Im Bus ganz hinten
schüchtern, was Mädchen betraf. Sie wohnte nur drei Stationen von meinem Heim entfernt, und wir
redeten immer wieder kurz miteinander, wenn wir gemeinsam mit dem Bus zur Schule fuhren. A ber ich traute mich nie, mich tatsächlich
neben sie zu setzen, ich starrte sie lieber mit etwas Sicherheitsabstand heimlich von der letzten Reihe aus an. Wenn ich sie sah, bekam ich
sofort Herzrasen – ich fand Zaida einfach übertrieben toll. A ußerdem war der Getto-Bus ja auch nicht der romantischste Ort, um einen ersten
A nnäherungsversuch zu starten. Es müsste mal ganz ungezwungen auf einer Party passieren, dachte ich mir.
Zum Glück war das die Zeit, in der ich anfing, mit meinem neuen Kumpel Zwek um die Häuser zu ziehen. Meist gingen wir in total abgefuckte
Schuppen in Wannsee. Die Clubs waren an sich nichts Besonderes, im Gegenteil: Teilweise waren die Läden sogar richtig mies. A ber aus den
Boxen dröhnte Hip-Hop, und das reichte uns zum Feiern. A lkohol trank ich grundsätzlich keinen, da ich ja ohnehin schon meine
Grundparanoia hatte. Die wollte ich nicht auch noch mit Sauforgien verstärken. Meine Nüchternheit hatte allerdings einen entscheidenden
Nachteil: Ich selbst war nicht mutig genug, um die Mädchen anzusprechen, während die ganzen Besoffenen um mich herum sich
hemmungslos auf das Frischfleisch stürzten. Es war ein ewiger Teufelskreis!
Eines A bends chillte ich wieder einmal mit ein paar Kumpels, darunter Zwek und Jo, in so einem heruntergekommenen Hip-Hop-Laden. A uch
Zaida war mit ihren Mädels da. Sie war so sexy, dass es kaum zum A ushalten war: total aufgebrezelt, stark geschminkt, in Minirock und High
Heels. Sie bewegte sich auf der Tanzfläche wie eine Königin und war einfach umwerfend. Ich musste sie die ganze Zeit anstarren. A ls sie mit
dem A rsch wackelte, bekam ich Hitzewallungen. A ber ich war wie gelähmt. Sie ansprechen? No way! Tja, und einen A ugenaufschlag später
war es dann zu spät: Da ergriff nämlich mein Kumpel Zwek die Initiative. Fuck! Er hatte – im Gegensatz zu mir – schon ein paar Biere geleert,
und seine Hemmschwelle war dementsprechend niedrig. Er schwang sich einfach neben Zaida auf die Tanzfläche und fing an, sich wie ein
wildes Tier an ihr zu reiben. Ich fand die ganze A ktion zunächst peinlich, musste dann zu meiner Erschütterung aber relativ schnell feststellen,
dass Zaida dieser eigenwillige Paarungstanz auch noch zu gefallen schien. Sie machte mit. Tanzte eng mit ihm. Sie lachte. Ihre schönen
braunen A ugen strahlten – und sie rieb sich mit ihrem Minirock an seiner Hose. Ich wollte Zwek beide Beine brechen. A ber stattdessen brach
nur er mir mein Herz.
Blind vor Liebe
Von diesem Zeitpunkt an war meine Traumfrau fest vergeben – und das auch noch an meinen besten Kumpel. Damit musste ich jetzt erst mal
klarkommen. Ich durfte ständig mit ansehen, wie die beiden vor allen rumknutschten und fummelten. Das war die Höchststrafe! Ich war total
hinüber. Und genau in dem Moment, als ich dachte, meinen absoluten Tiefpunkt erreicht zu haben, kam es noch dicker: Wir waren wieder
einmal alle zusammen auf einer Party, sprangen zum Hip-Hop auf der Tanzfläche herum, und ich musste Zaida andauernd aus dem
A ugenwinkel anstarren. Sie sah schon wieder so verboten gut aus! Ich war wie geblendet von ihrer Schönheit und vergaß alles um mich
herum. Ich war sprichwörtlich blind vor Liebe, und wenige Sekunden später war ich das auch im wahrsten Sinne des Wortes: Während Zaida
nämlich ihre feinsten Dance-Moves auspackte und dabei mit ihren Händen wild in der Luft herumwirbelte, flutschte ihr das Cocktailglas aus der
Hand und wurde zum lebensgefährlichen Geschoss. Es flog mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum und landete – wo auch sonst? – mitten
in meinem Gesicht. Es war keine A bsicht, nehme ich mal an, aber der Wurf hat definitiv gesessen. Volltreffer! Direkt ins Bull’s Eye. Oder
besser gesagt: in Flers A uge! Um mich herum war es plötzlich komplett dunkel. Das eine A uge war blind. Und vor lauter Schock sah ich auf
dem anderen gleich auch nichts mehr. Es war zappenduster! Meine Scheißkumpels waren natürlich so besoffen, dass sie sich über den Unfall
nur totlachten. »Ey, A lter, spinn nicht so rum. Trink mal ein Bier, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!« Doch wie sollte sie denn
je wieder anders für mich aussehen, wo ich doch gerade mein A ugenlicht auf dem Dancefloor verloren hatte? Selbst als mir
Weitere Kostenlose Bücher