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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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anderer aus der Gruppe.
    Die Blicke aller gingen schräg den Berghang hoch, wo sie sich an einem Punkt trafen. Ein kantiger Schatten wuchs dort einem unförmigen Geschwür gleich aus der felsigen Flanke.
    »Kilchrenan Castle!« rief Mirvish, während er ein paar Schritte zurücklief. »Ein schottischer Earl hat es vor fast zweihundert Jahren nach dem Vorbild seines Familiensitzes hier bauen lassen. Aber damit hat er das Vermögen seiner Familie vermutlich so arg geschröpft, daß die Sippschaft alsbald am Hungertuch nagte. In jedem Fall steht der Kasten seit Jahrzehnten leer.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen; nur der rauhe Wind pfiff über die Felsen. Dann sagte einer: »Da scheinen Sie aber nicht richtig informiert zu sein, Mr. Mirvish.«
    »Wie?«
    Clarence Mirvish wandte den Kopf und sah hinauf zu dem trutzigen Gebäude, in dem all das vereinigt schien, was Architekten zur damaligen Zeit an schlechten Ideen mit sich herumgetragen hatten.
    Mirvish hatte Kilchrenan Castle schon immer für ein ausgesprochen unansehnliches Bauwerk gehalten. Doch tief in sich wußte er, daß es mehr als nur das war. Doch seine wahren Vorbehalte erlaubte er sich nicht einmal sich selbst gegenüber in Worte zu fassen.
    Jedenfalls war es bisher so gewesen. Jetzt änderte sich das.
    Im schwarzwattigen Zwielicht schimmerten dort drüben plötzlich gelblichweiße Lichter. Und Clarence Mirvish fühlte sich von ihnen angestarrt wie von den Augen eines Dämons.
    »Da scheint doch jemand zu wohnen«, meinte jemand.
    »Scheint so«, murmelte Mirvish. Er bezweifelte, daß auch nur einer der Fremden sah, was er sah. Seine Augen konnten fast mit denen eines Adlers konkurrieren, und auch bei den herrschenden Sichtverhältnissen sah er noch sehr gut.
    Was er sah, war an sich harmlos.
    Und vielleicht erschreckte ihn gerade deshalb, was mit ihm geschah: Clarence Mirvish schauderte, als wäre die Temperatur von einer Sekunde zur anderen um mindestens vierzig Grad gefallen.
    Und das nur . weil dort drüben, auf dem höchsten Turm von Kilchrenan Castle - - jemand stand und ihm zuwinkte?
    Ein kleiner Junge?
    Clarence Mirvish wandte sich ab und lief weiter. Und er hatte alle Mühe zu verhindern, daß er jetzt wirklich rannte.
    * »Gabriel!«
    Der Junge hörte seinen Namen, aber er machte keinerlei Anstalten, sich darum zu scheren. Unverwandt blieb er zwischen den Turmzinnen stehen, die ihm fast bis zum Kinn reichten. Lächelnd schaute er hinunter zu den Menschen, von denen ihn zumindest einer gesehen hatte. Und dieser eine hatte zu laufen begonnen, als er ihm zugewinkt hatte. So eilig hatte es der weißhaarige Mann mit einemmal, als säße ihm der Leibhaftige selbst im Nacken .
    Gabriels blasse Lippen zogen sich ein klein wenig mehr in die Breite, während der Wind an seinen Kleidern zupfte und zerrte -und ihn schließlich regelrecht packte.
    Nein, es war nicht der Wind. Es waren Hände. Der Junge wußte es längst, und hätte er nicht zuvor schon die Stimme vernommen, so hätte es ihm der Geruch verraten, den der Wind zu ihm herangetragen hatte.
    Gabriel hob den Blick.
    »Du wirst dich erkälten«, sagte die alte Frau.
    »Nein, werd' ich nicht«, behauptete Gabriel sicher, aber keineswegs trotzig, wie es anderen Kindern seines Alters vielleicht eigen sein mochte.
    »Ich möchte trotzdem nicht, daß du dich hier herumtreibst«, erwiderte sie.
    »Ist gut.« Gabriel sah sie folgsam an.
    Er hatte getan, weswegen er den Turm erstiegen hatte. Gewiß, er hätte es von jedem anderen Ort aus genauso tun können. Aber der Platz hier oben schien ihm - geeigneter dafür, richtiger. Von hier aus, wo es keine störenden Mauern gab, mochten die Gedanken viel-leicht ein klein wenig weiter tragen, mochten die Träume ihr Ziel eher erreichen .
    Der Junge lächelte zufrieden.
    »Komm«, sagte die Frau.
    Brav legte Gabriel seine kleinen Finger in die dargebotene Hand. Kalt war sie. Totenkalt. Und knochenhart.
    Die Frau führte den Jungen zur Treppe. Seite an Seite gingen sie die Stufen hinab.
    Jennifer wartete.
    Gabriel würde ihr geben, wonach ihr verlangte. Und er würde ihr nehmen, was sein war. So wie er es Mariah genommen hatte.
    Er war ein guter Junge, und er wollte groß und stark werden.
    Ihre Schritte hallten laut von den kahlen Wänden Kilchrenan Cast-les wider. Und dazwischen vernahm Gabriel noch etwas. Ein trockenes Schaben wie von trockenen Hölzern, die aneinander rieben.
    Der Junge wandte den Kopf, und sein Blick fiel durch eines der Löcher im einstmals

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