Im Bann des Prinzen
Tür.
âTony?â
Er blickte über die Schulter. Es wäre so leicht, sich den körperlichen Trost zu holen, der nur wenige Schritte entfernt auf sie wartete. Aber sie musste einen klaren Kopf behalten. Sie musste stark bleiben und unabhängig, sich und ihrem Sohn zuliebe, und das bedeutete, dass sie Grenzen ziehen musste.
âNur weil ich dir vielleicht vergebe, heiÃt das noch nicht, dass ich dich wieder in mein Bett lasse.â
4. KAPITEL
Sie lag nicht in ihrem Bett.
Shannon versuchte, sich aus den Fängen des Albtraumes zu befreien, was nicht so einfach war, wenn man nicht wusste, wo man war. Das Ticken der Standuhr, Seidenbettwäsche, nichts davon war ihr vertraut. Und dann stieg ihr der Duft von Sandelholz in die Nase, eine Sekunde, bevor â¦
âHey.â Tonys Stimme drang durch die Dunkelheit. âAlles okay. Ich bin hier.â
Ihr Herz begann zu rasen, und sie schoss hoch. Blinzelnd versuchte sie, sich zu orientieren, aber vor ihren Augen verschwamm alles in der Dunkelheit. Unter ihren Händen spürte sie den weichen Bezug eines Sofas, und plötzlich kam die Erinnerung zurück. Sie war bei Tony.
âAlles okayâ, wiederholte Tony beruhigend, während er ihre Schulter sanft berührte, als er sich neben das Sofa kniete.
Shannon setzte sich auf, doch der Albtraum lieà sie noch nicht los. Dunkle Schatten huschten durch ihre Gedanken und vermischten sich mit Erinnerungen an die Nacht, als Nolan gestorben war, nur dass Tonys Gesicht sich über das ihres toten Ehemannes schob.
Ihr war schwindelig und schlecht, und sie musste schlucken, weil der Traum so entsetzlich gewesen war. âTut mir leid, dass ich dich geweckt habe.â O nein! Ihr Sohn! âIst mit Kolby alles in Ordnung?â
âDer schläft tief und fest.â
âEin Glück. Ich möchte ihm nicht noch mehr Angst machen.â Sie warf einen Blick auf Tonys zerzaustes Haar, die Jeans, deren Knopf noch offen stand und den nackten Oberkörper. Sie musste schlucken. âEntschuldige, dass ich dich gestört habe.â
âIch habe nicht geschlafen.â Er reichte Shannon die Brille.
Nachdem sie sie aufgesetzt hatte, konnte sie das Tattoo auf seinem Arm erkennen. Ein nautischer Kompass. AuÃerdem stellte sie fest, dass sein Haar nass war. An Tony in der Dusche, in der sie sich auch schon geliebt hatten, wollte sie jetzt lieber nicht denken. âEs war eine harte Nacht.â
âMöchtest du darüber reden, was dich aufgeweckt hat?â
âEigentlich nicht.â Niemals. Mit niemandem. âIch glaube, meine Angst um Kolby hat mich im Traum verfolgt. Träume sollen ja angeblich helfen, Probleme zu lösen, aber manchmal machen sie alles nur noch schlimmer.â
âAch, verdammt, Shanny, es tut mir so leid, dass ich dich da mit reingezogen habe.â Er setzte sich aufs Sofa und schlang ihr einen Arm um die Schultern.
Eine Sekunde lang versteifte sie sich, bevor sie nachgab. Was sollâs, dachte sie und lehnte sich gegen seine breite Brust. Der Albtraum war noch zu gegenwärtig, als dass sie die Kraft hätte, sich Tony zu entziehen. Sofort schloss er beide Arme um sie und zog ihren Kopf unter sein Kinn. Irgendwie war es einfacher, seinen Trost zu akzeptieren, wenn sie ihm nicht in die Augen schauen musste. Sie war schon so lange mit ihren schlimmen Träumen allein. War es falsch, sich wenigstens einen Moment lang in diese schützenden Arme zu flüchten? Sie würde gleich wieder stark sein.
Minuten verstrichen, während Shannon auf Tonys Hände blickte. âDanke, dass du noch einmal nach uns gesehen hast.â
âEs kann einem ganz schön zusetzen, wenn man allein an einem unbekannten Ort aufwacht.â Seine Stimme vibrierte an ihrem Rücken, nur ihr dünnes Nachthemd trennte sie von seiner nackten Brust.
Erneut stieg ihr der frische Duft von Shampoo und Seife in die Nase und weckte Erinnerungen an feuchte, schaumbedeckte Körper â¦
âIch bin jetzt bestimmt schon ein Dutzend Mal hier gewesen, aber noch nie in diesem Zimmer.â Sie hatten sich vor fünf Monaten kennengelernt, waren vor zwei Monaten das erste Mal ausgegangen ⦠und hatten vor vier Wochen zum ersten Mal miteinander geschlafen. âMerkwürdig, wenn man bedenkt, dass wir zusammen geduscht haben, ich aber noch gar nicht alles von deinem Haus gesehen habe.â
âIrgendwie sind wir immer ein wenig abgelenkt
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