Im Bann Des Jaegers
wieder, diesmal so energisch, dass ihm das Messer in die Haut geschnitten hätte, wenn Rose nicht vorsichtig gewesen wäre.
»Ihnen ist klar, dass wir Sie jetzt betäuben müssen wie die anderen«, sagte sie, und es klang fast so, als spräche sie mit einem Kind. »Nur für den Fall, dass Sie sich einzureden versuchen, Sie hätten einen Alptraum gehabt, gebe ich Ihnen die halbe Menge. Sie werden als Erster aufwachen und sämtliche Beweise auf Ihrem Bett liegen sehen. Sie können durch Ihr Haus laufen und die Wächter, Ihre Kinder und Ihre Enkelkinder friedlich schlafen sehen. Und Sie können sich bei mir bedanken, Lopez. Ich werde nur dieses eine Mal Mitgefühl für Ihre Familie aufbringen. Sehen Sie mir in die Augen, damit Sie wissen, dass ich die Wahrheit sage. Wenn mir irgendetwas zustößt, und sei es auch nur das Geringste, dann sind sie alle tot.«
Er glaubte ihr; sie konnte es in seinem Gesicht sehen. Sie drückte die Nadel in seinen Hals und beobachtete, wie er sie ansah, als das Betäubungsmittel seine Wirkung tat.
Phase sechs abgeschlossen. Lasst uns nach Hause gehen, teilte sie Mack mit.
20.
Der Duft von Blumen hing in der Luft. Rose atmete tief ein und wandte Kane ihr Gesicht zu. Als er ihr mit seinem durchdringenden Blick in die Augen sah, blieb ihr das Herz stehen und schlug dann schneller. Würde es immer so sein? Eine außerordentliche, überwältigende Liebe, die sie jedes Mal erschütterte, wenn sie ihn ansah?
»Ist allen Bräuten an ihrem Hochzeitstag so zumute?«, murmelte sie und wartete darauf, dass er den Kopf senkte. Sie konnte ihn nicht ansehen, ohne sofort den Wunsch zu verspüren, dass er sie küsste. Und Kane wusste immer, was sie brauchte – oder wollte. Sogar die Stiefel, die sie in dem Geschäft zurückgelassen hatte, standen jetzt sicher in ihrem Schrank – ein Geschenk von ihm. Er schien ihr gern Geschenke zu machen. Ihr hatte nie jemand etwas geschenkt, und manchmal wusste sie nicht recht, was sie sagen oder tun sollte, wenn er ihr wieder einmal ein Päckchen in die Hand drückte oder es auf ihrem gemeinsamen Bett liegen ließ.
Er enttäuschte sie nicht. Sein Arm glitt um ihre Taille, und er zog sie eng an sich, damit sie seinen Geruch tief einatmen konnte, bevor sein Mund ihren berührte. Die vertrauten Schmetterlinge flatterten in ihrer Magengrube. Sie würde sich immer dafür begeistern, ihn zu küssen. Immer. Die Welt versank trotz des Geräuschpegels der vielen Stimmen um sie herum. Drei Schattengängerteams waren gekommen, um ihren großen Tag mit ihnen zu feiern und einander das Neueste zu erzählen.
Kane hatte ihr dieses Geschenk gemacht – diese unglaubliche Hochzeit, einen denkwürdigen Tag, den sie niemals erwartet hatte und als kostbare Erinnerung bewahren würde. Es war nicht nur das märchenhafte weiße Brautkleid, das Jaimie und Rhianna für sie gefunden hatten, oder Kanes Smoking, in dem er aussah wie ihr attraktiver Prinz, den sie ganz für sich allein hatte. Was ihr wirklich viel bedeutete, waren all diese Menschen – ihre Leute – , von denen sie umgeben war, weil sie gemeinsam mit ihnen feiern wollten. Sie waren von überallher gekommen und in das Lagerhaus geströmt, das Gideon und Paul renoviert hatten.
Das Lagerhaus war in eine glitzernde Welt verwandelt worden, voller eleganter Kronleuchter und Eisskulpturen, umwerfenden Dinge, die man sonst nur zwischen Buchdeckeln sah, aber niemals selbst erlebte. Die Männer waren unglaublich attraktiv, genau wie im Märchen; die Frauen indes waren in ihren wunderschönen Gewändern atemberaubend.
Kane zog sie in seine Arme, als die Musik langsamer wurde und einen lieblichen, verträumten Klang annahm. Sie schmiegte ihre Wange an seine Brust und verschmolz mit ihm. Sie tanzten an den Laufställchen vorbei, in die Jack und Briony Norton ihre Zwillinge gesetzt hatten. Die beiden Jungen, Jeremiah Ken und Noah Jack, verfolgten das Geschehen mit interessierten Blicken und wandten einander gelegentlich die Köpfe zu.
Das Seltsame an den Babys war, dass sie dann ganz und gar miteinander beschäftigt zu sein schienen, ganz so, als kommunizierten sie stumm miteinander, beschloss Rose. Daniel Ryland Miller, der Sohn von Ryland und Lily, war ebenfalls da, ein kräftiger Junge mit den Augen seiner Mutter und den Gesichtszügen seines Vaters. Sebastian lag auf dem Bauch und beobachtete nüchtern die anderen Babys, und sie schienen alle sehr großes Interesse aneinander zu haben.
»Du glaubst doch nicht etwa, Kane, in
Weitere Kostenlose Bücher