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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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persönlicher Lustgefühle, sondern zum Zwecke der Kinderzeugung.
    Céleste, die von ihrer Schwester besonders hübsch mit einem bodenlangen himmelblauen Kleidchen aus Brokat mit
Brüsseler Spitzen an Kragen und Ärmeln ausstaffiert worden war und sie als eine der Brautjungfern begleitete, hatte die Worte des Priesters genau verfolgt und trotz ihrer Jugend die Anspielungen ebenfalls verstanden. Das erkannte zumindest Marie, als sie einen Seitenblick auf die Kleine warf.
    Das war nicht weiter verwunderlich. Im de Rohan’schen Haushalt hatte Céleste zum Gesinde gezählt und vor diesem pflegten die adligen Herrschaften sich keinerlei Zwang anzutun - weder in Worten noch in Taten.
    Wie oft hatte sie miterlebt, dass ihr Vater, der Herzog, einer hübschen Dienerin in den Ausschnitt oder einer Magd unter die Röcke fasste, oder dass einer ihrer älteren Halbbrüder sich in einem Winkel rasch im Stehen an einem Dienstmädchen abreagierte …
    Und die Gespräche der weiblichen Dienerschaft über Verkehr, Empfängnis, Schwangerschaft, Verhütung und Abbruch waren in Célestes Gegenwart keineswegs verstummt. Sie war weit über ihr Alter hinaus »aufgeklärt« und wusste Bescheid über die Dinge, die sich zwischen Mann und Frau, beziehungsweise zwei Männern - oder auch zwei Frauen - abspielen konnten.
    Das gesamte Gesinde hatte Marie vor den Ohren Célestes aufs Heftigste bemitleidet, dass sie trotz ihrer Attraktivität gezwungen wurde, einen Ehemann zu nehmen, der sich vom König als Weib missbrauchen ließ. Und es hatte keinen Einzigen gegeben, der dieser Verbindung nicht ein schlimmes Ende prophezeite.
    »Schade, dass ich nicht in Célestes Kopf hineinsehen kann, um zu erfahren, was sie jetzt denkt.«
    Gleich darauf wandte sich Marie erneut Abbé Florentin zu. Sie würde niemals erfahren, dass die Kleine inzwischen gar nicht mehr so recht daran glaubte, dass von diesem Gatten
eine Gefahr für Marie ausgehen sollte. Aber Céleste nahm sich vor, trotzdem wachsam zu sein, um mögliches Ungemach von ihrer geliebten und bewunderten Schwester abzuwenden - wenn das Kind auch keine Ahnung hatte, wie es das im konkreten Falle bewerkstelligen sollte.

KAPITEL 6
    VOR AUFREGUNG BRACHTE Marie fast keinen Bissen von dem köstlichen Hochzeitsmahl hinunter; dafür gönnte sie sich zwei Gläser von dem süßen Wein, der zum ersten Zwischengang - einer getrüffelten Entenleberpastete an geeister Orangensauce - gereicht worden war.
    Aber ihre Nervosität minderte dies keineswegs. Woher hätte die noch unberührte Braut wissen sollen, was genau sie in ihrer Hochzeitsnacht erwartete? Von Madame Gabrielle hatte sie zwar eine Menge Nützliches über Ehemänner erfahren, aber über den genauen Ablauf der ehelichen Vereinigung und des Verlusts der Jungfräulichkeit hatte die Stiefmutter diskretes Stillschweigen bewahrt.
    Längst hatte Marie den guten Eindruck, den sie gleich zu Anfang von ihrem Zukünftigen gewonnen hatte, vergessen, obwohl der junge Ehemann sich nach Kräften bemühte, sich ihr angenehm zu machen. Er legte ihr die besten Bissen vor und animierte sie zum Trinken. Doch Marie empfand im Augenblick nur eine ganz erbärmliche Furcht vor dem, was ihr Gatte bald von ihr fordern würde …
    »Ich sterbe vor Angst, wenn ich daran denke, dass ich in
Kürze im Bett von einem Untier überwältigt werden soll, das normalerweise sein Hinterteil dem König darbietet oder das - welch ein bizarrer Gedanke - selbst in die geheimste Öffnung unseres Herrschers eindringt.«
    Dies raunte die in eine cremefarbene, überreich mit Perlen bestickte Seidenrobe gehüllte, strahlendschöne Braut nach dem Mahl ihrer Schwester zu, als sie gerade einmal Muße hatte, ungestört mit ihr ein paar Worte zu wechseln. »Ich bitte dich gar sehr, Céleste, verlass mich nicht in meiner höchsten Not«, bat sie leise das Mädchen und sah es dabei flehentlich an.
    Die beruhigende Wirkung des zu reichlich und zu hastig genossenen Weines war offensichtlich bereits verflogen.
    »Wie stellst du dir das vor, Marie?«, fragte die Zehnjährige - äußerst erstaunt über die absurde Zumutung - die Ältere. »Soll ich mich vielleicht zwischen euch ins Ehebett legen und deinem Mann eine Ohrfeige geben, wenn er Anstalten macht, dir wehzutun?«
    »Nein, das natürlich nicht«, flüsterte Marie. Unwillkürlich musste sie bei dieser Vorstellung - trotz ihrer Angst - kichern. »Mein Gemahl würde dich umgehend aus dem Gemach werfen, aber du könntest doch …«
    Dann tuschelten die

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