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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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    Gegen Ende der Regentschaft Königin Victorias...
    Mitternacht auf einem nebelverhangenen Friedhof. Es gibt bestimmt keinen düstereren Ort auf der Welt, dachte Annie Petrie.
    Ihr fröstelte und sie zog ihren Mantel enger um sich. Noch nie in ihrem Leben hatte sie größere Angst gehabt. Doch die Gerüchte, die sich um den Mann rankten, den sie hier zu treffen hoffte, besagten eines ganz eindeutig. Eine Begegnung mit ihm fand zu der Zeit und an dem Ort statt, die er bestimmte. Oder gar nicht.
    Annie hatte bestimmt hundertmal an diesem Tag ihre Meinung darüber geändert, ob sie überhaupt hierher kommen sollte. Seit sie heute Morgen aufgewacht war und die Notiz auf ihrem Nachttisch entdeckt hatte, war sie das reinste Nervenbündel.
    Mit zitternden Fingern hatte sie den Zettel genommen, erschüttert, dass er ihr Zimmer unbemerkt mitten in der Nacht betreten hatte. Irgendwie hatte er ihre verschlossenen Türen und Fensterläden überwunden, und sie hatte nicht das leiseste Geräusch gehört oder seine Anwesenheit irgendwie wahrgenommen. Es kam ihr vor, als hätte ein Geist ihr einen Besuch abgestattet.
    Schließlich hatte sie sich so weit wieder beruhigt, dass sie die Nachricht auf dem Zettel lesen konnte. Sie bestand aus einer einfachen Liste mit Anweisungen. Annie war sich darüber klar, dass sie nie wieder würde ruhig schlafen können, solange sie nicht einige Antworten bekommen hatte, also befolgte sie die Instruktionen auf der Liste Punkt für Punkt.
    Eine Weisung forderte sie auf, das Licht der Laterne abzuschwächen, sobald sie durch das Tor des Friedhofs getreten war. Jetzt strahlte sie nur noch ein schwaches Schimmern aus, das von dem unheimlichen Nebel reflektiert wurde. Die düsteren Umrisse von Grabsteinen, Krypten und Monumenten ragten aus dem feuchten Dunkel auf.
    Annie musste ihre gesamte Willenskraft aufbringen, um weiterzugehen. Du bist so weit gekommen, sagte sie sich, da wirst du doch jetzt nicht aufgeben! Es war immerhin der letzte Liebesdienst, den sie der armen Nellie erweisen konnte.
    »Guten Abend, Mrs. Petrie.«
    Die Stimme, die aus dem offenen Portal einer Krypta unmittelbar in ihrer Nähe drang, wirkte ebenso dunkel und bedrohlich wie der Friedhof. Annie erstarrte. Sie konnte vor Entsetzen nicht schreien, geschweige denn die Flucht ergreifen.
    Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass die Stimme gebildet klang, wie die eines Gentlemans. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund jedoch vergrößerte dieser Gedanke ihre Angst noch. Immerhin gelang es ihr, sich aus der Erstarrung zu lösen und sich langsam umzuwenden. Sie bemühte sich, den Mann in den Schatten zu erkennen, doch das gedämpfte Licht der Laterne reichte nicht bis in die eisige Dunkelheit im Eingang der Krypta.
    »Ich habe jeden einzelnen Punkt auf Eurer Liste befolgt.« Ihre Stimme zitterte, aber sie konnte nichts dagegen tun.
    »Ausgezeichnet. Vielleicht überrascht es Euch zu erfah-
    ren, dass viele der Leute, die eine Verabredung mit mir treffen, nicht erscheinen?«
    »Nein, Sir, das verwundert mich nicht im Geringsten.« Sie erschrak beinah, als ihr auffiel, dass sie doch noch ein bisschen Mut besaß. »Es gibt gewiss nicht viele Menschen, die es wagen würden, einen Fremden mit Eurem Ruf um eine solche Stunde an einem solchen Ort zu treffen.«
    »Wohl wahr.« Er klang amüsiert. »Aber ich konnte feststellen, dass solch merkwürdige Zeiten und Orte mir helfen, all jene auszusondern, denen es mit ihrem Anliegen nicht wirklich ernst ist.« Er machte eine Pause. »Ich arbeite nur für Klienten, die fest entschlossen sind, Antworten zu finden, ganz gleich, um welchen Preis, versteht Ihr?«
    »Ich bin fest entschlossen, Sir.«
    »Das glaube ich Euch. Also, warum kommen wir dann nicht zur Sache. Ich nehme an, es geht um den Tod Eurer Schwester, die vor zwei Tagen gestorben ist?«
    Seine nüchternen Worte erschütterten Annie. »Woher wisst Ihr von Nellie?«
    »Als ich erfuhr, dass Ihr mich zu treffen wünscht, war ich natürlich neugierig auf Euren Grund. Also habe ich Nachforschungen angestellt und erfahren, dass Ihr erst kürzlich Eure Schwester bei einem tragischen Unfall verloren habt.«
    »Genau darum geht es, Sir. Es war kein Unfall«, stieß Annie hervor. »Ich weiß, was die Polizei annimmt, aber das stimmt nicht.«
    »Nellie Taylor wurde bäuchlings treibend in einem kalten Tauchbecken in den Doncaster-Bädern gefunden. Alle Indizien deuteten darauf hin, dass sie auf den Fliesen am Rand des Beckens ausgeglitten ist, sich

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