Im Bann des stolzen Griechen
wäre, wenn sie erfuhr, dass er zwei Söhne hatte? Würde sie die Kinder akzeptieren und irgendwann auch lieben?
Plötzlich erwachte Gabis Kampfgeist. Keine Frau konnte sich so gut um die Kleinen kümmern wie sie, doch es stand ihr nicht zu, weil sie keinen Anspruch auf das Sorgerecht hatte.
Andreas merkte offenbar, was in ihr vorging, denn er umfasste ihren Arm und drückte ihn sanft. „Schon gut“, flüsterte er. „Ich vertraue ihm bedingungslos.“
Ihm?
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, während Andreas um die Ecke der Mauer verschwand. Wenige Sekunden später kehrte er mit einem Begleiter zurück. Gabi erschrak, denn plötzlich sah sie ihn doppelt.
Alarmiert blinzelte sie, doch es änderte sich nichts. Als die beiden näher kamen, stellte sie fest, dass mit ihren Augen alles in Ordnung war. Andreas hatte einen Doppelgänger, der einen braunen Anzug und ein weißes Hemd trug, anders als er aber keine Narbe hatte.
Überrascht blickte sie Andreas an. „Sie haben einen Zwillingsbruder!“
„Richtig. Gabriella Turner, ich möchte Ihnen meinen besten Freund und fünf Minuten älteren Bruder Leonides Simonides vorstellen.“
„Hallo, Mr. Simonides.“ Noch immer fassungslos, schüttelte sie seinem Bruder die Hand.
„Leon? Das sind deine Söhne.“
3. KAPITEL
Thea war mit Leonides Simonides zusammen gewesen und nicht mit Andreas?
„Ms. Turner? Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
Leon wirkte genauso verblüfft, wie Gabi es war. Ungläubig betrachtete er die Zwillinge.
„Gabi hat Nikos auf dem Arm“, erklärte Andreas. „Da hinten im Wagen liegt Kris. Anscheinend ist er gerade aufgewacht.“
„Möchten Sie Nikos nehmen?“
Für Leon, der trotz seiner Sonnenbräune blass geworden war, musste es der bewegendste Moment seines Lebens sein.
„Und was mache ich, wenn er anfängt zu weinen?“
„Das wird er nicht.“ Sie reichte ihm das Baby.
Inzwischen war Andreas zum Wagen gegangen und küsste Kris auf die Wange. Damit die beiden Männer für eine Weile allein sein konnten, setzte sich Gabi in einiger Entfernung auf die Bank, um ihr Buch zu beenden, eine Biografie über die amerikanische Köchin Julia Child.
Schon seit Jahren hatte sie kein so gutes Buch mehr gelesen. Genau wie Julia hatte sie aufgrund einiger prägender Erlebnisse eine große Liebe zum Kochen entwickelt. Nachdem man ihren Vater nach Kreta versetzt und sie ihren ersten Pastitio, einen Nudelauflauf, probiert hatte, hatte sie ihre Leidenschaft für die griechische Küche entdeckt.
In den letzten Monaten hatte sie oft in der Küche des Konsulats gekocht, entschlossen, später den Zwillingen die griechische Küche nahezubringen. Inzwischen konnte sie auch Spanakopita zubereiten, die berühmte Pastete aus Schafskäse und Spinat.
Als Gabi merkte, dass sie die letzte Seite schon mehrmals gelesen hatte, klappte sie das Buch zu und ließ den Blick zu den beiden Männern schweifen. Nikos lag wieder im Wagen, und Andreas und Leon standen daneben und redeten.
Da sie nicht stören wollte, wartete sie, bis Andreas mit dem Kinderwagen auf sie zukam. Sie tat das Buch in ihre Tasche und stand auf. Dabei sah sie, dass Leon den Park verlassen hatte.
„Ich möchte mich für meinen Bruder entschuldigen“, sagte er, sobald er vor ihr stand.
„Das brauchen Sie nicht. Schließlich hat er gerade erfahren, dass er Vater ist, noch dazu von Zwillingen.“ Das Glücksgefühl, das sie noch kurz zuvor empfunden hatte, war verflogen. Nicht in ihren kühnsten Träumen hätte sie für möglich gehalten, dass sein Zwillingsbruder der Vater sein könnte!
Mit ernster Miene betrachtete Andreas sie. „Und er ist seit drei Jahren verheiratet.“
Sie stieß einen schockierten Laut aus. Hatte Thea nicht davon gewusst, oder hatten die beiden es im Rausch der Leidenschaft verdrängt?
„Offenbar braucht er etwas Zeit“, flüsterte Gabi.
„Sie sind wirklich sehr verständnisvoll. Ich bin sicher, dass er mit Ihnen reden möchte, sobald er sich wieder gefangen hat.“
Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, doch sie behielt es für sich.
„Vielen Dank, dass Sie dieses Treffen heute ermöglicht haben, Gabi.“
Das klang wie eine Abschiedsrede. Wahrscheinlich hatte Leon ihm gerade klargemacht, dass er mit der Situation nicht umgehen konnte. Und er wäre nicht der erste Vater gewesen, der sich seiner Verantwortung entzog.
Ihr tat Andreas leid, der ihn offenbar sehr liebte und alles getan hatte, um ihm zu helfen.
„Natürlich. Ich
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