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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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trugen.
    »Geht es Mama gut?«, fragte Savannah.
    Als Jack seine älteste Tochter ansah, überfielen ihn seine Gefühle so heftig, dass ihm fast eine Verwünschung über die Lippen gekommen wäre. Die Mischung aus Hoffnung, Liebe und Verzweiflung, die aus ihrem Blick sprach, war herzzerreißend.
    Wie?, dachte er wütend. Wie konnte sie ihn noch lieben, nach allem, was er getan hatte ... und nicht getan hatte?
    Verlangen erwachte in ihm wie eine jähe Woge. Er wollte, ja er lechzte geradezu danach, auf die Knie zu fallen und beide in die Arme zu nehmen.
    Natürlich rührte er sich nicht. Seine Hände blieben wie an den Seiten festgemacht, in seinem verhärteten Blick zeigte sich kein Funken Güte. Distanz war sein einziger Schutz. Gab er nach, und sei es auch nur ganz kurz - so lange man brauchte, um »Ich habe dich lieb« zu sagen -, würde das Böse in seiner Seele hervorkommen und seine Kinder verschlingen.
    Und doch wollte er es. Lieber Himmel, wie sehr er es wollte.
    Er schluckte den Riesenklumpen in seiner Kehle hinunter und hoffte, man würde ihm seine Gefühle nicht ansehen. »Es geht ihr gut. Doc Hayes sagt, dass sie eine Weile verwirrt bleiben wird und viele Dinge vergessen hat. Wir sollen ihr helfen, wieder zu sich zu finden.«
    Katie lugte hinter Savannah hervor. »Caleb ist ein guter Name.«
    »Ach ... Caleb also?«
    »Mama wird er nicht gefallen«, sagte Savannah tonlos.
    Weil er uns gefällt. Jack fiel es leicht, den traurigen Satz zu Ende zu denken. Sie hatte Recht, und alle drei wussten es. Amarylis kostete es richtig aus, ihnen ihre Freude zu rauben. Jack wusste, dass er nichts sagen sollte, dass er sich einfach umdrehen und weggehen sollte. Doch konnte er es nicht. Ehe es ihm bewusst wurde, ertappte er sich dabei, dass er sagte: »Tja, vielleicht sollten wir es jetzt versuchen, während sie ... verwirrt ist.«
    Savannahs unvermitteltes Lächeln stürzte Jack wieder in Verzweiflung. Es bedurfte so wenig, um seine Mädchen glücklich zu machen. So schrecklich wenig. Und verdammt noch mal, er gab ihnen noch weniger.
     
    »Carol«, zischte Tess, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte. »Komm herunter. Jetzt gleich!«
    Sie schob sich im Bett höher. »Carol!«
    Keine Antwort.
    Tess stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass Carol antworten würde. Offenbar blieben überirdische Interventionen postletalen Erlebnissen vorbehalten. Ein neues Leben ging auf neue Rechnung.
    Was sollte sie jetzt tun? Als Pionierfrau leben? Ein Gedanke, der sie schaudern ließ. Pionierfrauen konnte sie nicht einmal im Film ausstehen, da sie immer so ungepflegt und abgerackert wirkten.
    Ein Blick auf das friedlich schlummernde Baby an ihrer Seite bescherte ihr ein Gemisch von Gefühlen. Angst, Hoffnung, Erregung. Vor allem Angst.
    Von Mutterschaft hatte sie nicht die leiseste Ahnung. Auch nicht davon, was es bedeutete, Ehefrau zu sein. Sie hatte nie im Leben einer Familie angehört, hatte sich nie verliebt, und nun saß sie da, mit einer offenkundig zerrütteten, nicht funktionierenden Familie, als Mutter dreier Kinder, inklusive eines Neugeborenen. Sie hatte weder Ahnung vom Kochen noch vom Putzen und Nähen, verstand nichts von Kindern und war nicht besonders kommunikativ.
    Sie hätte sich für den Ritter in der schimmernden Rüstung entscheiden sollen. Ihm hätte sie wenigstens davonlaufen können.
    »Einfach perfekt, Carol«, sagte sie sarkastisch. »Hier bin ich die Idealbesetzung.«
    Die sarkastischen Worte waren ihr kaum über die Lippen gekommen, als sie hörte, wie der Türknauf gedreht wurde. Sekunden später marschierte die Familie wie eine Abteilung stummer, besiegter Krieger unter der Führung Jacks herein. Groß und stolz stand er da, von den Mädchen so weit entfernt, dass Distanz gewahrt wurde, doch nahe genug, dass Tess sich fragte, warum er sich überhaupt die Mühe machte, sich abseits zu halten. Sein wirres Haar fiel in schwarzen Strähnen locker und gewellt auf die breiten Schultern. Durchdringende grüne Augen unter dichten schwarzen Brauen pfählten sie geradezu.
    Savannah bewegte sich steif vorwärts, die Hände an der Taille zusammengeballt. Mit den langen, brünetten Zöpfen und großen blauen Augen sah sie aus wie Dorothy beim Anblick des Zauberers.
    Tess neigte sich zur Seite, um Katie sehen zu können, kaum aber hatte sie ihr Gewicht verlagert, als Katie zur anderen Seite auswich. Wieder war nur die hängende gelbe Schleife des Kindes und ein Aufblitzen

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