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Im finsteren Wald

Im finsteren Wald

Titel: Im finsteren Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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Schweiß, schalem Bier und beißendem Zigarettenrauch entgegen. Tinas Augen begannen zu tränen und sie japste nach Luft, worauf sich dieser Nebel des Grauens in ihre Bronchien ätzte und eine Hustenattacke auslöste.
    „Hab dich nicht so“, drängte ihr Vater und schob sie weiter.
    „Aber lüften könnten sie hier wirklich mal“, bemerkte Karin.
    Puterrot und nach Atem ringend, wankte Tina durch die Rauchschwaden vorwärts und rempelte mit ihrem Oberschenkel einen runden Tisch an, an dem drei Typen Karten spielten. Deren Bier- und Schnapsgläser klirrten und ein Glas kippte um. Ein Bierschwall traf die nagelneuen Bella Swan Bermudashorts und rann an ihrem Bein hinab. Geschockt schnappte sie nach Luft und funkelte die Kerle an. Glasige Augen stierten zurück. Sie war wie gelähmt. Einem der drei fiel die Pfeife aus dem Mund und polterte auf den Tisch, Glutpunkte wallten auf und verzischten in der Bierlache. Ungeniert starrte das Trio auf den Bereich zwischen ihren Schenkeln.
    Instinktiv legte sie den Rückwärtsgang ein und kollidierte mit ihrer Mutter, die sie zusammenstauchte: „Pass doch auf! Und hab dich nicht so zickig – zieh dir in Zukunft lieber etwas Vernünftiges an.“
    Als Tina endlich am Tisch saß, war sie geschockt! Was war das, wo war sie hier gelandet? Etwas ängstlich musterte sie ihre Umgebung. Neben den notgeilen Säcken stand ein erdbraunes, durchgesessenes Sofa, über dem ein Hirschkopf thronte, dem eine Geweihstange fehlte. Sie bemerkte, wie sich die Härchen auf ihren gebräunten Armen aufrichteten. Schnell wandte sie den Blick zum einzigen Fenster in dieser Höhle – Höhle, das war das richtige Wort für diese Dorfkneipe. Die vom Tabakdunst gegerbte Gardine hatte mit Sicherheit noch nie Bekanntschaft mit einem Waschmittel gemacht, schätzte Tina resigniert ein.
    Die Stimme der Wirtin ließ sie aufschrecken. Sie wollte anscheinend die Bestellung aufnehmen. In Tinas Magen rumorte es – ob vor Hunger oder Ekel, das war hier die Frage. Trotzdem konzentrierte sie sich auf die Frau vor ihr, die jetzt die komplette Speisekarte herunterratterte. Dieses bestand aus genau fünf Gerichten, wobei Bock- oder Bratwurst mit Brot oder Pommes allein schon vier Positionen besetzte. Einmütig entschied sie sich für die Nummer Fünf: Schnitzel mit Pommes. Paps und Mam schlossen sich ihr an.
    Während die Pensionsdame, Wirtin und Kellnerin in einer Person zur Küche wackelte, schaute Tina zurück zu den Männern. Die drei hatten wieder ihr Kartenspiel aufgenommen und zelebrierten gerade ein seltsames Ritual, indem sie sich abwechselnd anbrüllten: Kontra, Re, Bock, Zippe …. Einer der Spieler, er hatte einen filzigen Vollbart und eine ebenso zottelige Mähne, erinnerte sie an Reinhold Messner. Ein abenteuerlicher Typ mit einer tiefen Narbe im Gesicht, der wieder an seiner Pfeife nuckelte. Aus einem Spalt zwischen Mundwinkel und Rauchgerät sickerte bräunlicher Speichel. Die anderen beiden schienen in ihren schmierigen Militärklamotten, dem kurzen Haarschnitt und Schnauzbart das Kaiserreich überdauert zu haben. Während sie sich unablässig angifteten, röteten sich ihre Gesichter noch weiter und Tina glaubte schon, sie würden gleich mit Fäusten aufeinander losgehen.
    Angeekelt wandte sie sich ab und folgte dem Gespräch der Eltern. Die versuchten gerade, sich diese Absteige schön zu reden. Und wenig später geschah ein Wunder, denn die Wirtin wuchtete ihre Bestellung heran. Ein Monster von einem Schnitzel verhüllte jeden ihrer Teller – aber keinerlei Beilage war zu entdecken. Kurz darauf erschienen zwei Salatschüsseln auf dem Tisch und während aus der einen ein saftiger Salat quoll, erhob sich aus der anderen ein Pommesberg.
    Wenig später knallte die Dame noch zwei Mega-Budeln mit Mayo und Ketchup auf den Tisch. Lachend rief sie im Weggehen: „Guten Appetit! Die Getränke kommen gleich.“
    Mit Salz hatte man nicht gegeizt, ansonsten war das Essen eine Offenbarung – das Fleisch und der Salat waren garantiert Bio und die Pommes konnten nur hausgemacht sein, wenn nicht sogar handgeschnitzt.
    Tina lieferte sich mit ihrem Paps einen harten Kampf um den Pommes-Berg, musste aber bald ihren Gipfelsturm abbrechen, da sie sonst an dem XXL-Schnitzel gescheitert wäre. Als endlich die ersehnten Getränke eintrafen, stürzte sie sich auf das Glas und trank die Cola gierig leer. Dabei blickte sie zu den Männern – deren Karten lagen auf dem Tisch, ungeniert glotzten die Kerle sie an.
    Um ein Haar

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