Im Bann des Milliardaers
verloren hatte …
„Sie ziehen es also vor zu verbluten? Oder eine hässliche Narbe zurückzubehalten?“
Mit Mühe riss Fleur sich in die Gegenwart zurück. „Narben sind mir egal.“ Für jemanden, der so viel Wert auf Äußeres legte, musste das seltsam klingen.
„Ist Ihnen eine Infektion auch egal? Das Wasser war alles andere als steril.“
Sie sah auf die Schnittwunde und schüttelte sich erschrocken. „Das sieht schlimmer aus, als es ist“, behauptete sie ohne große Überzeugung. „Glauben Sie wirklich, das muss genäht werden?“, setzte sie kleinlaut nach.
„Ich bin kein Arzt, aber ich denke schon.“
„Na gut. Ich komme mit. Es ist nur …“ Ihr Blick wanderte ziellos umher. „Ich mag Krankenhäuser nicht besonders.“
„Wer tut das schon.“
Mrs. Saunders erschien, einen Erste-Hilfe-Kasten in der Hand. Beim Anblick der offenen Wunde verzog sie das Gesicht. „Das muss schrecklich wehtun“, meinte sie mitfühlend.
„So schlimm ist es nicht.“
„Danke, Mrs. Saunders“, mischte Antonio sich ein. „Ich kümmere mich darum. Sagen Sie John, er soll den Mercedes vorfahren. Wir werden gleich zur Klinik aufbrechen.“
Mit einem Lächeln für Fleur verließ Mrs. Saunders das Zimmer.
Zwar hätte es Fleur vorgezogen, wenn Mrs. Saunders die Wunde verbunden hätte, doch sie musste zugeben, dass Antonio sowohl behutsam als auch kompetent vorging. Es war sogar eine kleine Enttäuschung, dass sie nicht auf die entspannende Atemtechnik aus ihrem Yoga-Kurs zurückgreifen musste, um die Prozedur zu überstehen.
„Danke“, sagte sie, als der Verband saß und Antonio sich aufrichtete und zu einem Schrank ging.
Sie wollte sich gerade die nasse Jeans wieder hochziehen, als Antonio ihr etwas zuwarf. Automatisch fing sie es auf.
„Ziehen Sie das an. Sie können schließlich nicht in den nassen Sachen herumlaufen. Es gehört meiner Schwester.“
Es war ein T-Shirt, eine Trainingshose folgte. Die jedoch fiel auf den Boden, weil Fleur wie erstarrt dastand und sich nicht rührte.
„Unterwäsche kann ich leider nicht finden. Allerdings …“, er ließ den Blick über sie gleiten, „… die von Sophia würde Ihnen so oder so nicht passen.“
Bei seiner genauen Musterung verspürte Fleur den nahezu unwiderstehlichen Drang, die Arme schützend vor der Brust zu verschränken. Sie beherrschte sich und hob stattdessen herausfordernd das Kinn.
Es war Antonio, der das nervenaufreibende Schweigen brach. „Ich nehme an, Sie erwarten jetzt, dass ich mich umdrehe.“
„Nein. Ich erwarte, dass Sie das Zimmer verlassen.“ Sie legte so viel Würde in ihre Worte, wie jemand, der wie eine ertränkte Ratte aussah, eben zusammenklauben konnte.
Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihrer Aufforderung nachkommen würde. Als er es kommentarlos tat, war sie unendlich erleichtert.
Kaum dass er zum Zimmer hinaus war, zerrte sie sich die nassen Sachen vom Leib. Sie wollte nicht riskieren, dass er zurückkam, bevor sie umgezogen war.
Die Trainingshose saß locker und rieb nicht an der Wunde, war aber viel zu lang. Sie rollte gerade hektisch die Taille ein, als sie zufällig ihr Bild im Spiegel erhaschte und laut aufstöhnte.
Das Oberteil war offensichtlich für eine Frau gemacht, die sehr viel weniger Oberweite vorweisen konnte als sie. Der feine Stoff schmiegte sich eng um ihre Brüste, ohne viel zu verbergen.
„Du meine Güte, ich sehe aus wie …“ Fleur kam nie dazu, das unschmeichelhafte Wort auszusprechen.
„Die ganze Zeit über habe ich mich gefragt, was unter all diesen Stofflagen verborgen war. Jetzt weiß ich es.“
Antonio hatte die Zeit genutzt und in der Klinik angerufen. Der Arzt, mit dem er gesprochen hatte, war zuversichtlich gewesen.
„Das Mädchen hat noch mal Glück gehabt. Sie kommt wieder auf die Beine“, hatte er Antonio versichert. Dabei war es Antonio, der meinte, Glück gehabt zu haben. Ihm war eine zweite Chance mit seiner Tochter gegeben worden.
Ein neues Ziel vor Augen und mit der Beruhigung, dass für Tamaras Leben keine Gefahr bestand, war die Anspannung von ihm abgefallen.
Sobald er jedoch in das Zimmer trat und Fleur erblickte, war er so weit entfernt von Entspannung wie nie.
Fleur wirbelte beim Klang seiner Stimme so schnell herum, dass sie die Bewegung schmerzhaft in ihrer Wunde spürte. Mit einem leisen Aufschrei verzog sie das Gesicht.
„Sie Närrin!“
„Danke für Ihr Mitgefühl“, fauchte sie, als sie sich aufrichtete.
„Alles in Ordnung mit
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