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Im Dutzend phantastischer

Im Dutzend phantastischer

Titel: Im Dutzend phantastischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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dagegen. Er schloss den Mund und lehnte eine Wange an die kalte Fläche. Seine Schultern zuckten langsam auf und ab, dann schneller, Tränen tropften aus seinen Augenwinkeln und er begann zu schluchzen. Warum schien Dr. Hensen nicht mehr in der Lage, Peters Zähne so zu bearbeiten, dass sie makellos blieben? Ein Dilettant, das musste er sein. Aber nein, Hensen war eine Koryphäe auf seinem Gebiet – immer gewesen. Doch der Belag mochte noch in der Arztpraxis verschwunden gewesen sein, jetzt haftete er wieder an den Zähnen: winzige, aneinandergereihte Punkte, als seien es Mohnrückstände, aber er aß niemals Mohn.
    Peter schlug mit der Stirn gegen den Spiegel. Er lebte doch nicht im Mittelalter. Die medizinischen Möglichkeiten galten als revolutionär. Warum war es nicht möglich, ein paar alberne Flecken von seinen sonst so makellosen Zähnen zu entfernen?
    Wieder blickte er in den Spiegel, bleckte seine Zähne und dachte an seinen Opa, der – als er vor zehn Jahren verstorben war – keinen einzigen Zahn mehr besaß. Er war ein armer Mann gewesen und hatte über keinerlei Rücklagen verfügt, die ihm eine ärztliche Versorgung in irgendeiner Form ermöglicht hätten. Whisky gäbe es immer, hatte er gesagt. Whisky sei die Medizin für die Armen – und das von Geburt bis Untergang der Erde. So ähnlich begannen alle Geschichten, die Peters Opa zu erzählen wusste. Doch Peter wollte nicht an diese uralten Erzählungen denken, sondern an Whisky. Dieses malzige, hochprozentige Gesöff würde ihm einen Einfall bringen. Wenn du nicht weiter weißt, trink einen Whisky – auch ein Lebensmotto seines Opas.
    Peter rannte in die Küche, noch im Türrahmen gab er einen Befehl: »Whisky, hochprozentig, Marke egal.«
    Aus dem Drink-O-Mat klangen leise klickernde Geräusche. Wenige Sekunden später stellte eine biegsame Roboterhand ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit, in der runde Eiswürfel schwammen, auf die Ablagefläche. Peter hatte die Stimme des Automaten vor einiger Zeit abgestellt, da ihn das piepsende »Prost!« und »Wohl bekomms!« genervt hatte. Auch die ausländischen Sprüche wie »Na sdarowje«, »Skol«, »Slainté« oder »O’zapft is!« hatte er längst nicht mehr hören können.
    Jetzt wünschte er sich, er wüsste den Code, um diese Funktion neu einzustellen, das gäbe ihm vielleicht das Gefühl, nicht allein zu sein. Seine Hand zitterte, als er nach dem Glas griff und den Whisky in einem Zug hinunter kippte. Er schüttelte sich, der Alkohol brannte in der Kehle und im Magen.
    »Noch einen!«
    Der Drink-O-Mat reagierte nicht. Der Computer hätte in diesem Fall mitteilen müssen, um welches Problem es sich handelte. »Bitte geben Sie eine genaue Bezeichnung an!«, lautete es meistens. Doch ohne Stimme keine Mitteilung. Wütend warf er das Glas in eine Ecke, wo es polternd zu Boden fiel und nicht zerbrach. Es bestand aus unzerbrechlichen Material.
    In welcher seiner Gehirnwindungen hatte sich nur der Einschaltcode versteckt? Peter trat auf den Getränkeautomat zu. Nie hatte er sich für die Funktionalität der technischen Geräte in seiner Küche interessiert, sie gehörten zur Grundausstattung jeder Wohnung. Er ging leicht in die Hocke und stierte durch die Öffnung, durch die der Roboterarm die Gläser, gefüllt mit jedem gewünschten Getränk, schob. »Ich möchte ein Whisky, Alter, Herkunft nicht von Belang.« Einige Sekunden lang geschah nichts, dann gurgelte es im Inneren. Mit einem viel zu lauten Geräusch und einer unerwarteten Geschwindigkeit fuhr die Metallhand aus der Öffnung heraus und traf Peter mit Wucht ins Gesicht. Er schrie auf, presste die Hände gegen die Nase, bog sich vor Schmerzen und stürzte ans Spülbecken. Blut tropfte auf das sich selbst reinigende Metall.
    »Was für ein Scheiß-Tag!«, fluchte Peter, betastete vorsichtig seine Nase und spürte Erleichterung, als er feststellte, dass sie nicht gebrochen war. Wütend fuhr er herum und trat gegen den Kasten. Seinen aufgestauten Frust ließ er an dem Drink-O-Mat aus, indem er ihn mit Füßen und Fäusten traktierte, bis er erschöpft neben dem Gerät zusammen sackte. Er atmete stoßweise, Schweiß überzog seine Stirn, Blutreste klebten an seiner Nase – aber er lächelte.
    »Jetzt bin ich wenigstens nicht der Einzige hier mit Macken.« Sein Grinsen wirkte verzerrt. Eine Weile betrachtete er zufrieden eine von ihm geschlagene Beule im Metall, kleine Lacksplitter waren an dieser Stelle abgesprungen. Dann runzelte Peter die

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