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Im Dutzend phantastischer

Im Dutzend phantastischer

Titel: Im Dutzend phantastischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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und meinem Genie.
    Welch wunderbare Schöpfung, sich selbst ein Andenken zu setzen. Nirgends lebten realere Figuren als in meinem Kabinett.
    Dem Lovecraftschen Vermächtnis und der Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts stand nun nichts mehr im Wege – außer mir selbst.
     
     
    Ein halbes Jahr später
     
    »Hey. Der Typ sieht aus, als hätte er den Wahnsinn persönlich betrachtet. Ist das schaurig!«
    »Logisch, der Typ war wahnsinnig, wie sonst hätte er solche verrückten Geschichten schreiben können?!«
    Dean nahm Susan bei der Hand und zog sie an dem Raum mit Lovecrafts Freunden vorbei in den Familiensaal.
    »Ich finde, die Gesichter sehen furchtbar verfallen aus. Kümmert sich keiner hier drum?«, fragte Susan.
    »Hast du jemanden gesehen oder Eintritt gezahlt?«
    Susan zuckte mit den Achseln. Sie entfernte sich ein Stück von ihrem Freund. »Schau mal, der sieht noch gut aus, richtig zufrieden, im Gegensatz zu den Anderen, die aussehen, als wären sie gezwungen, hier zu sein.«
    »Das ist Morgan Lovecraft, der Enkel«, erklärte Dean.
    »Woher weißt du das?« Sie drehte sich zu Dean um, der am Eingang eine Tafel studierte.
    »Das steht hier.«
    Susan wandte sich wieder der toten Figur zu und schrie auf.
    »Was ist los?« Dean eilte auf sie zu.
    »Er hat sich verändert, da bin ich mir sicher. Er hat gelächelt.«
    Dean nahm seine Freundin in die Arme und lachte. »Jaja, ist klar. Hey, das sind Wachsfiguren, die sind alle tot.«
    »Komm, lass uns in den anderen Räumen nachsehen. Wie bist du eigentlich auf dieses Arkham gestoßen?« Susan klammerte sich an Dean. Sie zitterte leicht.
    »Mom hat mir davon erzählt. Sie hat gesagt, mein Vater wäre einer von ihnen gewesen. Er wäre des Nachts aus der Zukunft gekommen, hätte sie geschwängert und wäre wieder verschwunden.«
    »Deine Mutter trinkt zu viel.«
    »Ja, du hast Recht, aber dennoch sind wir hier.«
    »Und der Name deines Vaters?«
    »Den hat sie mir nie genannt.
    Dean wirkte erleichtert, als Susan ihn auf den Araber Abdul Alhazred aufmerksam machte und somit von seinem Vater ablenkte.
    »Das ist aber doch nicht das echte Necronomicon?«
    »Nein, nein, das liegt unten.«
    Erstaunt blickte Susan zu ihrem Freund auf. »Was?«
    Voller Panik schrie sie auf und riss sich von Dean los, als sie den gleichen Wahnsinn in seiner Mimik erkannte, der nicht dem H.P. Lovecrafts glich, sondern dem seines Enkels.

Abgelaufen
    (2005)
     
    Seit exakt vier Minuten und 59 Sekunden putzte sich Peter Paprini die Zähne. Sein imaginärer Wecker klingelte 1000 Millisekunden später. Er warf die Einmalzahnbürste in den Mülleimer und spülte oberflächlich den Mund aus, sodass ausreichend Zahnpastareste zurückblieben, die er für die nächste Reinigung benötigte. Mit geübten Griffen zog er sich einen 45 Zentimeter langen, nach Pfefferminz schmeckenden, nicht fasernden Zahnseidestrang ab. Stück für Stück arbeitete er sich an dem Faden entlang. Weitere 30 Sekunden pro Zahnlücke später, was bei 32 Zähnen 15 Minuten ausmachte, beendete er seine morgendliche Mundhygiene. Er gurgelte dreimal mit einem neutral schmeckenden, Bakterien abtötenden Mundwasser und spülte mit klarem Wasser nach. Er grinste sein Spiegelbild an, drehte den Kopf ein Stück nach links, anschließend nach rechts, begutachtete seine gradlinigen Zahnreihen und dankte Gott wie jeden Tag für seinen athletischen Körper, die markanten Gesichtszüge und die perfekten Zähne. Gehörte all das doch zu seinem Kapitel, es förderte sein selbstbewusstes Auftreten und machte das mühelose Verhandeln, speziell bei weiblichen Geschäftspartnern, erst möglich.
    Seine Gesundheit unterstützte er zusätzlich mit der täglichen Einnahme von Aufbaupräparaten. Außerdem ließ er sich alle sechs Wochen die Zähne bleichen und polieren. Seinen Frisör besuchte er einmal im Jahr, der ihm eine wachstumsstoppende Substanz in die Kopfhaut einmassierte. Peter trat ein Stück vom Spiegel weg, lächelte sich zu, bleckte die Zähne, fuhr mit der Zungenspitze über die ebenen Zahnreihen, trat näher heran, öffnete den Mund und begutachtete sein Werk von innen. Er nickte seinem Abbild zufrieden zu. Doch als er sich wegdrehen wollte, erhaschte er einen Blick auf einen Schatten – einen Schatten in seinem Mund, auf einem Zahn. Mit der Nasenspitze berührte er den kalten Spiegel, die Oberfläche beschlug durch seinen Atem. Er wischte mit dem Ärmel darüber, hielt die Luft an und riss den Mund weit auf. Sein Kiefer knackte. Mit

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