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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Nathan, sich zu befreien, und in diesem Moment bohrte sich die dicke Nadel in den Unterarm seines Gegners. Der Mann wich zurück und brach die Stahlspitze, die in seinem Fleisch steckte, ab. Aber Nathan hatte bis zum Anschlag auf den Stempel gedrückt und den größten Teil der Flüssigkeit injiziert. Der Typ sackte zusammen.
    Nathan schnappte sich seine Reisetasche und stürmte die Treppe hinunter, in Richtung Keller. Es war jetzt ausgeschlossen, zu Fuß in die Stadt zu gehen. Er ahnte, dass die beiden Typen nicht allein waren. Ein dritter wartete sicher draußen in einem Wagen auf sie. Wer waren sie? Was wollten sie von ihm? Nathan verdrängte diese Fragen, um sich auf das zu konzentrieren, was jetzt erst mal vorrangig war: von hier wegzukommen.
    Im Keller ging er in die Umkleideräume des Personals. Mit
ein paar sicheren Bewegungen montierte er einen Türgriff ab und brach mit seiner Hilfe die Vorhängeschlösser der Spinde auf. In Nummer vier fand er, was er suchte. Einen Wagenschlüssel, der zu einem Landrover gehörte, vor allem aber eine Magnetkarte, ein Sesam-öffne-dich, das ihm erlauben würde, das Krankenhaus unbemerkt zu verlassen.
    In der Tiefgarage war niemand, und Nathan lief an den Betonpfeilern entlang. Von den fünfzehn Fahrzeugen, die dort in einer Reihe standen, waren drei Landrover. Zwei weiße und ein khakifarbener. Nathan drückte auf den Knopf der automatischen Entriegelung am Schlüssel. Einer der beiden weißen Wagen reagierte. Nathan sprang hinein und fuhr zur Ausfahrt. Als er draußen war, bremste er ab, um die Umgebung abzusuchen. Alles schien ruhig, nur feiner, aber dichter Schnee wirbelte im Licht der Scheinwerfer. Langsam fuhr er weiter und nahm die weiße, vom Frost rissige Straße, die nach Hammerfest führte.
    Er hatte es geschafft. Er konnte es sich nicht erklären, aber sein Körper hatte tadellos reagiert, sein Instinkt hatte ihn gerettet. Es grenzte an ein Wunder.
    Doch die quälenden Fragen kehrten zurück: Wer waren seine Angreifer? Was wollten sie von ihm? Hatte das alles mit der Expedition, mit Hydra, mit seinem Unfall, mit seinem Gespräch mit Larsen zu tun, nachdem sie Strøm demaskiert hatte? Wussten sie mehr über ihn als er?
    Am ganzen Körper zitternd, näherte Nathan sich dem Tannenwald, der die Straße säumte. Zwischen den Baumstämmen erkannte er eine dunkle Form. Dieser Anblick brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    Ein weiterer Landrover, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, versteckt am Waldrand. Der dritte Mann war sicher nicht weit. Auf der Lauer.
    Ganz ruhig bleiben. Nur ja nicht auffallen.
    Nathan fuhr weiter, ohne langsamer zu werden, und entfernte sich in Richtung Stadt, deren Lichter er in der Ferne sah.
Er war fest entschlossen herauszufinden, welche Geheimnisse seine Vergangenheit verbarg.
    5
    Paris zeichnete sich schwarz unter einem bläulich schimmernden Himmel ab, der immer dunkler wurde. Nathan betrachtete die ersten Tropfen eines Frühlingsregens, die auf der Windschutzscheibe des Taxis zerplatzten, das ihn mit hoher Geschwindigkeit seiner Vergangenheit entgegenführte.
    Achtzehn Stunden. So lange hatte er gebraucht, um nach Frankreich zu kommen. Nachdem er die Option, in Hammerfest das Flugzeug zu nehmen, als zu gefährlich verworfen hatte, war er unbehindert nach Alta, einer Stadt zweihundert Kilometer weiter südlich, gefahren. Dort hatte er den Wagen in der Nähe des Flughafens stehen lassen und den ersten Flug nach Oslo genommen; von dort war er nach Paris weitergeflogen, wo er am späten Nachmittag gelandet war.
    Die Limousine bremste ab, um den Boulevard périphérique zu verlassen, und fuhr dann weiter ins Zentrum der Hauptstadt. Nathan drehte nervös den Schlüsselbund zwischen seinen Fingern hin und her.
    Warteten seine Angreifer bereits auf ihn?
    Vermutlich nicht. Selbst wenn sie seine Adresse kannten, mussten sie sich sagen, dass das der letzte Ort war, den Nathan aufsuchen würde, da er wusste, dass er verfolgt wurde; jedenfalls hoffte er es. Aber wie auch immer, er konnte sich nicht leisten, diese Wohnung zu meiden, die die einzige Verbindung zu seinem früheren Leben war. Die Angst vor dem, was er finden würde, wühlte in seinen Eingeweiden. Wie würde seine Welt aussehen? Vielleicht war es eine einfache Zweitwohnung, wenn er viel reiste. Er versuchte, sich eine Vorstellung zu machen
… ein Adressbuch, das ihm erlauben würde, Kontakt zu seiner Familie, zu seinen Freunden aufzunehmen, Möbel, Gegenstände, Bücher und die Musik,

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