Im Bus ganz hinten
wir um 12 Uhr los und begannen mit den Dreharbeiten. Ich war als Erster dran. Die Crew filmte mich bei meiner Performance, und alles lief ganz gemütlich ab. Über eine Stunde lang sollte ich immer wieder meine Zeilen in die Kamera rappen. Das war ich ja mittlerweile gewohnt. Als alles im Kasten war, setzte ich mich wieder ins Auto, und wir fuhren zur nächsten Location. Der Wagen machte einen U-Turn, und wir hielten an der ersten Ampel, als plötzlich neben uns ein silberner Volvo stand. Vier Araber stürmten aus dem Wagen und rissen die Tür unseres Busses auf.
»Du bist jetzt wieder mit Bushido unterwegs?«, schrie einer von ihnen.
»Wir bringen dich um!« Wenige Sekunden später prügelten sie schon mit Schlagstöcken auf uns ein. Beko saß neben mir – ihn trafen sie genau auf die Hand. Und dann kam’s noch schlimmer: Auf einmal zog einer dieser Typen tatsächlich ein Maschinengewehr hervor. Das war’s jetzt. Mein Leben ist vorbei, dachte ich nur und schickte ein letztes Stoßgebet gen Himmel. Ich bekam Todesangst, zitterte am ganzen Körper. Und wenig später feuerte der Typ tatsächlich ab. Alles war wie in einem Film. Die Kugeln trafen mich mitten in die Brust.
Aber ich blutete nicht. War ich etwa schon im Himmel? Wohl kaum! Schemenhaft sah ich, wie Beko die Araber mit seiner blutüberströmten Hand auf die Straße schubste und die Tür gewaltsam zuzog. Unser Fahrer trat das Gaspedal durch. Die Ampel stand zwar auf Rot, aber das war ihm in dem Moment scheißegal. Ich hörte quietschende Reifen, und Sekunden später hielten wir in einer Seitenstraße. Ich tastete mich am ganzen Körper ab und wunderte mich, dass ich wirklich noch lebte.
»Die Wichser haben mit Platzpatronen geschossen«, stellte Beko fest. Das Schießpulver war in schwarzen Flecken auf meinem grauen Shirt verteilt. Einige Weiber von der Produktionsfirma, die mit im Auto saßen, fingen hysterisch an zu weinen. Alle waren ganz einfach geschockt. Wer hatte es denn jetzt schon wieder auf uns abgesehen? Es musste jemand gewesen sein, der etwas gegen die Versöhnung von Bushido und mir hatte.
»Wenn das nur wegen unseres Friedens passiert ist, ist das echt eklig!«, sagte Bushido, als ich ihn anrief.
»Ob Leute aus Sidos Umfeld dahinterstecken?«, fragte ich ihn. Er wusste es auch nicht. Die Polizei kam, verhörte uns und untersuchte den Wagen nach Spuren. Aber sie fanden nichts und zogen gleich wieder ab. Der Dreh wurde für diesen Tag natürlich abgebrochen. Ausfallkosten: mehrere tausend Euro, aber das war jetzt unser geringstes Problem.
Als Sido mich wenige Tage später auf der Bühne beim Schweizer Frauenfeld-Festival disste, wurde ich hellhörig. In seinem Song »Das Testament« heißt es im Original: »Fler bekommt meine drei goldenen Platten. Egal, was alle sagen, du standst NIEunter meinem goldenen Schatten.« Jetzt änderte er die Zeilen in: »Fler bekommt meine drei goldenen Platten, egal, was alle sagen, du standst IMMERunter meinem goldenen Schatten.« Damit fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt, und mir war klar, es herrschte Krieg wegen des Friedens mit Bushido. Völlig unnötig, ich hatte mich doch eigentlich bemüht, mit allen cool zu bleiben. Ich hatte sogar einen spontanen Versöhnungsversuch gestartet, als ich mit Bushido einige Wochen zuvor vor dem Universal-Gebäude gestanden hatte und Sido zufällig vorbeikam. Sie hatten sich die Hände gereicht.
Ich war gekränkt. Sido und seine Leute hatten mir nie ins Gesicht gesagt, dass sie etwas gegen die Versöhnung hatten. Ich wollte Sido die Meinung geigen und wählte seine Nummer, doch sein Handy war aus. Also probierte ich es bei seinem Produzenten Paul NZA, mit dem ich früher ja auch gearbeitet hatte. Als der dranging, maulte ich ohne Begrüßung los: »Sag Sido, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, ficke ich seinen Arsch und deinen gleich mit!« Das kam nicht so gut an. Tut, tut, tuuuut. NZAlegte gleich wieder auf. Aber jetzt wussten sie wenigstens, was ich von ihnen hielt.
Zeiten ändern alles
Das Coolste an dem Jahr mit Bushido waren die Dreharbeiten zu seinem Film Zeiten ändern dich. Ich hatte mich sehr gefreut, als er mich fragte, ob ich mitspielen wollte. Und dazu gab es noch gutes Geld: Ich bekam 2500 Euro pro Drehtag. Sechsmal war ich am Set. Das lohnte sich schon. Meine Lieblingsszene war die, in der ich mit Bushido beim Sprühen war und wir in eine Schlägerei verwickelt wurden. Das war Action, so wie ich sie mochte. Damit am Ende alles richtig geil
Weitere Kostenlose Bücher