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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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aufzubessern. Das ist selten mehr als fünfzig Pfund und erfordert fast immer viel Quellenstudium. Die Anfrage von Blofeld dagegen ist ein ganz großer Fisch. Und da ich gerade Dienst hatte, als der Brief eintraf, ist mir die Sache in den Schoß gefallen.«
    Bond fragte erregt: »Und was geschah weiter? Haben Sie den Kontakt aufrechterhalten?«
    »Ja, aber leider nur sporadisch. Natürlich habe ich Auftrag und Honorar sofort angenommen und mich zur Geheimhaltung verpflichtet. Sie zwingen mich jetzt unter Berufung auf das Staatsinteresse, dagegen zu verstoßen. Ich handle doch unter dem Einfluß höherer Gewalt?«
    »Jawohl«, stimmte Bond energisch zu.
    Basilisk machte eine Notiz und fuhr fort: »Zunächst verlangte ich natürlich den Geburtsschein des Mannes, und nach einer Weile wurde mir mitgeteilt, daß er verlorengegangen sei und daß ich mich unter keinen Umständen weiter darum kümmern solle. Der Graf sei am 28. Mai 1908 in Gdingen als Sohn eines polnischen Vaters und einer griechischen Mutter geboren. Ob ich nicht mit meinen Nachforschungen beim Ursprung der Familie Bleuville beginnen könne? Ich hatte inzwischen in unserer Bibliothek festgestellt, daß tatsächlich eine Familie de Bleuville existiert hat, die man bis ins siebzehnte Jahrhundert zurückverfolgen kann, und zwar in einem Dorf namens Blonville-sur-Mer in der Normandie, im heutigen Departement Calvados. Ihr Wappen und ihre Devise stimmten mit den von Blofeld angegebenen überein.« Basilisk machte eine kleine Pause. »Natürlich hat er das irgendwie eruiert. Es hätte ja keinen Sinn für ihn gehabt, irgendeine Familie de Bleuville zu erfinden und uns aufzutischen. Ich teilte den Züricher Anwälten meine Entdeckung mit, und in meinen Sommerferien - Nordfrankreich ist sozusagen mein privates heraldisches Gebiet - fuhr ich mit dem Wagen durch die Gegend und schnüffelte dort ein bißchen herum. Inzwischen hatte ich mich mit unserer Botschaft in Warschau in Verbindung gesetzt und sie gebeten, durch einen Anwalt in Gdingen beim Standesamt und in den verschiedenen Kirchen nachzuforschen, in denen Blofeld getauft worden sein könnte. Die Antwort, die ich Anfang September bekam, war verblüffend. Die Seiten mit Blofelds Geburtseintragung waren aus dem Register herausgeschnitten worden. Ich behielt diese Information für mich, das heißt, ich hütete mich, sie den Züricher Anwälten mitzuteilen, da sie mir ausdrücklich untersagt hatten, Ermittlungen in Polen anzustellen. Einen Anwalt in Augsburg hatte ich ebenfalls angesetzt. Dort waren mehr Angaben über Blofeld vorhanden, da der Name in Deutschland öfter vorkommt; aber ich fand keinen Hinweis auf eine Verbindung mit den Bleuvilles in der Normandie. Ich schrieb einen nichtssagenden Bericht an die Züricher und erklärte, daß ich meine Nachforschungen fortsetzen würde. Seither habe ich nichts mehr unternommen. Und dann«, Basilisk klappte das Aktenstück zu, »rief mich gestern das Foreign Office an. Vermutlich hat jemand die Akten aus Warschau überprüft und bei dem Namen Blofeld richtig kombiniert.«
    Bond kratzte sich den Kopf. »Aber die Sache läuft weiter?«
    »Natürlich.«
    »Können Sie sie in Gang halten? Ich nehme an, daß Sie Blofelds augenblickliche Adresse nicht kennen?« Basilisk verneinte. »Hätten Sie einen plausiblen Vorwand, jemand zu ihm zu schicken?« Bond lächelte. »Mich zum Beispiel. Das Amt könnte mich ja beauftragen, eine Unterredung mit Blofeld zu führen - wegen irgendeiner verzwickten Sache, die nicht brieflich geklärt werden kann und persönliche Auskünfte erfordert.«
    »Ja, das wäre eine Möglichkeit . . . Einige Familien haben bestimmte körperliche Merkmale, die sich von Generation zu Generation vererben, die Habsburger Unterlippe zum Beispiel. Als ich in der Krypta der Kirche von Blonville die Grabsteine der Bleuvilles betrachtete, entdeckte ich etwas Merkwürdiges, dem ich damals weiter keine Bedeutung beimaß, das mir aber jetzt wieder einfällt: keiner der Bleuvilles, soweit ich es feststellen konnte, hatte Ohrläppchen.«
    »Aha!« sagte Bond. »Er dürfte also keine Ohrläppchen haben? Das wäre ein wichtiger Beweis für seine Behauptung?«
    »Ganz richtig.«
    »Aber er hat Ohrläppchen«, rief Bond ärgerlich. »Ziemlich ausgeprägte sogar. Was nun?«
    Basilisk lächelte hintergründig. »Er muß ja gar nicht wissen, nach welchen körperlichen Merkmalen wir bei der Unterredung mit ihm suchen!«
    »Sie meinen, wir könnten irgend etwas

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