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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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landen konnte, beweist, daß er noch nicht vollständig die Gewalt über sein Ich verloren hat, denkt Ahab. „Warten Sie noch, bleiben Sie in dieser Höhe!“ befiehlt er dem Piloten. „Stellen Sie das Rufen ein, und landen Sie nur auf meinen Befehl, Osiris !“
    Dann gibt er Pyron einen Wink und drückt die Ruftaste erneut. „Kapitän Arnold an Ramses ! Leander, Junge hör mir zu! Du bist schwerkrank. Du weißt nicht, was du tust. Lanzett X beei n trächtigt dein Bewußtsein. In deiner Verfassung gehst du draußen vor die Hunde, Junge. Wir wollen dir doch nur helfen! Bitte leg den Werfer weg, Leander. Ich bitte dich darum, hörst du? Ich werde jetzt Osiris den Befehl geben, zu landen und dich zu holen. Niemand wird dir etwas tun, Junge. Wir alle wünschen uns von ganzem Herzen, daß du wieder gesund wirst. Du mußt uns glauben! Doktor Pinn ist dir nicht böse, er weiß, daß du keine Schuld hast. Jeder hier weiß, daß wir dich für dein Tun nicht verantwortlich machen dürfen. Verhalte dich ruhig, Junge, und laß dich durch nichts nervös machen. Wir helfen dir, hab Vertrauen zu uns. Hast du mich verstanden, Leander? Ende. Ramses , bitte kommen.“
    Ahab hat es wie eine Beschwörung gesprochen. Er wischt sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß aus den Augenwi n keln, der in dicken Tropfen entlang der steilen Falte in seiner Nasenwurzel läuft. Leander schweigt.
    „Vielleicht ist der Sender defekt?“ sagt Pyron schüchtern. Sofort drückt Ahab auf die Ruftaste und murmelt dankbar: „Wenigstens einer, der kühlen Kopf bewahrt. Daran hätten wir schon längst denken müssen!“
    Askart schüttelt traurig den Kopf.
    „Leander, höre! Wahrscheinlich ist dein Sender defekt, wir hören dich nicht! Wenn du uns verstehen kannst, gib ein Zeichen; Osiris ist über dir, wir sehen dich. Winke mit der Hand, wenn du mich hörst!“
    Die Gestalt in der Kanzel des Gleiters Ramses rührt sich nicht. Still und unbeweglich sitzt Leander auf dem Lukenrand, wie zu Eis gefroren. Rings um ihn schwirren dunkle Punkte auf und nieder, umflattern zutraulich den Gleiter und lassen sich auf ihm nieder. Tausende sind es, Tausende von putzigen, unbeschwert zirpenden Plüschbällchen. Leander ist bis unmittelbar an eine Arielkolonie herangerollt.
    „Gut, wir können nicht anders, wir müssen es versuchen“ sagt Ahab gepreßt.
    „ Osiris ! Landen Sie!“
    „Zu Befehl, Kapitän!“ Die Stimme des Piloten klingt en t schlossen und furchtlos.
    Auf dem Bildschirm ist zu erkennen, wie er den Gleiter über die linke Tragfläche abkippen läßt. Die Landschaft rutscht nach links weg, und der Horizont wird sichtbar. Dann fängt er den Gleiter in geringer Höhe ab und läßt ihn sinken.
    „Leander! Osiris landet jetzt. Der Pilot wird zu dir kommen und dir helfen! Bitte gehe mit ihm an Bord! Dir geschieht nichts, Junge, hab keine Angst!“ sagt Ahab heiser. Er hat die Fäuste so fest geballt, daß seine Knöchel wie Elfenbein glänzen. Sein Gesicht ist fleckig und spröde wie die Rinde einer knorrigen Eiche.
    Alles darf ihm passieren, jedes Übel nimmt er bereitwillig auf sich, er ist bereit, sich zu demütigen, ein Unrecht zu begehen – ja, sogar sein Leben zu geben. Nur eins darf nicht geschehen: Leander Malden darf nichts zustoßen! Ahab denkt nicht an des Geflüster und Getuschel, das unweigerlich einsetzen würde, wenn ausgerechnet dem Sohn seines gehaßten ehemaligen Freundes unter seinem Kommando ein Unglück widerfahren würde. Gegen gehässige Unterstellungen und gemeine Schadenfreude dieser Art ist er immun.
    Aber er, der selbst keine eigene Familie hat, er hat den Sohn Anatol Maldens ins Herz geschlossen, als sei Leander von seinem eigenen Fleisch und Blut. Und so draufgängerisch und furchtlos wie der junge Offiziersschüler war einst auch Remgar Arnold. Wenn es etwas gibt, was Arnold seinem ehemaligen Freund noch weniger gönnt als dessen Gesundheit und den beruflich glänzenden Erfolg – dann ist es dieser Sohn! Dieser verzogene, verbogene und doch so formbare Leander Malden. Anatol hat kein Recht auf ihn! denkt er düster. Er gehört mir, sein Platz ist an meiner Seite, ich brauche ihn!
    Auf einmal wird sich Ahab bewußt, daß seine maßlose Eifersucht auf Anatol Malden viel brennender und schmerze n der ist, als es sein Neid auf die Jugend und Gesundheit der Kadetten war, ein Neid, den er fast überwunden hat. Was ist auch schon der Verlust eines Beines gegen ein Gefühl der Leere und der Einsamkeit, der schrecklichen,

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