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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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verzweifelte Bedürfnis verspürte, sich an irgendetwas zu klammern.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich ungeschickt gewesen bin. Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle. Doktor Erik Strøm. Ich bin Psychiater, ich gehörte dem Team an, das sich um Sie gekümmert hat, als Sie noch im Koma lagen. Sie haben uns große Sorgen gemacht, wissen Sie.«
    Das seltsame Licht war jetzt verschwunden und dem Wohlwollen des Arztes gewichen, der den täglichen Umgang mit
dem Leiden der anderen gewöhnt war. Nathan wurde sich seiner Unhöflichkeit bewusst.
    »Ich bitte Sie um Entschuldigung«, sagte er leise. »Ich danke Ihnen für alles, was Sie und Ihre Kollegen für mich getan haben. Ich weiß nicht, ob ich ohne Sie ins Leben zurückgekehrt wäre.«
    »Sie haben eine kräftige Konstitution, Nathan. Sie verdanken Ihre Genesung sich selbst.«
    Schweigen. Dann sagte Nathan: »Sie sind der erste Mensch, den ich seit meiner Ankunft Französisch sprechen höre. Ihr Name klingt nicht …«
    »Ich bin kein Franzose, aber ich habe das Glück gehabt, in meiner Jugend reisen zu können.«
    »Und lieben Sie dieses Land? Es liegt doch am Arsch der Welt.«
    »Ich liebe vor allem meinen Beruf, und außerdem bin ich erst vor kurzem hierher gekommen. Das ist ein herrlicher Ort, sehr ruhig. Also, um auf Ihre Frage zu antworten, ja, es gefällt mir hier sehr. Aber Sie scheinen sich hier nicht wohl zu fühlen. Ist alles in Ordnung? Sie wirken etwas verstört …«
    »Ich weiß nicht, ob …«
    Nathan zögerte, sich diesem Unbekannten anzuvertrauen. Aber plötzlich verstand er dieses Gefühl des Déjà-vu. Er erinnerte sich … Als er nach und nach aus dem Koma erwacht war, hatte dieser Mann ihn besucht, nicht so oft wie Larsen, aber, ja, das war er gewesen. Diese stumme Gestalt … es war die von Strøm gewesen.
    »Sie haben bei mir gewacht, nicht wahr? Sie haben stumm an meinem Bett gesessen.«
    »Sie wirkten so weit weg, sehr weit, aber ich war sicher, dass Sie meine Gegenwart spürten, Nathan. Ich freue mich, dass ich mich nicht geirrt habe.«
    »Es ist sehr verschwommen … Ich hätte damals nicht sagen können, ob Sie Teil der Realität oder meines Deliriums waren.
Ich … Wie es scheint, ist Doktor Larsen nicht sehr optimistisch hinsichtlich meiner Chancen, rasch das Gedächtnis wiederzuerlangen, und ich muss gestehen, dass … sagen wir, es fällt mir sehr schwer, das zu akzeptieren.«
    Strøm fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, aufmerksam, als wollte er ihn auffordern weiterzusprechen.
    Nathan fuhr fort: »Doktor, teilen Sie ihre Ansicht, oder…«
    »Ich glaube zu verstehen, was Sie von mir erwarten. So wie die Dinge gegenwärtig liegen, kann ich Ihnen nicht mehr Hoffnung machen als meine Kollegin. Vom klinischen Standpunkt aus ist ihre Diagnose vollkommen korrekt. Allerdings können sich die Mäander der Seele manchmal als sehr viel komplexer erweisen, als wir gedacht hätten.«
    Nathan unterbrach ihn abrupt: »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie sind nicht mein Patient, sondern ihrer. Es stimmt, dass ich, wenn ich mich um Sie gekümmert hätte, vielleicht nicht genau dieselben Behandlungsmethoden wie sie gewählt hätte. Eine Frage, junger Mann: Haben Sie Kontakt mit Angehörigen, mit Ihrer Familie gehabt?«
    »Doktor Larsen war der Meinung, dass ich noch nicht so weit sei. Dass ich noch warten müsse. Sie fürchtet ein erneutes Trauma. Mir kommt das zu lang und zumindest eigenartig vor.«
    »In der Tat … Gewöhnlich geht man schrittweise vor und trifft alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, um den Kranken nicht zu beunruhigen, aber man setzt eigentlich darauf, dass die Anwesenheit eines nahen Verwandten so bald wie möglich nach dem Unfall, selbst wenn das Opfer noch im Koma liegt, die Chancen erhöht, Erinnerungen auszulösen. Sind Sie sicher, dass Sie sich an kein Gesicht erinnern – das Ihrer Mutter zum Beispiel?«
    »An keines, Doktor. Ihres, als Sie bei mir wachten, und das von Dr. Larsen, das ist alles.«
    »Keine Bilder von Leuten, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls um Sie gekümmert haben? Keinerlei Empfindungen?«

    Ein neuer Schimmer, diesmal der Ungläubigkeit, leuchtete im Blick des Psychiaters auf, aber von einer heftigen Panikattacke gepackt, achtete Nathan nicht darauf. Er nahm seinen Kopf zwischen die Hände und murmelte: »Nichts.«
    Er blickte auf und starrte Strøm an.
    »Doktor, ich will nach Hause zurück, ich kann diese Nacht, die nicht aufhört, dieses Nichts nicht mehr ertragen. Ich will meine

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