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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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»Ich weiß jetzt so ungefähr, was ich eigentlich erfahren wollte. Schweiger?«
Schweiger nickte, setzte dann seine Unterhaltung mit Darling fort. Ich zog den Geldsack aus meiner Schlafrolle und warf ihn Raven zu. »Du hast deinen Anteil an der Beute aus Rosen vergessen.« Ich holte die Ersatzpferde heran. »Beritten kommt ihr schneller voran.«
Raven kämpfte mit sich selbst, versuchte sich zu bedanken und konnte nicht durch die Bar- rieren dringen, die er um den Menschen in sich errichtet hatte. »Vermutlich können wir nach…«
»Ich will es nicht wissen. Ich bin schon zweimal mit dem Auge zusammengekommen. Sie will unbedingt ihre Seite der Geschichte für die Nachwelt festgehalten wissen. Nicht daß sie dabei gut aussehen will, es soll bloß die Wahrheit sein. Sie weiß, wie die Geschichte sich selbst neu schreibt. Sie will nicht, daß ihr das auch passiert. Und ich bin der Bursche, den sie als Schreiber erkoren hat.«
»Steig aus, Croaker. Komm mit uns. Du und Schweiger. Kommt mit uns.« Es war eine lange, einsame Nacht gewesen. Ich hatte viel über genau dies Thema nachge- dacht. »Das geht nicht, Raven. Der Hauptmann muß an Ort und Stelle bleiben, wenn es ihm auch nicht paßt. Die Kompanie muß da bleiben. Ich gehöre zur Kompanie. Ich bin zu alt, um von zu Hause wegzulaufen. Du und ich, wir werden denselben Kampf austragen, aber ich leiste meinen Anteil, während ich bei der Familie bleibe.« »Komm schon, Croaker. Eine Bande halsabschneiderischer Söldner…« »Heyheyhey! Hör auf damit.« Meine Stimme klang härter, als ich es beabsichtigt hatte. Er hörte auf. Ich sagte: »Erinnerst du dich an die Nacht, bevor wir Wisper jagen gingen? Als ich aus den Annalen gelesen habe? Was du da gesagt hast?« Einige Sekunden lang antwortete er nicht. »Ja. Daß du mir das Gefühl gegeben hättest, was es bedeutete, ein Mitglied der Schwarzen Schar zu sein. Nun gut. Vielleicht verstehe ich es nicht, aber ich habe es gespürt.«
»Danke.« Ich zog noch ein Päckchen aus meinem Schlafsack. Es war für Darling. »Unter- halte dich mal ein bißchen mit Schweiger, ja? Ich habe hier ein Geburtstagsgeschenk.« Er sah mich einen Augenblick lang an, dann nickte er. Ich wandte mich ab, damit meine Tränen nicht so offensichtlich waren. Und nachdem ich mich von dem Mädchen verab- schiedet und ihre Freude über mein armseliges Geschenk genossen hatte, ging ich an den Straßenrand und heulte mich dort in aller Kürze und Stille aus. Schweiger und Raven stellten sich blind.
Ich würde Darling vermissen. Und meine restlichen Tage würde ich damit verbringen, Angst
    um sie zu haben. Sie war kostbar, vollkommen, immer glücklich. Die Sache in jenem Dorf lag
hinter ihr. Aber vor ihr lag der schrecklichste Feind, den man sich nur vorstellen konnte. Kei- ner von uns wünschte ihr das.
Ich stand auf, wischte die Tränenspuren weg und winkte Raven zu mir. »Deine Pläne kenne ich nicht. Ich will sie auch nicht wissen. Aber nur für den Fall der Fälle. Als die Lady und ich gestern Seelenfänger einholten, hatte er einen ganzen Haufen von den Papieren bei sich, die wir in Wispers Lager ausgegraben hatten. Er hat sie nie an sie weitergegeben. Sie weiß nicht, daß es sie gibt.« Ich sagte ihm, wo er sie finden könnte. »In zwei Wochen reite ich selbst wie- der dorthin. Wenn sie immer noch da sind, werde ich sehen, was ich selbst daraus lesen kann.«
Er sah mich mit kühler unbewegter Miene an. Er dachte sich, daß mein Todesurteil schon unterzeichnet war, wenn ich jemals wieder unter das Auge kommen sollte. Aber er sagte es nicht. »Danke, Croaker. Falls ich je in die Gegend komme, sehe ich dort mal nach.« »Jau. Kann’s losgehen, Schweiger?«
Schweiger nickte.
»Darling, komm her.« Ich drückte sie lange und fest an mich. »Paß gut auf Raven auf.« Ich nahm das Amulett ab, das Einauge mir gegeben hatte, band es an ihrem Handgelenk fest und sagte zu Raven: »Das wird sie wissen lassen, falls sich irgendein unfreundlicher Unterworfe- ner in ihrer Nähe aufhält. Frag mich nicht, wie, aber es funktioniert. Viel Glück.« »Ja.« Als wir aufstiegen, stand er immer noch mit verdutzter Miene da. Zaghaft hob er eine Hand, ließ sie wieder sinken.
Ich sagte zu Schweiger: »Wir gehen nach Hause.« Und wir ritten davon. Keiner von uns beiden sah zurück.
Es war ein Zwischenfall, der sich nie ereignet hatte. Waren Raven und seine Waise nicht schließlich vor den Toren von Charm gestorben? Zurück zur Kompanie. Zurück zum Alltag. Zurück zu

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