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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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altertümlichen Hinterhof, in dem Bond seinen Wagen parkte. Eine hufeisenförmige Treppe führt zu dem imposanten Eingang hinauf. Bond betrat die große düstere Halle, an deren dunkelgetäfelten Wänden verstaubte Porträts von Herren mit Perücken und Spitzenjabots hingen. Ein Portier in kirschroter Uniform führte ihn durch muffige Korridore. Vor einer schweren Tür blieben sie stehen. Der Name Sable Basilisk war oben in goldenen Lettern angebracht. Der Raum, in den Bond kam, war hell, sauber, gut eingerichtet, hatte hübsche Stiche an den Wänden, und es herrschte peinliche Ordnung. Es roch leicht nach türkischem Tabak. Ein schlanker Mann, ein paar Jahre jünger als Bond, erhob sich. Er hatte ein feines, schmales, intelligentes Gesicht, dessen Ernst durch die Falten um den Mund und ein ironisches Glitzern in den Augen gemildert wurde.
    »Commander Bond?« Der Händedruck war kurz und fest. »Ich habe Sie erwartet.« Er nahm ein Aktenstück, das schon bereitlag. »Kommen wir gleich zur Sache! Ich vermute, daß die Angelegenheit etwas mit dem Secret Service zu tun hat. Ich war während des Krieges und auch noch danach bei der militärischen Abwehr. Sie brauchen also keine Angst wegen der Geheimhaltung zu haben. Unsere Aufgaben hier bestehen zum Teil darin, Titel für Leute vorzuschlagen, die geadelt werden sollen. Und dabei werden die merkwürdigsten Ansinnen gestellt, die absurdesten Adelsnamen verlangt. Sie können sich nicht vorstellen, was für eine Ansammlung von Snobismus, Eitelkeit und Hochmut sich in unseren Akten findet. Doch nun zu diesem Blofeld!«
    »Er ist wohl der gemeinste und gerissenste Gangster der Welt«, antwortete Bond. »Erinnern Sie sich noch an die Feuerball-Affäre vor etwa einem Jahr? Es ist nur wenig davon in die Presse gedrungen, aber ich kann Ihnen versichern, daß er der Drahtzieher war. Was haben denn ausgerechnet Sie mit Blofeld zu schaffen? Ich brauche alle Einzelheiten! Auch die geringste Kleinigkeit ist wichtig!«
    Basilisk blätterte den Ordner zurück. »Nachdem gestern mehrere dringende Anfragen sowohl vom Foreign Office wie vom Verteidigungsministerium eingingen, habe ich mir gedacht, daß es sich um ein und denselben Knaben handeln könnte. Leider kam ich vorher nicht auf die Idee, daß in diesem Fall unser Amtsgeheimnis zweitrangig ist. Sonst hätte ich schon früher etwas unternommen. Bereits am 10. Juni haben wir einen vertraulichen Brief von einer angesehenen Züricher Anwaltsfirma erhalten. Ich lese ihn Ihnen vor:
    Sehr geehrte Herren,
    Wir haben einen geschätzten Klienten namens Ernst Stavro Blofeld. Dieser Herr nennt sich Comte Balthasar de Bleuvüle, da er der Auffassung ist, rechtmäßiger Erbe dieses Titels zu sein, der unseres Wissens erloschen ist. Seine Oberzeugung basiert auf Erzählungen, die er in seiner Kindheit von seinen Eltern gehört hat und die besagen, daß die Familie zur Zeit der Revolution aus Frankreich nach Deutschland geflohen ist, sich in Augsburg niedergelassen und den Namen Blofeld angenommen hat, um den Revolutionsbehörden zu entgehen. Um 1850 seien sie dann nach Polen ausgewandert.
    Unser Klient legt nun großen Wert darauf, diese Tatsachen zu beweisen und so den legalen Anspruch auf den Titel de Bleuville zu erhalten. Die hierfür erforderlichen Urkunden wären dann dem Justizministerium in Paris zur
    Genehmigung einzureichen.
    In der Zwischenzeit beabsichtigt unser Klient, provisorisch weiter den Titel Comte de Bleuville zu führen.
    Unseres Wissens sind Sie, sehr geehrte Herren, die einzige amtliche Stelle der Welt, die imstande ist, die notwendigen Nachforschungen durchzuführen. Wir sind beauftragt, uns zu diesem Zweck an Sie zu wenden, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß die Angelegenheit streng vertraulich gehandhabt wird.
    Die finanzielle Lage unseres Klienten ist über jeden Zweifel erhaben. Spesen spielen keine Rolle. Als ersten Vorschuß für Ihre Arbeit und Auslagen schlagen wir tausend Pfund Sterling vor und bitten um Angabe Ihrer Kontonummer. In Erwartung Ihrer baldigen Antwort und mit bestem Dank im voraus verbleiben wir
    mit vorzüglicher Hochachtung Dr. Gumpold-Moosbrugger und Hans Müller, Rechtsanwälte, Zürich, Bahnhofstraße 16.
    Bonds Augen glitzerten erregt. Basilisk sagte lächelnd: »Wir waren an der Sache sogar noch interessierter, als Sie es zu sein scheinen. Unter uns: die Gehälter hier sind äußerst bescheiden, und so sind wir darauf angewiesen, sie durch Honorare für Privataufträge

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