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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
Vom Netzwerk:
verlangt.“
    „Aber es ist notwendig“, sagte Clay hinter Talin.
    „Ja.“ Dev zögerte, als müsse er erst seine Gedanken sammeln. „Kurz gesagt, begann es vor etwa hundert Jahren, als mit der Konditionierung durch Silentium angefangen wurde. Einige waren damit nicht einverstanden und suchten nach einem Ausweg. Natürlich im Geheimen, denn ein paar Abtrünnige waren bereits spurlos verschwunden.“
    Niemand unterbrach ihn, und er fuhr fort. „Schließlich verfielen sie auf die Lösung, sich in Massen vom Netz zu trennen und zu versuchen, sich in den verbleibenden Sekunden vor dem psychischen Tod miteinander zu verbinden. Sie hofften darauf, dass spontan ein Netzwerk entstehen würde. Sollte das nicht geschehen, waren sie bereit zu sterben.“ Die harten Linien in Devs Gesicht schienen von innen her zu leuchten. „Aber sie starben nicht. Das Schattennetz entstand.“
    „Das ist ganz außergewöhnlich“, sagte Sascha. „Ich war die Tochter einer Ratsherrin und wusste weder etwas von den Vergessenen noch von ihrem Schattennetz.“
    „Das überrascht mich nicht. Der Rat würde uns gern von der Erde tilgen.“
    „Können Sie noch weitere Abtrünnige aufnehmen?“, fragte Sascha, und Talin wusste, dass die Antwort äußerst wichtig für diejenigen war, die noch in Silentium gefangen waren.
    Dev schüttelte den Kopf. „Eine Generation nach der Trennung war es noch möglich. Manche haben sich erst später vom Medialnet gelöst. Die meisten von ihnen hatten Kinder, die sie nicht eher verlassen konnten.“
    Sascha nickte kurz, ihre Hand schloss sich so fest um die von Lucas, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    „Jeder in diesem Schattennetz ist inzwischen ein Mischling. Mit der Zeit haben sich die Energiebahnen verändert, sind so einzigartig geworden, dass sie wahrscheinlich die erfolgreiche Integration von ‚reinen‘ Medialen unmöglich machen, genauso wie es umgekehrt nicht funktionieren würde.“
    „Hat der Rat damals erkannt, was mit den Abtrünnigen passierte?“, fragte Talin, die versuchte, Devs Eröffnungen in ihrem Kopf zu ordnen.
    „Ja. Aber das Schattennetz kam ihnen noch so unbedeutend vor, und sie hatten so viel mit den Auswirkungen von Silentium zu tun, dass sie darauf keine Aufmerksamkeit verschwendeten. Sie dachten, die Abtrünnigen würden sich weiter mit anderen Arten vermischen, und das mediale Blut würde allmählich verschwinden.“
    „Ist es so gewesen?“
    „Einerseits ja und dann auch wieder nicht.“ Dev lehnte sich in seinem Stuhl zurück, seine Haut glänzte bronzefarben, als die Sonne durch das Fenster hinter ihm auf ihn fiel. „Es kommt immer wieder vor, dass ein Kind von zwei Abkömmlingen der Vergessenen über bemerkenswerte mediale Fähigkeiten verfügt. Das ist zwar selten, aber so wie Jon haben viele Kinder der Vergessenen versteckte oder offenbare Fähigkeiten. Und der Rat mag den Gedanken nicht, jemand von außen könne ihm auf geistiger Ebene ebenbürtig entgegentreten.“
    Talin fiel eines ihrer früheren Gespräche ein. „Sie sagten, der Rat habe vor ein paar Generationen angefangen, Jagd auf sie zu machen. War das der Grund?“
    Ein knappes Kopfnicken. „Sobald Silentium fest verankert war, fing das Morden an. Diejenigen Nachkommen, die keine Verbindung zum Schattennetz brauchten– nicht alle Kinder brauchten es–, wurden angewiesen, sich überall im Land zu zerstreuen und nicht wieder Verbindung untereinander aufzunehmen.“
    „Diejenigen, die das Bio-Feedback brauchten, konnten nicht weit fort, denn das Netz war nicht groß genug“, sagte Sascha.
    „Ja. Sie hätten geistig verhungern müssen. Shine wurde von Leuten gegründet, die im Schattennetz geblieben waren. Erst in den letzten Jahren sind wir stark genug geworden, um uns vorsichtig auf die Suche nach ihnen zu machen. Wir haben unsere Bemühungen auf ausgegrenzte Kinder gerichtet, weil diese uns am meisten brauchten.“
    „Warum denn?“ Jon klang aufgebracht. „Sie hätten uns genauso gut eine Zielscheibe auf den Rücken kleben können.“
    Devs Lippen wurden schmal. „Wir haben euch gesucht, weil einige unsere Hilfe brauchten. Nicht alle haben ‚Gaben‘. Für manche ist es eher ein Fluch– wir sind auf ein sterbendes Kind gestoßen, das die Verbindung zum Schattennetz brauchte, aber die Fähigkeit, es wiederzufinden, verloren hatte.“ Seine Unterkiefer mahlten, seine Augen waren dunkel vor Wut. „Bei einem Jugendlichen mit mittleren telepathischen Fähigkeiten hatte man Schizophrenie

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