Im Bann des Milliardaers
soll das werden? Ein Quiz? Ich erzähle Ihnen meine Lebensgeschichte und weiß nichts über Sie?“
„Ich dachte, durch die Zeitschriften wären Sie zur Expertin geworden.“
„Ich denke, die Presse hat ein paar Dinge verschwiegen. Es sei denn, Sie verbringen Ihre Zeit einzig damit, Geld zu scheffeln und Filmpremieren zu besuchen.“ Übrigens nie allein, aber die Schönheiten ins Gespräch zu bringen, die bei solchen Gelegenheiten an seinem Arm hingen, hielt sie im Moment für unangebracht.
„Ich halte mein Leben eigentlich für erfüllter. Was wollen Sie wissen? Schießen Sie los.“
Es amüsierte ihn, dass seine Beifahrerin nicht ahnte, was für eine außergewöhnliche Einladung das war. Er wusste selbst nicht, was ihn dazu bewogen hatte. Normalerweise würde er nie freiwillig Informationen über sich preisgeben. Nach den ersten Zusammenstößen mit der Presse hatte Antonio Diskretion und Verschwiegenheit zu einer Kunstform perfektioniert.
„Also wirklich, ich bitte Sie!“
Er zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“ Solange sie Interesse oder auch Ärger zeigte, dachte sie zumindest nicht an die bevorstehende Behandlung im Krankenhaus.
„Da ich nun Ihre Einstellung zu lebenslangen Bindungen kenne – und danke, dass ich das erfahren durfte –, frage ich mich, wie alt Sie waren, als Tamara geboren wurde.“ Zufrieden, ihre Spitze wohlplatziert zu haben, lehnte sie sich zurück.
„Ich bin mir nicht ganz sicher.“
Sie riss die Augen auf. „Nicht sicher? Die meisten Menschen erinnern sich an die Geburt ihres Kindes.“
Im vorbeihuschenden Schein der Straßenlaternen erkannte Fleur einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den sie nicht zu deuten wusste.
„Ich war damals nicht dabei. Tamaras Mutter und ich hatten uns bereits getrennt, als Tamara zur Welt kam.“
Fleur fühlte ehrliches Mitleid mit der unbekannten Frau, die allein ein Kind zur Welt gebracht hatte. „Aber Tamara lebt bei Ihnen?“
„Ihre Mutter starb vor kurzem.“
„Das tut mir leid.“ Das klang so banal, doch was hätte sie sonst sagen sollen?
„Danke. Aber Miranda war schon lange nicht mehr Teil meines Lebens. Und ja, wenn Tamara nicht gerade ausreißt, dann lebt sie bei mir.“
„Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für Väter ist, wenn die Töchter flügge werden“, gestand sie ihm großzügig zu.
„Mag sein, doch meine Situation ist eine andere.“ Es schien, als hätten sich seine Stimmbänder verselbstständigt, denn Antonio hörte sich zu einer völlig fremden Person sagen: „Ich weiß erst seit einer Woche von meiner Tochter.“
Fleur glaubte sich verhört zu haben. „Eine Woche?“
„Acht Tage, um genau zu sein.“ Achte wenigstens auf Genauigkeit, Antonio, wenn du deine Seele schon einer Fremden offenbarst!
„Und bis jetzt hatten Sie keinerlei Kontakt zu ihr?“
Der Frost in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Nein, keinen.“ Er hatte dieser Frau schon so viel von sich erzählt, da brauchte er sich nicht mehr zu rechtfertigen.
Mit zusammengepressten Lippen schaute Fleur zum Fenster hinaus. Warum fühlte sie diese Enttäuschung? Nach dem, was sie über ihn gelesen hatte, wusste sie doch, dass er ein selbstherrlicher, hedonistischer Egoist war. Männer wie er gaben erfahrungsgemäß nicht gerade die besten Väter der Welt ab. „Und dann wundert es Sie, dass sie wegläuft?“ Da hatte er das Kind sein Leben lang ignoriert, und weil ihm jetzt einfiel, die Vaterrolle zu übernehmen, erwartete er, dass die Kleine mitspielte?
„Sie geben mir die Schuld? Ich bin verantwortlich für das, was heute Abend passiert ist?“
„Es geht mich nun wirklich nichts an.“
„Dennoch halten Sie mit Ihrer Meinung nicht hinterm Berg.“
Die ärgerlichen Worte sprudelten regelrecht aus ihr heraus. „Um ein richtiger Vater zu sein, braucht es mehr als nur die gleichen Gene. Diesen Titel muss man sich verdienen …“ Sie brach ab und biss sich auf die Lippen. „Entschuldigung, ich habe kein Recht …, ich denke nur … Ach, Sie interessiert es doch sowieso keinen Deut, was ich denke.“
Unbegreiflich, aber es interessierte ihn. Er dachte an all die Lügen, die über ihn gedruckt wurden, und an die Gleichgültigkeit, die er jedes Mal beim Lesen empfand. Wieso also machte es ihm etwas aus, was ein neugieriges Frauenzimmer, das er zudem noch heute zum ersten Mal gesehen hatte, über ihn denken mochte?
„Sie sitzen da, selbstgerecht und überheblich, und glauben …“
„Woher wollen Sie wissen, was ich
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