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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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hatte Anton Pixner seinen Cousins prophezeit, bevor sie vom vielen Bier und Schnaps besoffen ins Bett fielen.
    Toni hatte ausreichend Getränke eingekauft, bevor er von seinem Geschäftstermin in Meran wieder auf den Berghof hinauffuhr, wo Jo und Naz von Rauchschwaden eingehüllt und mit einem vollen Aschenbecher auf dem Tisch vor dem Fernseher saßen und die Nachrichten des österreichischen Fernsehens schauten.
    »Was habt ihr die ganze Zeit getan?«, fragte Toni und riss die Fenster auf.
    »Ich habe den Stall ausgemistet«, blöffte Naz.
    »Und ich die Sau geschlachtet«, röchelte Jo. »Jetzt habe ich Hunger.«
    »Ihr beide haut rein wie die Heuschrecken. Einen Schweinsbraten kann ich jetzt nicht mehr zubereiten, dazu ist es zu spät. Aber ich habe noch Pizza in der Tiefkühltruhe.«
    Die Pixner-Brüder stellten keine hohen Ansprüche ans Essen.
    »In zwei Tagen«, lallte Naz. »Am Mittwoch trifft die Überweisung auf dem österreichischen Konto ein. Dann hauen wir ab.«
     
    Die Sonne hatte sich zu dieser frühen Stunde noch nicht über den Großen Ifinger erhoben, den zweieinhalbtausend Meter hohen Berg der Sarntaler Alpen, zu deren Füßen sich im Westen das Passeiertal schlängelte. Die Gemeinde Riffian lag noch im Dunkeln, als die Einsatzfahrzeuge nach der Kirche Zu den sieben Schmerzen Mariens abbogen. Eine Einheit von dreißig bis an die Zähne bewaffneten Carabinieri in schwarzen Kampfanzügen versammelte sich in dem Fichtenwäldchen um ihren Capitano, der den Einsatz noch einmal umriss. Die Beamten teilten sich auf. Einige Fahrzeuge bogen nicht auf den steinigen Feldweg hinter der Schranke ein, sondern fuhren weiter hinauf, wo die Männer ausschwärmten und sich dem Hof von der Rückseite näherten.
    »Carabinieri, aprite subito la porta o la scassiamo con forza. Non c’è via di fuga. Ogni resistenza sarà invano. Aprite. La casa è assediata.« Die Stimme aus dem Lautsprecher des Einsatzwagens klang unaufgeregt, doch durchbrach sie brutal die Stille im Tal und wurde vom Echo zurückgeworfen. Die Durchsage wurde sogleich wiederholt.
    Anton Pixner fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch. Das Haus umstellt? Hatte er richtig gehört? Schießbefehl bei Fluchtversuch? Dreißig Sekunden? Wenn Ignaz wieder einen seiner blöden Scherze machte, würde er ihm gründlich die Leviten lesen.
    »Carabinieri, aprite subito la porta o la scassiamo con forza. Non c’è via di fuga. Ogni resistenza è invano. Avete trenta secondi. Ripeto trenta secondi. Spariremo se qualcuno tenta la fuga.« Noch einmal wurde der Befehl wiederholt.
    Toni rappelte sich auf, rannte zum Zimmer seiner Cousins und rüttelte sie wach.
    »Sie sind da«, zischte er panisch. »Los, lauft zum Versteck und nehmt eure Klamotten mit. Ich versuche, sie aufzuhalten.«
    Er stürmte aus dem Zimmer und lief die Treppe hinunter. »Arrivo«, rief er. »Non scassate la porta. Mi avete svegliato, porco d… arrivo.«
    Kaum hatte er den Riegel von der Tür des Mareienhofs zurückgezogen, wurde er zu Boden geworfen und gefesselt, während bewaffnete Männer in schwarzen Kampfanzügen, kugelsicheren Westen und mit Sturmhauben auf dem Kopf über ihn hinwegstürmten.
    »Das geht hier ja zu wie damals, als der Italiener die Carabinieri wegen der Bumser heraufgeschickt hat«, schimpfte Anton Pixner, während man ihn in Handschellen in einen Kleinbus verfrachtete. Die Tür des Fahrzeugs rastete dumpf ins Schloss.
    Der Befehl war am Abend eingetroffen. Kraft seiner Sondervollmacht hatte der Ermittlungsrichter alle Anschlüsse überwachen lassen, mit denen sich die Pixner-Brüder vielleicht in Verbindung zu setzen versuchten. In Galimbertis Kanzlei war Montagnachmittag ein Anruf eingegangen, der vom Festnetz eines Anton Pixner in Riffian getätigt wurde und zweieinhalb Minuten dauerte.
    Es lag auf der Hand, dass Johann und Ignaz sich in ihrer Lage irgendwann mit ihrem Strafverteidiger in Verbindung zu setzen suchten. Ihre Zeit war abgelaufen. Die beiden Verbrecher mussten damit rechnen, in eine der zahlreichen Kontrollen zu geraten, sobald sie ihr Versteck verließen. Ein Anwalt könnte eventuell noch etwas für sie herausholen, so sie sich freiwillig stellten.
    Battista Malannino hatte sich umgehend mit dem Divisonsgeneral des Regionalkommandos der Carabinieri für Trentino-Südtirol in Verbindung gesetzt und den Sachverhalt erläutert, der fast zeitgleich auch schriftlich in der Kaserne eintraf.
    Der General verständigte ihn kurz vor acht Uhr morgens von der

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