Im Bus ganz hinten
Haaren, den braunen Augen und der krassen Figur fiel sie absolut in mein Beuteschema. Hammer! Sie stolzierte auf ihren High Heels in meine Richtung und gab mir links und rechts einen Kuss.
»Hallo, ich bin Sabrina«, sagte sie und schaute mir dabei in die Augen.
»Oh mein Gott«, hätte in einer Gedankenblase in diesem Moment über meinem Kopf gestanden. Ich war unglaublich geflasht. Sie plapperte fröhlich drauflos.
»Ich bin eigentlich kein großer Fler-Fan. Aber meine Freundin hier mag deine Musik total.« Das sagte sie so sympathisch und süß, dass ich ihr kein bisschen böse sein konnte. Ich starrte sie an und sagte nur: »Echt, ja?« Die Freundin nickte begeistert. Sabrina sprach weiter: »Äh, ja, und ich studiere Kulturjournalismus. Da dachte ich, kann ich doch gleich für die Uni einen Bericht über dein Konzert schreiben. Vielleicht können wir ja sogar kurz ein Interview machen?« Sie lachte und zeigte mir ihre perfekten Zähne.
»Kein Problem«, antwortete ich. Und dann begann sie mir ihre Fragen zu stellen, von denen ich nicht eine einzige wirklich mitbekam. Ich war die ganze Zeit über nur von ihrem Anblick fasziniert. Nachdem sie mit ihren Fragen fertig war, sagte ich: »Bleibt doch noch etwas. Ihr könnt die Show hier vom Backstage aus verfolgen.« Ich musste mich für die Bühne fertig machen und verschwand im Nebenzimmer, wo ich mir ein neues Shirt anzog und noch mal die Setliste für den Gig durchging. Dann nahm ich mir das Mikrofon und startete die Show. Ich rappte meine Songs, und die Fans waren richtig gut drauf. Sie kannten alle Texte und grölten lauthals mit, was mich wie immer total kickte. Aus dem Augenwinkel sah ich dazu noch Sabrina am Bühnenrand stehen. Sie lächelte mir zu, und zwischen zwei Liedern, als ich gerade einen Schluck Wasser trank, warf ich ihr einen Blick zu und dachte: »Nach der Show mache ich dich klar.«
Als das Konzert zwei Stunden später zu Ende war, lief ich sofort zurück in meine Garderobe. Völlig verschwitzt kam ich rein und sah Sabrina und ihre Freundin strahlend auf dem Sofa sitzen. Sie nippten an ihren Cola-Gläsern und gratulierten mir.
»Hey, echt cooler Auftritt.« Weil ich mich so schwitzig nicht neben sie setzen wollte, griff ich nach einem Handtuch und rannte Richtung Badezimmer.
»Ich geh eben duschen und bin gleich wieder zurück.« Ich war ziemlich hektisch, wollte mich so schnell wie möglich frisch machen. Dann ging ich zurück und setzte mich direkt neben sie auf das Sofa. Wir quatschten eine gefühlte Ewigkeit, und der restliche Backstage-Bereich verschwand dabei vollkommen aus meiner Wahrnehmung. Mit jedem Wort, das sie sagte, fand ich sie noch cooler. Ich merkte, dass sie nicht nur unglaublich schön war, sondern auch noch schlau. Sie war ein bisschen länger zur Schule gegangen als ich, schien aber zu verstehen, wo ich herkam.
»Ich bin noch ein paar Tage in der Stadt. Wenn du magst, gib mir doch deine Nummer – dann treffen wir uns«, sagte ich.
»Ja, klar«, antwortete sie sofort. Ich nahm mein Handy, sie diktierte mir ihre Nummer, und ich speicherte sie ab.
Schon am nächsten Tag rief ich sie an. Wir verabredeten uns in einem Café in Köln zum Kaffeetrinken. Ich bestellte einen Espresso, sie eine Latte Macchiato. Die Getränke kamen, mein Herz klopfte, und wir redeten. Ich verlor jedes Gefühl für die Zeit. Wir saßen vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht aber auch schon seit zwei Stunden in dem Café. Ich konnte mich super mit ihr unterhalten, besonders über unsere vielen Gemeinsamkeiten: Wir mochten beide Klamotten, Hip-Hop- und R&B-Musik, gutes Essen. Ihre Familienverhältnisse waren wie meine ein bisschen verrückt. Und vor allen Dingen: Wir teilten die Liebe zu Amerika. Gleich bei diesem ersten Treffen malten wir uns aus, wie wir irgendwann mal zusammen in den USAlanden würden.
Trotzdem sah ich in Sabrina nicht sofort meine große Liebe. Ich hatte gewissermaßen einen Schutzwall um mein Herz errichtet. Ich war mir einfach nicht mehr sicher, was die Ehrlichkeit der Mädchen anging. Nach meinen Erfahrungen war ich immer misstrauisch, ob sie sich am Ende nicht nur mit mir treffen wollten, weil ich in der Öffentlichkeit stand. Das beste Beispiel war ja meine letzte Freundin Marleen gewesen, deren Maske am Ende gefallen war und ihr wahres Gesicht zum Vorschein gebracht hatte. Bei Sabrina wünschte ich mir, dass alles anders werden würde, und ich hatte im Grunde auch sofort ein gutes Gefühl. Aber ich konnte einfach
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