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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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auf – ein Vorgebirge zum zentralpazifischen Becken –, das ihm den weiteren Weg versperrte. Er blieb stehen und ließ etwas Ballast ab, da er über den Grat hinüberwollte. Als er langsam aufwärtstrieb, geriet sein Tauchboot in eine leichte Strömung, die ihn mitzog. Jack kämpfte mit seinem Antrieb dagegen an, bis er sein Fahrzeug schließlich wieder stabilisiert hatte. Was ist das, zum Teufel? Er stupste es leicht an, sodass es langsam auf die Spitze zufuhr.
    »Jack«, flüsterte ihm Lisa erneut ins Ohr, »kommst du wieder an einem Schlot vorüber? Meine Temperaturanzeigen klettern in die Höhe.«
    »Nein, aber ich weiß nicht genau, was … Du meine Fresse!« Sein Tauchboot hatte den Berg erklommen. Jetzt sah er, was auf der anderen Seite lag.
    »Was ist, Jack?« Lisas Stimme zitterte ängstlich. »Bist du okay?«
    Jenseits der Erhebung öffnete sich ein weiteres Tal, das jedoch keine Oase des Lebens war. Eher die Hölle. Glühende Spalten zogen sich im Zickzack über den Meeresboden. Geschmolzenes Gestein floss daraus hervor, das beim raschen Abkühlen eine schattige purpurrote Färbung annahm. Jack kämpfte gegen die durch die Hitze hervorgerufene Strömung an, die ihn unermüdlich weiterschieben wollte. Aus den Lautsprechern der Kabine ertönte ein beständiges Brüllen.
    »Mein Gott …«
    »Jack, worauf bist du da gestoßen? Die Temperatur schießt in die Höhe!«
    Um das zu merken, benötigte er keine Instrumente. Bei jedem Atemzug wurde es im Innern des Tauchboots wärmer. »Eine neue Quelle.«
    Eine zweite Stimme ertönte über den Funk. Es war Charlie, der Geologe. »Sei vorsichtig, Jack! Ich fange nach wie vor schwache Wellen von dort unten auf. Da ist es alles andere als stabil.«
    »Ich verschwinde noch nicht.«
    »Du solltest das Risiko …«
    »Ich habe die Kochi Maru gefunden«, unterbrach Jack. »Was?«
    »Das Schiff ist hier … Aber ich weiß nicht, für wie lange noch.« Während das Boot über die Erhebung schwebte, sah Jack zur anderen Seite des höllischen Tals hinüber. Dort lag das Wrack eines langen Schleppnetzfischers, dessen Rumpf in zwei Teile zerborsten war. In dem finsteren Glanz erwiderten die zerschmetterten Fenster der Kommandobrücke seinen Blick. Der Bug zeigte japanische Schriftzeichen, doch war der Name Jack wohl vertraut: KOCHI MARU . Frühlingsbrise.
    Aber zu dem Wrack passte der Name längst nicht mehr.
    Rings um das Schiff quoll geschmolzenes Felsgestein hervor, floss dahin und bildete Bänder und Magmalachen, die dampften, während sie sich in den eiskalten Tiefen rasch abkühlten. Die vordere Hälfte des Schiffs lag unmittelbar über einer der Spalten. Jack sah das stählerne Schiff langsam versinken, mit dem Magma verschmelzen.
    »Ein Fischerkahn mitten in der Hölle«, berichtete Jack. »Ich werd ihn mal genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Jack …« Das war wieder Lisa, deren Stimme hart geworden war. Es hörte sich an, als wollte sie ihm einen Befehl erteilen. Aber sie zögerte. Sie kannte ihn zu gut. Ein langer Seufzer folgte. »Halte bloß die Anzeigen für die Außentemperatur im Auge. Titan ist gegenüber extremen Temperaturen nicht unempfindlich. Insbesondere die Schweißnähte …«
    »Versteh schon. Keine unnötigen Risiken.« Jack drückte beide Fußpedale nieder. Das Tauchboot schoss davon und stieg gleichzeitig höher. Während er auf das Wrack zuglitt, ging die Temperatur gleichmäßig in die Höhe.
    Fünfundzwanzig … vierzig … fünfundvierzig …
    Schweiß perlte Jack von der Stirn, und seine Hände wurden glitschig. Wenn eine der Nähte des Tauchboots nachgeben und reißen würde, würde ihn der immense Druck in diesen Tiefen in weniger als einer Sekunde zermalmen.
    Er stieg höher, bis die Temperatur unter vierzig Grad fiel. Zufrieden, dass er wieder in Sicherheit war, überquerte er das Tal, wobei er unregelmäßig Gas gab. Bald schwebte er über dem Wrack. Er kippte das Tauchboot und umkreiste das zerbrochene Schiff.
    Leicht vorgebeugt sah Jack auf das Wrack hinab. Volle fünfzig Meter vom Bug entfernt lag das zerborstene Heck mit dem höhlenartigen Frachtraum, der von den Spalten abgewandt war. Auf der anderen Seite waren, erhellt vom feurigen Schein aus den Rissen in der Nähe, etliche Kisten halb im Schlamm vergraben, deren Holz über die Jahrzehnte hinweg schwarz geworden war.
    »Wie schaut’s aus, Jack?«, fragte Lisa.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die über den Grund verstreute Ladung des Wracks. »Nicht besonders gut, so

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