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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Rücken ekelt, dann bedeutet das Krieg«, dachte sie entschlossen und kämpferisch zugleich. Aber ihre Sorge schien überflüssig und Maries Miene entspannte sich gleich darauf wieder. Der Herzog belächelte zwar innerlich ihre »Marotte«, sich mit der buckligen Kleinen zu belasten, gestand ihr diese Eigenheit aber gern zu. Er hoffte nur inständig, das hinkende Geschöpf nicht allzu oft vor Augen haben zu müssen …
    Dabei fiel ihm wieder ein, dass er sowieso selten zu Hause war - sein »Dienst« beim König erforderte beinahe ständige Anwesenheit im Louvre. Die Kleine mit dem Höcker würde seinen Schönheitssinn also nicht allzu oft beleidigen.
    »Eigentlich schade, dass ich so selten daheim sein werde«, ging es ihm unwillkürlich durch den Sinn, als er das fröhliche Lachen Maries vernahm, das sich wohltuend von dem gekünstelten Gekicher der meisten Hofdamen abhob.
    Marie hatte sich im prunkvoll möblierten Salon ungeniert auf einer mit hellgelbem Chintz bezogenen Chaiselongue niedergelassen, die zierlichen Pantoffeln aus roséfarbenem Kalbsleder abgestreift und ließ sich von Céleste ihre nackten Füßchen reiben.
    »Ich habe immer kalte Hände und Füße, Monsieur«, eröffnete
sie ihrem erstaunt blickenden Bräutigam, um ihm dann schelmisch lächelnd anzudrohen: »Die Aufgabe des Wärmens müsst Ihr dann übernehmen, sobald wir verheiratet sind, mon Cher.«
    Charles d’Albert schluckte. Dieser kleine, bildhübsche Irrwisch, der heute Mittag in das de Luynes’sche Palais gefegt war, würde allem Anschein nach sein bisheriges Leben gewaltig durcheinanderwirbeln - davon war er bereits jetzt überzeugt.
    Marie hingegen war sich noch immer nicht klar darüber, was sie von ihrem Bräutigam zu halten hatte. Da sie so viel über sein »sündhaftes« und von den »normalen« Menschen verabscheutes Liebesleben gehört hatte, waren ihre Vorstellungen über Charles d’Albert sehr negativ gewesen. Einen schmierigen und widerlichen Mann hatte sie erwartet, ekelhaft in seinem Wesen wie im Aussehen.
    Nichts davon entsprach der Wirklichkeit. De Luynes war im Gegenteil ein äußerst begehrenswerter Mann, groß und kräftig mit einem schönen, ebenmäßigen Antlitz und verschmitzten Augen. Er schien Humor zu besitzen und das dünkte der jungen Braut ein gutes Zeichen zu sein.
    »Vielleicht lässt es sich mit ihm am Ende ganz gut auskommen?«, dachte sie. Ganz zaghaft keimte Hoffnung in ihrem Herzen auf.
    Marie war keineswegs entgangen, dass er - nachdem sie Céleste ihrem künftigen Schwager vorgestellt hatte und er sich ohne Zögern zu dieser hinuntergebeugt und sie als »liebe Verwandte« begrüßt und geküsst hatte - das Herz der Kleinen bereits halb gewonnen hatte.
     
    Die Eheschließung der beiden fand um acht Uhr abends statt, im Beisein einiger Bekannter und Freunde des Bräutigams sowie unter Anwesenheit ihrer beider Dienerschaft. Abbé Florentin
- ein kleiner, nervöser Mann -, der die Trauung vornahm, hielt eine kurze, aber würdevolle Ansprache.
    Marie hörte ganz genau zu - »man heiratet schließlich nicht so oft«, dachte sie altklug. Sie nahm sich vor, sich die Worte des Geistlichen für immer einzuprägen.
    Dieser sprach von der Heiligkeit des unauflösbaren Sakraments und davon, dass die Eheleute von nun an zu gegenseitiger Treue verpflichtet wären. Ein Punkt, der - wie der jugendlichen Braut keineswegs entging - den Anhang des Favoriten des Königs zum Schmunzeln brachte.
    Aber Abbé Florentin, dessen süditalienisches Erbe die pechschwarzen Haare, der dunkle Teint und die flinken, schwarzen Äuglein verrieten, betonte auch die gegenseitige Verantwortung der beiden Eheleute, die sie mit diesem Bund auf Lebenszeit auf sich genommen hätten. Zum Schluss sprach er eindringlich von der Tugend des Verzeihens, die vor allem zum Einsatz käme, sobald einer der beiden Partner das Gesetz der absoluten Treue missachtet habe.
    »Dieser Hinweis auf Ehebruch während einer Trauung ist gewiss absolut ungewöhnlich und zeigt, dass der Abbé, trotz seines so harmlos wirkenden Äußeren, kein Narr ist und die Farce, zu welcher er gezwungen worden ist, sehr wohl durchschaut hat«, ging es Marie durch den Kopf.
    Überdies hatte Abbé Florentin, als er vom Bruch der ehelichen Treue sprach, nur ihren Bräutigam angesehen; im Gegenzug dazu richtete er jene Worte, die das Verzeihen betrafen, speziell an sie.
    Zum Schluss sprach der Geistliche noch die Pflicht der ehelichen Beiwohnung an - nicht zur Befriedigung

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