Im Bett mit Brad Pitt
siebter Zwerg auf
die Bühne stampfte wie Conan der Zerstörer, fielen die Zuschauer fast von den
Stühlen vor Lachen.
»Schon klar«, räume ich ein. »Aber das heißt noch lange nicht, dass
die in Hollywood auf eine unbekannte deutsche Schauspielerin wie dich warten.
Abgesehen davon ist das ein weiter Flug, der Unsummen kostet, und wohnen musst
du auch irgendwo, und dein Englisch ist nicht das beste, wie du selber gerade
zugegeben hast, und …« Ich hole tief Luft, bevor ich meine Argumente auf
den Punkt bringe: »Das wird einfach nicht funktionieren, Emma. Du kannst nicht
eben so mal nach Hollywood rüberzischen und dort mir nichts, dir nichts
Karriere machen. So läuft das nicht.«
Ich kann sie gar nicht ansehen, nachdem ich ihr die bittere Wahrheit
so schonungslos um die Ohren gehauen habe, deshalb rühre ich verlegen in meinem
Kaffee herum. Bestimmt wird sie jetzt enttäuscht sein, weil ich ihren großen
Traum so rücksichtslos zerstört habe, oder, schlimmer noch, sie ist wütend,
weil ausgerechnet ich, ihre beste Freundin, nicht an ihr Talent glaube.
Doch keines von beidem geschieht. Stattdessen greift Emma ganz
lässig in ihre Handtasche (übrigens auch neu, und auch mit Fransen), holt ein
Kuvert hervor und legt es triumphierend auf den Tresen.
Ich riskiere vorsichtig einen Blick. Scheint von einem Reisebüro zu
sein. Ich erkenne ein freundlich lächelndes Flugzeug auf dem Umschlag sowie
einen Palmenstrand mit lauter glücklichen Menschen im Hintergrund.
»Was ist das?«, frage ich.
»Das sind unsere Tickets in die Zukunft«, erklärt Emma mit
leuchtenden Augen. »Zwei Flüge nach Los Angeles, plus Doppelzimmer in einem
Hotel mitten in Hollywood, und – halt dich fest – die Abreise ist
schon übermorgen! Na, was sagst du jetzt?«
»Wow!« Jetzt bin ich wirklich beeindruckt. »Aber das können wir uns
doch gar nicht leisten«, fällt mir dann ein. »Ich jedenfalls bestimmt nicht,
und hast du mir nicht erst letzte Woche erzählt, dass dein Konto auch ganz
gewaltig in den Miesen ist?«
»Alles Schnee von gestern«, fegt sie meine Bedenken mit einer
souveränen Geste vom Tisch. »Geld ist überhaupt kein Problem.«
»Wie, kein Problem? Sag bloß, du hast im Lotto gewonnen«, sage ich
ungläubig.
»Nein, nicht im Lotto … obwohl es vom Ergebnis her fast aufs
Gleiche hinausläuft«, klärt sie mich auf. »Gestern rief mich nämlich ein sehr
freundlicher Notar namens Dr. Müller an und teilte mir mit, dass ich die
Alleinerbin meiner Tante Agathe bin.«
»Deiner Tante Agathe? Von der hast du mir nie erzählt.«
»Konnte ich auch nicht, weil ich sie gar nicht kannte … was
aber meine Trauer kein bisschen schmälert. Es ist immer schwer, einen geliebten
Menschen zu verlieren«, stellt sie schnell fest und versucht sich an einem
schwermütigen Gesicht, was aber ziemlich danebengeht.
»Und wie viel hast du geerbt?«, hauche ich fasziniert.
»Also, ganz genau weiß ich es noch nicht, aber die Erbmasse
beinhaltet unter anderem ein Haus …«
»Ein Haus? Wahnsinn!«
»Genau«, nickt Emma eifrig. »Also handelt es sich wohl um ein
ziemliches Vermögen, sodass wir uns diese Reise mit links leisten können.«
»Und wieso überhaupt wir , Emma? Wieso
willst du mich mitnehmen?«
»Das liegt doch wohl auf der Hand, Lilly: Du bist meine beste
Freundin, und allein darum schon war es für mich eine
Selbstverständlichkeit …« Sie verstummt plötzlich und weicht meinem Blick
aus.
»Und weiter …?«, hake ich nach.
»Und …? Nichts weiter!« Unsere Blicke treffen sich, und
plötzlich sprudelt sie los: »Du kannst perfekt Englisch und ich nicht, und ich
war noch nie in Amerika, genau genommen nicht einmal im Ausland außer in
Italien und in diesem Klub in der Türkei, wo aber alle Deutsch gesprochen
haben, und … komm schon, Lilly, ich brauche dich, ich kann doch nicht ganz
alleine nach Amerika fliegen. Sag ja, bitte, bitte!«, verlegt sie sich plötzlich
aufs Betteln. Dann fällt ihr noch etwas ein: »Und für dich wäre es auch die Gelegenheit, um endlich dein Drehbuch zu verkaufen.«
Mein Drehbuch? Hm, das ist ein Argument.
»Ja, schon, aber das könnte ich vermutlich auch hier an den Mann
bringen«, schiebe ich lässig hervor.
»Wo denn, bitte schön? Du versuchst es doch schon seit über einem
Jahr!«
»… und es gibt auch noch andere wichtige Dinge in meinem
Leben …«, murmle ich.
»Wie bitte?!« Emma gibt ein hysterisches Kichern von sich. »Seit
drei Jahren redest du von
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