Im Fallschirmjäger-Bataillon 5 (German Edition)
2.
November 1965, am Gleisanschluss einer größeren Firma auf
der Lärchenstraße, da hieß Chemnitz gerade
Karl-Marx-Stadt, fanden wir uns entsprechend Einberufungsbefehl ein.
Aus unserer Stadt hatten sich noch weitere 3 junge Männer
freiwillig zu den Fallschirmjägern gemeldet. Es war früh am
Morgen und es regnete leicht, ein grauer Herbsttag.
Die rauchende
Dampflokomotive mit den Waggons stand schon bereit und nach einer
kurzen Kontrolle und Einweisung stiegen wir in den Zug.
Mit diesem Sammeltransport
wurden auch die allgemeinen Wehr-pflichtigen, es war eine stattliche
Anzahl, zu ihren Garnisonen gebracht. Zu denen gehörte auch ein
ehemaliger Mitschüler dem alles ein klein wenig nahe ging, ich
musste ihn mit tröstenden Worten beruhigen, er war gar nicht von
seinem Reiseziel begeistert. Für ihn ging es nach Torgelow -
Spechtberg (Eggesin) in ein Panzerregiment. Harmlos ausgedrückt,
es fehlte ihm jede Motivation.
Ja so wird das schon immer
gewesen sein, jedenfalls waren wir, die angehenden Fallschirmjäger,
so richtig heiß darauf endlich in den bunt-gescheckten
Kampfanzug zu steigen, im Alter von gerade mal 19 Jahren...
Nach einigen Stunden
Zugfahrt landeten wir auf Rügen. In Prora angekommen, vor dem
KdL (Kontrolldurchlass am Eingang der Kaserne) hieß es:
„Zigaretten aus, Koffer in die rechte Hand“. Im
Lauf-schritt ging es nun zu unseren zukünftigen Quartieren, so
einen Empfang hatte ich mir schon ein klein wenig anders vorgestellt.
Da war nix mit ruhiger Einweisung in unsere Zimmer, Abendbrot und
dann erst einmal Ausschlafen.
Das Ganze ist ja nun auch
für mich schon einige Jährchen her, aber der Wahrheitswert
meiner Erzählung aus der Erinnerung dürfte doch noch
ziemlich hoch sein.
Wir waren bis spät in
die Nacht hinein mit dem Empfang unserer Bekleidung und Ausrüstung,
wie so schön der „B/A Bulle“ das nannte,
beschäftigt. Alles legte man ordentlich auf die am Boden
ausgebreiteten Zeltbahnen und schleppte es in den großen
Schlafsaal, aber nicht zu langsam bitte! Im Schlafsaal kam dann das
Zeug in die Spinde neben unseren stählernen Feldbetten.
Am
nächsten Morgen 6:00 Uhr Wecken.
Oh Gott, jetzt wurde es
Ernst. Alles im Laufschritt, ab zum Frühsport, Morgenwäsche
mit kaltem Wasser, zum Zeitpunkt gab es kein warmes Wasser, wir
konnten uns nur kurz einmal in der Woche unter den an der Decke
installierten Mannschaftsduschen warm reinigen. Die Kasernen wurden
gerade baulich rekonstruiert.
Nun ging es fröhlich
mit der Grundausbildung weiter, dazu gehörte im Objekt auch ein
beliebter „Maskenball“. Nach Zeit sollte man die
verschiedensten bei der Einkleidung erhaltenen Uniformen wechseln.
(Dienstuniform,
Stabsdienstuniform, Ausbildungsuniform, Felddienst-uniform,
Ausgangsuniform, Paradeuniform, Arbeitsanzug.)
Draußen, im Gelände,
ließ man uns die klassischen Übungen zur
Körperertüchtigung erleben.
Nun ja, ich war eigentlich
gut vorbereitet. Bevor es zum Bataillon ging, hatte ich mich
zielgerichtet trainiert und begann wieder mit meinem Boxtraining, was
ich abgebrochen hatte. Immerhin war ich mal Sieger in einem
bezirksoffenen Boxturnier, im Junioren Weltergewicht. Meinem Trainer
erläuterte ich, warum ich mir wieder Kondition holte, was ich
vor hatte und dass ich nicht an Boxveranstaltungen teilnehmen wolle.
Das kam mir natürlich
jetzt bei der Ausbildung zu Gute. Mit 50 Liegestützen lag ich da
ganz gut im Rennen.
Jedenfalls fanden wir
keine Zeit zum Nachdenken es gab von allen Seiten Druck. Jemand
sagte: „Fallschirmjäger sind Diamanten und Diamanten
müssen geschliffen werden“. Das machte uns sogar noch
stolz.
Wir waren ja erst in der
Grundausbildung, hier wurde die Auswahl getroffen. Wenn dann sich die
Spreu vom Weizen trennte, ging es ja erst in die richtige
Spezialausbildung.
„ So ein
Schlafsaal ist ja nun auch nicht gerade ein Hotelaufenthalt... „
„ Sollte es ja auch
nicht sein, dazu war ja auch noch Umbauphase und irgendwie mussten ja
die Leute untergebracht werden“.
Da fällt mir eine
Episode ein. Wir übernachteten ja auch noch eine Weile bis zur
Aufteilung in die verschiedensten Einheiten im Schlafsaal, erst
später fanden uns wieder in der Begleitbatterie (BB), im
Pionierzug, Funkzug und in den Kompanien. Jetzt waren wir in der
Ausbildungskompanie.
Ich erlaube mir einen
Vorgriff, was ich beschreibe geschah nämlich erst in der 1.
Kompanie, die musste als einzige noch eine Weile im Schlafsaal
übernachten, bevor es die
Weitere Kostenlose Bücher