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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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tötenden Einsamkeit…
    „Antworte doch, Junge, gib uns ein Zeichen!“ Ahab bittet und fleht.
    Und da! Langsam dreht sich Leander um, es ist deutlich zu sehen! Etwas steif und unbeholfen wirkt die Bewegung. Jetzt sieht er direkt in die Bordkamera des Gleiters! Sein Gesicht s ausdruck ist auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Leander lehnt sich etwas zurück und rückt den Antiplasmawerfer zurecht.
    „Nein!“ brüllt Ahab auf. „Tu das nicht! Laß den Werfer, Leander! – Osiris ! Drehen Sie sofort ab! Durchstarten, Mann! Durchstarten…“
    Da blitzt es leuchtend auf, dort, wo Leander steht. Ein grel l weiß strahlender Flammenfinger schießt auf sie zu, bohrt sich glühend und dampfend durch die Atmosphäre. Im selben Augenblick erlischt der Bildschirm in der Kommandozentrale der Leviathan.
    Die Raumfahrer prallen entsetzt zurück. Askart schlägt die Hände vors Gesicht und wendet sich ab. Ein dumpfes Stöhnen entringt sich seiner Brust. Pyron und Osmar haben sich instinktiv geduckt, jetzt starren sie mit versteinerten Gesichtern auf den toten Bildschirm.
    „Nein! Das hat er nicht getan!“ ächzt Ahab ungläubig. Sein rechtes Augenlid zuckt. Dann brüllt er: „Osiris ! Melde dich, was ist geschehen? Melde dich, Osiris ! Osiris , das ist ein Befehl!“
    Die Lautsprecher schweigen, als hätten sie nie einen Ton von sich gegeben.
    „Hörst du nicht! Das ist ein Befehl! Ein Befehl…, Befehl…“ Ihm versagt die Stimme. In seinen Mundwinkeln hängen weiße Schaumflocken.
    „Er ist tot…“, sagt Askart tonlos.
    „Tot…“ Als Ahab ihn ansieht, ist der Chefnavigator erschü t tert. Weit aufgerissene Augen, die es nicht fassen wollen, stumpf und erloschen, in einem zerstörten Gesicht. Der Kapitän schüttelt trotzig den Kopf. „Nein, nein, nein. Er ist nicht tot, er hört uns nur nicht, ich muß lauter sprechen, viel lauter…“ Askart bemerkt in den matten Blicken ein gefährliches Glitzern.
    „ Osiris ! Du sollst dich melden!“ schreit Ahab mit sich überschlagender Stimme. „Dein Kapitän befiehlt dir, dich zu melden! Du bist nicht tot. Verstell dich nicht! So stirbt man nicht, hörst du! So stirbt ein Raumfahrer nicht! Das kannst du mir nicht weismachen! Ich weiß es…, ich weiß es…“
    Askart kann gerade noch herbeistürzen, um den röchelnden, zusammenbrechenden Kapitän aufzufangen. „Bringen Sie ihn in seine Kajüte und passen sie gut auf ihn auf!“ befiehlt er zwei Navigatoren der Stammbesatzung. „Und Sie, Pyron, informi e ren Sie sofort Doktor Pinn!“
    Marius Askart ballt verzweifelt die Fäuste und sagt: „Ich übernehme das Kommando, bis es dem Kapitän besser geht. Sofort alle Gleiter zurückbeordern! Alarmstufe drei wird bis auf ausdrücklichen Widerruf beibehalten!“
    Die Männer befolgen seine Befehle ohne Kommentar. Dann ist es totenstill auf der Brücke. Alle warten darauf, was Askart zu unternehmen gedenkt.
    Ein leises Schluchzen ist zu hören. Dem sonst so gelassenen, unerschütterlichen Osmar Sargon laufen Tränen über die hageren Wangen. „Das hat er nicht absichtlich getan, nicht wahr, Chefnavigator? Leander hat keine Schuld, er wollte das nicht…, es ist nicht seine Schuld, nicht wahr…“
    Askart schweigt betroffen. Der Junge hat recht. Leander ist nicht schuld. Wo liegt der Fehler? Was haben sie verkehrt gemacht, daß es so kommen konnte? Sandies und Ekalla haben immer wieder vor diesem unheimlichen Einzeller gewarnt. Haben sie die Warnungen nicht ernst genug genommen? Hätte Ekalla sich nicht zufällig für die Ariels interessiert, nie hätten sie von der Existenz dieses verfluchten Lanzetts X erfahren! Wer will ihnen daraus einen Vorwurf machen?
    Aber sie wußten von Lanzett X! Er, Dr. Pinn, Leander – alle. Und vor allem Ahab. Der Kapitän wußte es. Obwohl er anfangs zögerte, hat er die Rodung doch fortgesetzt… Aus völlig unverständlichen Gründen hat er darauf beharrt, die Basis Krassnick 1 zu errichten. Vielleicht ist er wirklich schon zu alt und aufgrund seiner Behinderung den Anforderungen an einen Raumkreuzerkommandanten nicht mehr gewachsen? Es ist seine Schuld. Und er weiß es…
    Diese Erkenntnis sticht Askart wie ein Lanzenstoß mitten ins Herz. Der eisenharte, unfehlbare Kapitän Arnold hat einmal in seinem Leben einen Fehler gemacht. Und gerade in einem Augenblick, in dem man sich keine, auch nicht die geringste Schwäche leisten durfte. Aber wer wird den Mut haben, das zu sagen? Wer wird so über alles Geschehene erhaben sein, um Ahab

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