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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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außerdem, ich hatte ja keine Ahnung, wo Wulff sich aufhielt. Ich habe doch gesagt, ich würde dich bezahlen, wenn du ihn fändest.«
»Konspiration, hast du es nicht so genannt? Genau das war nämlich deine Angst; daß ich ihn vor dir finden würde. Denn du hattest ihn aus den Augen verloren, nach dem Job, den er 1972 für dich gemacht hatte …«
Er war jetzt nah daran, die Haltung zu verlieren. »Hat er das auch gestanden?«
Ich log: »Ja.« Und ich sagte auf Verdacht: »Denn damals hast du ihm wirklich 50000 gezahlt, stimmt’s?«
Sein Gesicht verlor den letzten Rest von Fassung, und er wußte, daß er das Rennen verloren hatte. Nun wartete nur noch der Zielrichter. Er sagte: »Ja, dann …«
»Aber auch Olga Sørensen war gefährlich, denn sie war die einzige, die dich nach wie vor mit Stauer-Johan in Verbindung bringen konnte, bevor er verschwand, und mit 1971. Deshalb hast du sie umgebracht, ohne zu wissen, daß sie längst anderen davon erzählt hatte. Ich wußte es schon, du hast sie also umsonst getötet. Und nun stehen wir hier, beide.«
Hinter uns im Raum redete der Bürgermeister weiter, im gehobenen Bergenser Tonfall und mit der Stimmvariation eines Computers. Auch Konrad Fanebust hatte nicht gerade einen Tonfall, von dem man hätte prahlen können, als er sagte: »Hast du noch mehr, Veum?«
Ich schüttelte mich. »Nein, im Moment nicht. Um die endgültige Erklärung soll sich die Polizei kümmern. Da gehen wir jetzt hin!«
»Willst du nicht erst etwas essen?«
Einen Augenblick sah ich weg von ihm auf das kalte Büffet. Er bekam die Pause, die er brauchte und mit gewaltiger Kraft stach er mir die spitze Gabel in den Bauch. Ich beugte mich vornüber und faßte mit beiden Händen um den runden Griff. Der Schmerz kam jäh und überwältigend. Ich verlor die Balance und ging in die Knie. Ich fühlte, daß meine Finger feucht wurden, und als ich hinuntersah, waren sie voll Blut.
Der Raum drehte sich um mich und das letzte, was ich sah, bevor ich bewußtlos wurde, war Konrad Fanebust, der zu dem Balkon lief, von wo aus der Bürgermeister seinen Gästen die Aussicht über die Stadt zu zeigen pflegte. Und ich sah, was ich vielleicht schon lange hätte begreifen müssen. Der schwere Beinbruch, den er während des Krieges erlitten hatte, hatte seine Spuren hinterlassen. Er hinkte deutlich auf dem linken Bein.
Passanten sagte später, er habe einem großen Vogel geglichen, als er sich hinausstürzte. Ich selbst lag drei Wochen im Krankenhaus, bevor ich nach Hause fahren durfte.

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