Im Dienste der Comtesse
Sie einstelle – und im Moment hege ich noch ernsthafte Zweifel an Ihrer Befähigung –, erwarte ich von Ihnen unbedingte Loyalität, Verschwiegenheit und Gehorsam in jeder Hinsicht.“
„Könnten Sie sich ein besseres Bild von meiner Befähigung machen, wenn ich mich meiner Breeches entledige?“, fragte Dumont.
„Wie bitte?“ Mélusine war fest davon überzeugt, sich verhört zu haben, doch zu ihrem Entsetzen stand er jetzt auf.
„Das sind schließlich die Eigenschaften, für die Sie sich am meisten interessieren, nicht wahr?“, fuhr er fort und machte sich am Gürtel seiner Hose zu schaffen.
„Halt!“ Sie streckte abwehrend die Arme aus. „Wagen Sie es nicht, sich zu bewegen.“
Er gehorchte, zog aber spöttisch eine Augenbraue hoch.
Mélusine atmete tief durch und fächelte sich mit seinen Zeugnissen Luft zu. „Sie sind ein unverschämter Filou. Ein Schurke. Ein …“ Ihr gingen die Worte aus. „Setzen Sie sich sofort wieder hin. Und lassen Sie die Finger von Ihrer Kleidung. Gütiger Gott!“ Zu ihrer Erleichterung tat er, wie ihm geheißen. Sie zitterte, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Misstrauisch beäugte sie ihn und fragte sich, ob sie nach Paul, dem Pförtner, rufen oder ihn einfach des Hauses verweisen sollte. Er hielt ihrem Blick ungerührt stand, was fast genauso beunruhigend war wie sein Verhalten vorhin. Aus dem Augenwinkel nahm sie das Kaminbesteck wahr. Ohne nachzudenken bückte sie sich und griff nach dem Schürhaken. Dann wandte sie sich wieder Dumont zu.
Er lächelte. „Bewaffnen Sie sich ruhig, Madame, aber ich habe noch nie eine Frau gegen ihren Willen verführt.“
„Verführt …?“ Seine offensichtliche Belustigung nahm ihr etwas von ihrer Furcht, aber nichts von ihrem Entsetzen oder ihrer Verlegenheit.
„Das ist es doch, was Sie von mir wünschen, nicht wahr?“
„Nein!“ Mélusine schauderte. „Niemals!“ Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie zog sich an eins der Fenster zurück, so weit fort von Dumont wie möglich. „Rühren Sie sich nicht von der Stelle“, befahl sie und überdachte seine Zeugnisse noch einmal unter einem ganz neuen Aspekt. „Ist das der Grund, warum die Duchesse sich so überschwänglich über Ihre Fähigkeiten äußert?“, rief sie aus. Sie sah ihn plötzlich in einem ganz anderen Licht. „Wie lange waren Sie ihr Liebhaber?“ Trotz ihrer Faszination lockerte sie den Griff um den Schürhaken nicht. Sie gab sich keinerlei Illusionen hin – Dumont mochte zwar ein Bediensteter sein, aber der einzige Grund, warum er immer noch still dasaß und ihre Fragen beantwortete, war der, dass er selbst es so wollte.
„Ich war nicht ihr Liebhaber.“
„Wie ich sehe, bleiben Sie immer noch diskret und loyal, obwohl sie längst nicht mehr Ihre Geliebte ist.“
„Meine Arbeitgeberin“, korrigierte Dumont.
„Wenn die Duchesse nicht Ihre Geliebte war, wie kommen Sie dann um Gottes willen darauf, ich könnte solche … solche Dienste von Ihnen verlangen?“, fragte Mélusine argwöhnisch. „Irgendjemand muss Sie doch auf diese Idee gebracht haben.“
„Sie selbst waren das“, gab Dumont zurück.
„Ich …?“ Wahrscheinlich bezog er sich auf die Art, wie sie ihn zu Beginn des Gesprächs betrachtet hatte. „Von meinem Diener erwarte ich, dass er mich begleitet, wenn ich das Haus verlasse, dass er mir Nachrichten übermittelt und mich frisiert – aber das sind auch die einzigen Dienste, die ich von ihm verlange“, fügte sie betont hinzu.
„Sie frisiert?“
„Ja.“ Es war allgemein verbreitet, dass ein Diener die Rolle des Friseurs mitübernahm. Eine so elegante Frau wie die Duchesse hätte niemals jemanden eingestellt, der nicht beide Funktionen erfüllen konnte. Mélusine wollte schon die nächste Frage stellen, als ihr etwas einfiel. Wenn die Duchesse Dumont wegen seiner anderen Talente im Schlafgemach eingestellt hatte, war es vielleicht nicht so gut bestellt um seine Frisierkünste. „Sie können doch frisieren, oder?“ Sie sah ihn stirnrunzelnd an.
„Selbstverständlich.“
„Sie sagten, Sie hätten Ihre Arbeit bei der Duchesse aufgegeben, weil Sie nach Frankreich zurückkehren wollten. Was war der Grund dafür?“ Sie konnte ihn nicht einstellen. Natürlich nicht. Einen so flegelhaften Mann, der damit drohte, sich vor ihren Augen seiner Hose zu entledigen! Aber sie wollte das Gespräch mit Würde zu Ende bringen, ihn nicht völlig kopflos und verschreckt aus dem Haus werfen. Sobald sie wieder die Kontrolle über
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