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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schneller vorankam, als Muskeln und Knochen es je hätten bewirken können  – selbst wenn diese Muskeln und Knochen untot waren.
    Schau uns an. Eine Hand voll Schicksale. Wir haben nichts unter Kontrolle, noch nicht einmal unseren nächsten Schritt auf dieser verrückten, schrecklichen Reise. Der Magier hat seine Zauberei, der alte Soldat sein Steinschwert, und die anderen beiden haben ihren Glauben an den Gott mit den Hauern. Heboric … Heboric hat gar nichts. Und das Gleiche gilt für mich. Ich habe Pockennarben und andere Male. So viel zu unseren Besitztümern.
    »Das Biest hat etwas vor …« Sie sah zu Baudin hinüber. Ach ja, ich habe den Schläger vergessen. Er hat seine Geheimnisse, was auch immer die wert sein mögen. Wahrscheinlich bitter wenig. »Das Biest hat etwas vor? Was denn? Bist du jetzt auf einmal auch noch ein Fachmann für Drachen?«
    »Da vorne öffnet sich irgendwas – da, der Himmel verändert sich, siehst du?«
    Sie konnte. Ein Stück voraus hatte die eintönige graue Dunstglocke eine leichte Färbung angenommen; ein bronzefarbener Fleck hatte sich gebildet, der deutlicher und größer wurde. Ich glaube, wir sollten dem Magier Bescheid sagen …
    Doch im gleichen Augenblick, als sie sich umdrehte, erblühte der Farbklecks, füllte den halben Himmel aus. Von irgendwo weit hinter ihnen ertönte ein empörter Schrei, der einem das Blut in den Adern gerinnen ließ. Schatten kreuzten ihren Kurs, taumelten zur Seite, als der Bug der Silanda sich durch sie hindurchschob. Der Drache krümmte die Schwingen, verschwand in einem lodernden Inferno bronzefarbenen Feuers.
    In einer blitzschnellen Bewegung wirbelte Baudin herum, riss Felisin in seine gewaltigen Arme und duckte sich über sie – und dann wogte das Feuer auch schon über das Schiff hinweg. Sie hörte den Hünen zischend einatmen, als die Flammen sie einhüllten.
    Der Drache hat ein Gewirr gefunden … um die Flöhe auf seiner Haut los zu werden!
    Sie zuckte zusammen, als die Flammen um Baudins schützenden Körper herumleckten. Sie konnte riechen, wie er brannte – sein Lederhemd, die Haut seines Rückens, seine Haare. Ihre Lungen schmerzten bei jedem Atemzug.
    Und dann rannte Baudin los, trug sie dabei mühelos auf den Armen, sprang den Niedergang zum Hauptdeck hinunter. Stimmen riefen. Felisin erhaschte einen raschen Blick auf Heboric – um seine Tätowierungen kräuselte sich schwarzer Rauch –, sah, wie er stolperte, gegen die Backbordreling fiel und über Bord ging.
    Die Silanda brannte.
    Baudin rannte noch immer, stürzte am Hauptmast vorbei. Kulp geriet in ihr Blickfeld; er packte die Arme des Schlägers und versuchte ihm etwas zuzubrüllen, doch die röhrenden Flammen verschluckten jedes Wort. Doch Baudin musste vor Schmerzen den Verstand verloren haben. Er schlug mit einem Arm um sich, und der Magier wurde rückwärts durch die Flammen geschleudert.
    Brüllend torkelte Baudin weiter, setzte seine blinde, hoffnungslose Flucht zum Achterdeck fort. Die Seesoldaten waren verschwunden – entweder waren sie verbrannt, oder sie starben irgendwo unter Deck. Felisin wehrte sich nicht. Als sie sah, dass jede Flucht unmöglich war, hieß sie die immer häufigeren Bisse der Flammen mehr oder weniger willkommen.
    Sie schaute sich einfach nur um, als Baudin mit ihr über die Heckreling stieg.
    Sie fielen.
    Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, denn sie landeten nicht im Wasser, sondern in fest zusammengebackenem Sand. Noch immer war sie in Baudins Armen, und so umschlungen rollten sie einen steilen Abhang hinab und kamen erst auf einem Haufen vom Wasser glatt geschliffener Steine zur Ruhe. Das bronzefarbene Feuer war fort.
    Während sich um sie herum der Staub langsam wieder senkte, starrte Felisin in helles Sonnenlicht. Fliegen summten um ihren Kopf herum, und das Geräusch war so normal, dass sie zu zittern begann  – als ob die Verteidigungsmauern, die sie so verzweifelt in ihrem Innern errichtet hatte, nun zusammenbrachen. Wir sind zurückgekehrt. Nach Hause. Sie wusste es mit instinktiver Sicherheit.
    Baudin stöhnte. Langsam schob er sich von ihr weg; die Kiesel unter ihm rutschten knirschend beiseite.
    Sie schaute ihn an. Seine Haare waren von seinem Kopf verschwunden, hatten einen kahlen, verbrannten Schädel von der Farbe fleckiger Bronze zurückgelassen. Sein Lederhemd bestand nur noch aus zusammengenähten Streifen, die wie die Reste eines verkohlten Spinnennetzes von seinem breiten Rücken hingen. Wenn überhaupt,

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