Im Glanz Der Sonne Zaurak
verzweifelte Schreien wehrloser Wesen, die vor einem blutgierigen Feind fliehen! Aber darauf achtet Leander nicht. Etwas anderes fesselt seine Aufmerksa m keit. Mitten auf der Lichtung steht ein merkwürdiges Fluggerät. Eins, wie er es noch nie gesehen hat!
Ein Katamaran! Ein Doppelrumpfgleiter! Zwei schlanke spindelförmige Körper, durch ein nach oben gewölbtes Deck miteinander verbunden! Und die knollige Verdickung auf diesem Deck – das muß die Kanzel sein!
Gebannt tritt Leander an den Katamaran heran und streicht über die dunkelviolett schimmernde Außenhaut. Er hat das Gefühl, als drückten seine Finger in eine unsichtbare Schau m gummischicht. Einen halben Zentimeter über der Oberfläche des Flugkörpers wird der Widerstand so stark, daß es ihm nicht gelingt, diese merkwürdige Kraft zu überwinden. Dunkel beginnt er zu ahnen, daß dieser Gleiter nicht von Mensche n hand erschaffen wurde. Das Material der Kanzel ist stumpf und undurchsichtig wie die Mattscheibe eines Bildschirms. Anfangs kam ihm der verrückte Gedanke, er könnte in einem todesäh n lichen Schlaf Jahrzehnte oder noch länger auf dem Planeten zugebracht haben, und dies sei ein hypermoderner irdischer Gleiter. Ein Fluggerät aus einer Generation, die er noch nicht kennt. Aber an diesem Katamaran ist nichts Irdisches. Keine Positionslampen, keine Beschriftung, nicht einmal irgendein Emblem, ein Adler oder eine Taube oder wie bei den Phar a o -Gleitern eine Sphinx. Das ist keine irdische Konstruktion!
Leanders Gedanken überschlagen sich. Sollte es ausgerec h net ihm beschieden sein, als erster Mensch anderen vernunf t begabten Wesen von Angesicht zu Angesicht gegenüberz u stehen, die Erfüllung eines jahrhundertealten Menschheit s traumes zu erleben? Mit dieser Möglichkeit hat er sich noch nicht ernsthaft beschäftigt. Unter Raumfahrern gehört es nicht zum guten Ton, sich solchen Spekulationen hinzugeben, denn von Generation zu Generation verdichtete sich die Gewißheit, daß die Menschen innerhalb ihrer Galaxis die einzigen mit hochentwickelter Vernunft ausgerüsteten Wesen sind. Und das Erreichen anderer Galaxien ist so gut wie unmöglich…
Undeutlich blitzt die Erinnerung an einen seltsamen Traum in Leanders Gedanken auf: Ein irrsinniger Flug mitten in den Andromedanebel hinein… Das muß erst vor kurzem gewesen sein.
Ein flackerndes Leuchten erhellt sekundenlang die Lichtung. Gleichzeitig hört Leander ein ihm wohlbekanntes, giftiges Fauchen. Mit schnellen Schritten läuft Leander um den Katamaran herum.
Dort steht er. Funkelnd, strahlend, schillernd. In der rechten Faust einen Werfer, der verteufelt den veralteten Skorpionwe r fern ähnelt. Kaltblütig schießt er in die aufwirbelnden Wolken aufgeschreckter Ariels hinein und zielt ebenso unberührt auf die in panischer Angst umhertrippelnden Jungtiere.
Der schillernde Skaphander wirkt wie aus einem grobfaser i gen, silbrig funkelnden Gewebe hergestellt – einem Geflecht aus zentimeterstarken, blitzenden Chromdrähten. Gleich erkennt Leander die Täuschung. In Wirklichkeit besteht die Haut des Skaphanders aus konkaven Waben, die das grüne Licht der Sonne Zaurak wie Parabolspiegel reflektieren.
Matt und undurchsichtig schimmernd, sitzt ein elliptisch geformter, purpurfarbener Helm auf den Schultern. Ein Mensch! Ein Mensch mit Kopf, Armen und Beinen! Etwas gedrungen und mit sehr schmalen Schultern, aber zweifellos ein human o ides Wesen!
Der Fremde hat Leander noch nicht bemerkt. Das Schauspiel, das sich ihm bietet, ernüchtert Leander. Verstört sieht er zu, wie der Strahl aus der Waffe des Außerirdischen gnadenlos zwischen die Ariels fährt, sie zerreißt, zerfetzt, verbrennt wie zusammengeknäultes Papier. Durch den Atemfilter dringt ein ekelerregender, beißender Gestank nach verbranntem Fleisch.
Die Bewegungen des Fremden haben etwas Zielloses, Unen t schlossenes. Als täte er etwas, von dessen Sinn und Erfolg er nicht recht überzeugt ist. Da fällt Leanders Blick auf die herabhängende linke Hand des Humanoiden. Es ist nur eine geringfügige Kleinigkeit. Und doch rieseln Leander in diesem Augenblick kalte Schauer über den Rücken. Es ist etwas, was den Eindruck des vertrauten und gewohnten Anblicks einer menschlichen Gestalt zerstört. Der Handschuh des Skapha n ders hat vier Finger. Einen Daumen, zwei dünne, zierliche Finger und dazwischen ein dickes, daumenähnliches Greifo r gan…
Als keine lebenden Ariels mehr auf dem Boden sitzen, schießt der Fremde
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