Im Dienste Der Koenigin
sah dies mit Vergnügen.
Der Hengst erhob sich gar auf die Hinterhand, wieherte herausfordernd und wirbelte die Vorderbeine durch die Luft, während die Stute ihm umgehend antwortete. Schon die Ankunft dieser überaus wertvollen Tiere war geeignet, den Favoriten des Königs milder zu stimmen.
Mit relativer Gelassenheit wartete er auf den Augenblick,
in dem ein Lakai den Kutschenschlag öffnete, den Tritt ausklappte und mit devot gekrümmtem Rücken daneben stand, als der Hofmeister Lambert seiner Herrin beim Aussteigen aus dem Gefährt behilflich war.
»Grundgütiger«, entfuhr es Monsieur Charles d’Albert, als er der jungen Schönen ansichtig wurde. Marie kletterte behänd aus der Kutsche und raffte dabei mit einer Hand geschickt ihre weit ausladenden Röcke aus roséfarbenem Seidentaft, um nicht über deren verschwenderische Stofffülle zu stolpern.
Dass sie dabei wie »zufällig« ihren linken, zierlichen Fuß in einem reizenden Pantöffelchen und ein gutes Stück ihrer schlanken Wade zeigte, ärgerte ihn nicht, wie es sonst bei koketten Frauenzimmern der Fall war, sondern entzückte ihn ungemein. Keiner war darüber mehr erstaunt als er selbst.
Und als das Mädchen mit dem honigblonden Haar und den blitzenden, meergrünen Augen vor ihm stand und in einem tiefen Knicks zur Begrüßung niedersank - ihm dabei einen ausgiebigen Blick in ihr entzückendes Dekolleté gestattend -, war er fast geneigt, die Idee mit seiner Heirat gar nicht mehr so schlecht zu finden.
Sogar ihre Altstimme klang ihm angenehm in den Ohren, als sie Monsieur Lambert dankte. Voll Wärme war sie und nicht so affektiert schrill oder gewollt kindlich lispelnd, wie viele junge Damen am Hof zu sprechen pflegten.
Nicht nur der Bräutigam wider Willen erlebte eine angenehme Überraschung. Auch Marie konnte kaum glauben, was sie da zu sehen bekam. Dieses Bild von einem Mann, dieser Apoll sollte wirklich derjenige sein, der Frauen verschmähte und stattdessen …? Beinahe war sie bereit, alles für einen großen Irrtum zu halten. Diesem Herrn mussten doch die Frauen scharenweise nachlaufen!
Ehe sie weiter über diesen Punkt nachzudenken vermochte, trat er rasch hinzu, ergriff ihre schmale Rechte, half ihr, sich aus der Verbeugung zu erheben - und erlebte gleich die nächste Überraschung: Seine Braut hatte sich nämlich blitzschnell wieder gefangen.
»Ich grüße Euch, Monsieur le Duc. Seid versichert, dass der Wunsch des Königs genauso wenig der meine war, wie er der Eure ist; aber wir müssen dem Willen Seiner Majestät gehorchen. Und da wir - wie ich annehme und hoffe - vernünftige Menschen sind, werden wir uns in Eurem Palais einrichten, so gut es geht.
Ich verspreche Euch, Monsieur, dass ich nur einen Flügel des Gebäudes bewohnen und versuchen werde, Euch so wenig wie möglich unter die Augen zu kommen. Tut einfach so, als wäre ich gar nicht da, Monsieur. Sobald Ihr aber meiner bedürft - etwa bei anfallenden Repräsentationsaufgaben - werde ich selbstverständlich meine Pflicht als Eure Gemahlin und Herrin des Hauses erfüllen.«
Charles d’Albert, mehr als doppelt so alt wie seine Zukünftige und im Allgemeinen ein schlagfertiger Mensch, war einen Augenblick lang sprachlos.
»Nanu, dieses entzückende Mädchen hat ja Grips im Kopf! Mit der sollte es sich eigentlich ganz gut leben lassen«, dachte der junge Mann verwundert und zugleich mit großer Erleichterung. Ein warmes Dankesgefühl dem König gegenüber durchströmte ihn. Sein Geliebter hatte ihm, wie es schien, offenbar die beste aller möglichen Ehefrauen ausgesucht.
»Gestattet, Madame, dass ich Euch ins Haus geleite; dort warten Erfrischungen auf Euch. Anschließend könnt Ihr Euch in Eure Gemächer zurückziehen und bis zum Abend dem süßen Nichtstun frönen. Um zwanzig Uhr wird die Trauung in der Hauskapelle stattfinden - einen Geistlichen habt Ihr, wie
ich sehe, dankenswerterweise gleich mitgebracht - und für später habe ich ein kleines Fest vorbereiten lassen.«
Als seine bezaubernde Verlobte Marie, der man keineswegs die Strapazen der Reise ansah, ihm noch ihre Halbschwester Céleste vorstellte, eine leicht verwachsene Kleine mit lieblichem Gesicht und silberblondem Engelshaar, fragte de Luynes sich im Stillen, mit welchen Überraschungen er bei seiner Gemahlin noch würde rechnen müssen. Dabei entging ihm völlig der scharfe Blick, welchen sie ihm zuwarf.
»Wenn er auch nur im Geringsten zu verstehen gibt, dass er sich vor Céleste und ihrem krummen
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