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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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die der Vertrauensmann der Belegschaft aussprach. Die er seiner eigenen Aussage zufolge im Büro vorbrachte – und die sehr leicht mitgehört worden sein könnten, von Fräulein Pedersen, von dir. Und von Harald Wulff. Aber der Vertrauensmann kam während des Brandes ums Leben, und keiner von euch wollte jemals bestätigen, daß er etwas gesagt hatte. Aber mindestens zwei von euch kamen mit einem unerwarteten finanziellen Gewinn davon, von Hellebust selbst nicht zu reden.«
Sie wandte langsam den Kopf und sah mich an. »Hellebust bürgte für einen Kredit, als ich das Haus kaufte. Den Rest des Geldes hatte ich von einem – hatte ich geerbt.«
Ich sah sie scharf an. Ihr Blick wich aus. Das konnte vom Rausch kommen. Oder daher, daß sie log.
»Hatte Harald Wulff vielleicht Geld?« sagte ich. »Aus dem Krieg?«
Sie antwortete nicht.
Wir gingen weiter, stumm. Sie sah düster aus. Wir überquerten Bryggen, die Rosenkranzgate und kamen in die Øvregate hinauf. Ihr Gesicht hatte einen unbestimmbaren Ausdruck bekommen, als hätte sie einen Beschluß gefaßt.
Als wir in die Gasse vor ihrem Haus hinaufkamen, machte sie sich von meinem Arm los und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. Sie legte den Kopf zurück und sah mich schwer an, mit einer Art verlorener Sinnlichkeit. Wenn sie beabsichtigte, mich zu verführen, hatte sie die falsche Perücke gewählt und den falschen Tag. Aber wahrscheinlich brauchte sie nur etwas, an das sie sich anlehnen konnte. Sie sagte:
»Wenn du mit reinkommst, werde ich dir … Papiere zeigen. Ich kann es beweisen.«
»Na gut.« Ich sagte nichts davon, daß ein Beweis dafür, daß Hellebust für ihren Kredit gebürgt hatte, nicht unbedingt zu ihrem Vorteil sein würde. Aber es konnte auf jeden Fall interessant sein, ihre Papiere zu sehen.
Sie öffnete die Handtasche, die bis jetzt an ihrem Handgelenk ein eigenständiges Leben geführt hatte, und kramte ein paar Minuten nach dem Schlüssel. Als sie ihn endlich fand, brauchte sie noch weitere Minuten, um das Schlüsselloch zu lokalisieren.
Ich wartete geduldig.
Dann bekam sie die Tür auf. Ich folgte ihr schnell, für den Fall, daß sie es sich überlegte, oder vielleicht vergessen hatte, daß ich da war.
Wir kamen in ein dunkles, düsteres Treppenhaus. Sie suchte nach dem Lichtschalter, ohne ihn zu finden; dann führte sie uns in der Dunkelheit nach oben. Die Treppe endete in einem engen Absatz und sie öffnete eine altertümliche Tür zu den Räumen im ersten Stock. Wir kamen in etwas hinein, das einmal ein Vorraum gewesen war: braungestrichen und dunkel. In eine Ecke gepresst stand ein großer Schrank und an der Wand direkt vor uns hing ein verstaubtes gesticktes Bild eines Hauses mit der norwegischen Flagge davor.
»Wir gehen ins Wohnzimmer«, sagte Elise Blom und öffnete eine weitere Tür, deren Angeln schon viele Jahre kein Öl mehr gesehen hatten. Das Knarren hörte sich an wie das Geräusch alter Äste in starkem Wind.
Das Wohnzimmer war einfach und spartanisch. Im Fenster standen ein paar grüne Topfpflanzen, vor die grauweiße Gardinen gezogen waren. Auf einem Sekretär stand ein altes Souvenir von einer Deutschland-Reise: eine Miniatur eines Bierfasses, um dessen Mitte an sechs Haken kleine Becher hingen. Es hätte mich nicht überrascht, wenn Greetings from Deutschland darauf gestanden hätte. An der Wand über dem Sekretär hingen ein paar alte Familienportraits, aber ich erkannte keines der Gesichter wieder.
In der Ecke neben dem Sekretär stand ein alter Fernsehapparat, und an der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand ein altmodisches, gepolstertes Sofa mit graugrünem Bezug und ein paar Stickkissen darauf. Vor dem Sofa stand ein flacher Couchtisch, und unter dem Tisch lagen ein paar Zeitungen. Ich sah den Titel von einer von ihnen. Land und Volk.
Elise Blom war fast zum Fenster gegangen. Sie stand jetzt aus eigener Kraft, aber sie schwankte schwach und ihr Blick schwirrte ständig hilflos umher, als suche sie nach etwas, oder jemandem.
Ich folgte ihrem Blick durch den Raum.
Durch die eine Wand führte eine große Türöffnung in das Zimmer dahinter. Mitten im Raum dort stand ein Eßtisch mit geraden Beinen, und um den Tisch sechs hohe Stühle.
Am Ende des Tisches saß, das Gesicht uns zugewandt, ein Mann. Er hatte die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und eine große Pistole in den kräftigen Pranken. Die Pistole zeigte direkt auf mich, und auch wenn die Bilder, die ich von ihm gesehen hatte, 3 5 Jahre alt

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