulp mühte sich auf das Hauptdeck und eilte zum Achterdeck. Gesler und Stürmisch standen am Steuerruder; beide Männer grinsten, als wären sie komplett schwachsinnig, während sie sich bemühten, den Kurs zu halten. Gesler deutete nach vorn, und als Kulp sich umdrehte, sah er die vage, geisterhafte Erscheinung des Drachen; sein schmaler, knochiger Schwanz schwang hin und her wie eine Schlange, die sich über Sand windet. Noch während Kulp hinschaute, drehte die Kreatur den Kopf und starrte aus toten, dunklen Augenhöhlen in ihre Richtung.
    Gesler winkte.
    Kulp schüttelte sich, kämpfte sich dann durch den Wind, bis er die Heckreling erreichte, an der er sich mit beiden Händen festklammerte. Der Riss war mittlerweile schon ein ganzes Stück weit weg – aber er ist immer noch deutlich zu sehen, was bedeutet, dass er … oh, beim Vermummten! Wasser gischtete in einem wirbelnden Strom im Kielwasser des Wechselgänger-Drachens. Dass es nicht auf allen Seiten nach außen schwappte, lag nur an der Masse von Schatten, die sich, wie Kulp nun sah, auf die Ränder des Risses stürzten – und dabei vernichtet wurden. Doch es kamen immer mehr. Die Aufgabe, die Bresche zu heilen, war jedoch so groß, dass sie keine Möglichkeit fanden, sich dem Riss zu nähern und die Wunde zu versiegeln.
    Schattenthron! Und jeder andere uralte Bastard von einem Aufgestiegenen, der mich hören kann! Mag sein, dass ich in keinen von euch besonders viel Vertrauen habe, aber ihr solltet lieber anfangen, Vertrauen in mich zu haben. Und zwar schnell! Illusionen sind meine Gabe, hier und jetzt! Also glaubt! Die Augen auf den Riss gerichtet, stellte Kulp sich breitbeinig hin, ließ die Heckreling los und hob beide Arme.
    Er soll sich schließen … es soll heilen! Die Szene vor ihm waberte, der Riss schloss sich, die Ränder verbanden sich miteinander. Das Wasser floss langsamer. Er setzte mehr Macht ein, wollte, dass die Illusion zur Wirklichkeit wurde. Seine Glieder zuckten. Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus, durchtränkte seine Kleider.
    Die Wirklichkeit schlug zurück. Die Illusion verschwamm. Kulps Knie knickten ein. Er packte die Reling, um

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